Thema:
Re:Mal ne Frage zur Gasreduzierung flat
Autor: _bla_
Datum:18.07.22 20:00
Antwort auf:Re:Mal ne Frage zur Gasreduzierung von Phil Gates

>Mir ging es darum, dass man aber diese "nur" 25% in der Industrie (ist Dir klar, was das heißt?? Denkst Du, die Autos sind der Haupt-CO2-Emitteur???)

Die Industrie macht gute 20% der CO2 Emissionen aus, diese 20% gehen aber auch heute nur zum Teil auf Erdgas zurück:
[https://www.ndr.de/ratgeber/klimawandel/CO2-Ausstoss-in-Deutschland-Sektoren,kohlendioxid146.html]
[https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2021/12/PD21_551_435.html]
„Wie in den vergangenen Jahren waren die wichtigsten Energieträger in der Industrie Erdgas (31 %), Strom (21 %), Mineralöle und Mineralölprodukte (16 %) sowie Kohle (16 %).“

Wenn wir also nur auf fossilen Energieträger in der Industrie schauen, macht Erdgas rund die Hälfte der fossilen Energieträger in der Industrie aus. Der Anteil des CO2 dürfte aber ein gutes Stück niedriger liegen, weil Öl und besonders Kohle wesentlich mehr CO2 Ausstoß per kWh erzeugen. Aber gehen wir ruhig von 50% aus, dann rund 10% der CO2 Emissionen Deutschlands auf Erdgas in der Industrie zurückgehen,
wenn das alles vom Erdgas auf Öl umgestellt, dann würden die CO2 Emissionen Deutschlands um 2,5% steigen. Und das ist ein völlig unrealistisches Szenario, vieles lässt sich nicht praktikabel umstellen, teilweise wird Erdgas als Inhaltsstoff für die chemische Industrie genutzt und ein Teil der CO2 Emissionen der Industrie hängen nicht an einem Energieträger, sondern entstehen bei Prozessen wie bspw. Betonherstellung.

>einsparen könnte, indem man das Erdgas, was wir bekommen oder haben nicht zur Stromerzeugung verfeuert, sondern dafür eben die AKWs eine begrenzte Zeit lang weiterbetreibt.

Das wird halt eher nicht reichen. So viel Gas verwenden wir nicht zur Stromversorgung, 12% des Gas gehen in die Stromerzeugung, selbst wenn du das komplett einsparen könntest, reicht das nicht um den fast 3mal höheren Verbrauch der Industrie zu sichern.
Die AKWs können wegen ihrer schlechten Regelbarkeit Gaskraftwerke auch im Optimalfall nicht vollständig ersetzen und viele Gaskraftwerke werden schon deshalb benötigt, weil sie Fernwärme zur Verfügung stellen. Und die restlichen AKWs sind auch zu wenige, um damit den Strom zu ersetzen der bisher aus den Gaskraftwerken kommt.

EDIT: Ich bin gar nicht gegen einen Weiterbetrieb von ein paar AKWs, ich glaube das könnte durchaus etwas helfen und wenn man sich wirklich die einzelnen Kraftwerke und ihren jeweiligen Wartungsstand und Sicherheitsstatus anschaut, kann man bestimmt auch zu einer vernünftigen Abwägung kommen, die einen sicheren und gleichzeitig wirtschaftlichen Weiterbetrieb ermöglicht. Aber ich glaube das ist eben nicht der große Gamechanger, auch mit AKWs werden wir viel Erdgas anderswo einsparen müssen und wir werden auch dann noch Erdgas für die Stromerzeugung brauchen.


< antworten >