Thema:
Jein. flat
Autor: sYntiq
Datum:18.04.23 16:07
Antwort auf:Gibt es Leute die "Arbeit" benötigen? von Droog

Die Arbeit "brauche" ich nur wegen des Geldes. Davon ab empfinde ich sie eher als hinderlich.

Ich habe viel zu viele Interessen und Hobbies für die dank Arbeit einfach kaum oder gar keine Zeit ist. Noch dazu bin ich ein geborener Nachtmensch und meine Arbeitszeit geht komplett gegen meinen eigenen Rhythmus.

Ich war bis vor ca. 15 Jahren rund 2 Jahre arbeitslos. Damals hatte ich noch weniger Hobbies als jetzt aber konnte dennoch meinen Tag sehr gut füllen. Das einzige Problem zu der Zeit war halt das liebe Geld. Hartz IV ist dann halt doch etwas ZU wenig um längerfristig halbwegs vernünftig zu leben....

Während der Lockdowns in der Pandemie war ich auch dank Kurzarbeitszeit wochen- bzw. monatelang zu Hause.
Auch hier konnte ich dann  nach meinem eigenen Rhythmus leben und habe die Zeit auch gut gefüllt. Hier habe ich dann auch gemerkt dass Arbeiten Geld kostet.... Obwohl ich weniger bekam als mein normales Gehalt, hatte ich am Ende des Monats sogar mehr Geld übrig. Abokarte, Verpflegung für den Arbeitstag, hin und wieder gemeinsame Mittagspause mit den Kollegen etc pp. fiel halt alles weg. (Wenn ich gegen meinen eigenen Rhythmus lebe esse ich irgendwie auch mehr....)

Wenn man weniger freie Zeit hat, gibt man oftmals auch mehr Geld aus um diese "wenige" Freizeit zumindest gefühlt effektiver zu nutzen. (Da gab es vor Jahren auch mal eine Studie zu. Je weniger Freizeit man hat, um so mehr wird als Freizeitersatz halt konsumiert)

Wenn mir jetzt jemand anbieten würde "Du bekommst jeden Monat 80% deines bisherigen Gehalts, müsstest dafür aber nicht mehr arbeiten" würde ich sofort  ja sagen.

Ich würde gern mal wieder etwas "für mich" lernen, den einen oder anderen Kurs an der VHS etc. besuchen. Klappt nicht, da meine Arbeitszeit da reingrätscht...
Abgesehen davon könnte ich mich auch meinen Hobbies mehr widmen und hätte auch viel mehr Zeit für Freunde etc.

Es gibt auch noch so viele Dinge die ich eigentlich gern mal ausprobieren würde die ich mir aber schon im Vorfeld selbst ausrede: Ich hab selbst für die Hälfte meiner Hobbies und Interessen keine Zeit, da guck ich mir lieber nicht noch neue Sachen an...

Ich bin zur Zeit dabei meine Homepage komplett neu zu machen und suche dafür alles mögliche meiner kreativen Arbeiten zusammen. Dabei habe ich festgestellt: Meine mit Abstand kreativste Zeit waren die 2 Jahre Arbeitslosigkeit vor 15 Jahren. Seitdem ich diesen Job habe (Mediengestalter) bin ich privat kaum noch kreativ tätig. Gleichzeitig waren diese 2 Jahre auch die in denen ich die meisten sozialen Kontakte hatte, und sehr viel erlebt und gelernt habe...

Ich gehöre "leider" nicht zu denen die Erfüllung in ihrem Job finden. Im Gegenteil. Wie heisst es so schön? "Mach dein Hobby zum Beruf und du musst nie mehr arbeiten." Jedes Mal wenn ich das gemacht habe, habe ich mir dadurch das jeweilige Hobby kaputtgemacht. Wobei ich allerdings auch schon durch das eine oder andere Hobby für andere "gearbeitet" habe. Homepages für andere Menschen/Vereine etc. gestaltet und erstellt, Grafiken für andere retuschiert etc pp. aber dabei halt immer darauf geachtet dass ich dabei sehr, sehr viele Freiheiten habe damit es sich nie nach Pflicht anfühlt. Müsste ich nicht mehr arbeiten, würde aber weiterhin mein Geld bekommen, würde ich auch hier wieder mehr für andere und mit anderen machen. Und/oder halt versuchen das eine oder andere Hobby-Erzeugnis zu Geld zu machen. :)

Ich wurde allerdings auch nie so erzogen dass ich nur durch Arbeit etwas wert wäre oder so. Ganz im Gegensatz zB. zu einer damaligen Freundin. Als sie ihren Job verlor konnte man quasi direkt zugucken wie sie psychisch kaputtging und täglich mehr an sich zweifelte und sich wertloser fühlte. Ihr war es auch egal wie viel sie verdient solange sie überhaupt Arbeit hat. Aber in der Familie hiess es halt nicht nur dass man ohne Arbeit für die Gesellschaft keinen Wert hat, sondern dass man ohne Arbeit halt generell wertlos ist....


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