Thema:
Re:MMT könnte in die Hyperinflation führen flat
Autor: _bla_
Datum:30.12.21 20:09
Antwort auf:MMT könnte in die Hyperinflation führen von Fritz Schober

>MMT wird von Kritikern gerne auch als Voodoo Economy bezeichnet.
>MMT funktioniert nur wenn eine Basisannahme korrekt ist: Der Markt ist nicht effizient und es gibt eine Menge slack, also ungenutzte Ressourcen.


Es ist halt ein Modell und wie alle Modelle halt vereinfacht und damit teilweise auch falsch. Das bedeutet aber nicht, das man mit diesem Modell nicht auch durchaus nützliche Erkenntnisse gewinnen kann. Eben auch weil andere Modelle, die bspw. von einem effizienten Markt ausgehen, eben auch einfach Vereinfachung der realen Situation sind. Das der Markt jetzt eben nicht 100% effizient läuft, ist ja erstmal eine ziemlich naheliegend Annahme. Es gibt ja sehr viele Sachen, die Firmen und der Staaten oft tun, um gerade den Markt weniger effizient funktioniert. Zeitlich begrenzte Monopole über Patente oder Copyright zu schaffen, ist ja bspw. gerade etwas, was den Markt zumindest kurzfristig weniger effizient macht, in der Hoffnung, das dadurch langfristig Forschung und Innovation gefördert wird. Werbung und Marketing zielt ganz oft darauf ab, den Markt eben weniger effizient zu machen, indem dem Konsumenten das falsche Bild vermittelt wird, das eigentlich vergleichbare Produkte, eben doch nicht vergleichbar wären und dadurch höhere Preise erzielt werden können.

>Solange also der Markt nicht 100% effizient läuft kann man Geld drucken welches durch diese ungenutzte Ressource gedeckt ist. Nur wenn der Markt effizient läuft würde Geld drucken zu Inflation führen. Das sähe man an den Arbeitslosenzahlen.

Das ist natürlich schon deshalb Blödsinn, weil die ungenutzten Resourcen oft gar nicht durch einen Mangel an Geld, sondern aus ganz anderen Gründen ungenutzt bleiben. Nehmen wir etwa den Wohnungsmarkt. Da haben wir bspw. ungenutzten Wohnraum auf dem Land, der ungenutzt bleibt, weil in der Nähe kaum attraktive Arbeitsplätze vorhanden sind. Und wir haben ungenutzten/schlecht allozierten Wohnraum, weil Paare bei denen die Kinder aus dem Haus sind, in zu großen Wohnungen wohnen bleiben, weil große Wohnungen mit altem Mietvertrag günstiger sind, als kleinere Wohnungen mit neuem Mietvertrag. Diese reduzierte Effizienz des Marktes durch das Mietrecht ist aber ja gewollt, man will eben das Mieter nicht über Nacht verdrängt werden, sobald jemand auftaucht, der bereit ist, mehr Miete für ihre Wohnung zu zahlen. Mehr Geld zu drucken würde an diesem Slack nichts ändern.


>MMT sieht auch Steuererhöhung als das Mittel um Inflation zu stoppen. Auch hier gibt es Beispiele wo Inflation trotz erhöhter Steuern weiter stieg (z.B. in den 60ern).

Das finde ich jetzt noch einen der plausibelsten Teile der Theorie. Mit Steuern kann ich ja tatsächlich Kapital aus dem Markt ziehen. Allerdings setzt das natürlich voraus, das der Staat diese erhöhten Steuern nicht nutzt, um das Kapital umzuverteilen/selber auszugeben, sondern er halt Steuern einsammelt, aber das Geld dann nicht selber ausnutzen, sondern damit Schulden bei der Zentralbank zurückzahlt und so die Geldmenge reduziert.


>MMT sagt auch dass Geld nicht als Ersatz für Warentausch erfunden wurde sondern nur ein Konstrukt der Regierungen war um Steuern einzunehmen und Geld ein voll vom Staat und seinem Verhalten gesteuertes Wesen sei. Inflation entstünde nur wenn der Staat mehr ausgebe als er über Steuern einnehme. Man müsse also nur Steuern erhöhen und dann würde Inflation gestoppt und umgekehrt. Die Geschichte zeigt diverse Beispiele in denen diese Theorie in der Praxis widerlegt wird.

Gibt es dafür wirklich Gegenbeispiele? Die Vorrausetzung dafür ist ja nicht einfach nur das der Staat die Steuern erhöht, sondern das der Staat die Steuern so weit erhöht, dass er seine Ausgaben wirklich komplett aus den Steuern decken kann und nicht zusätzlich noch Schulden macht.

>Ich halte also MMT für eine Fantasie welche wenn man sie konsequent anwenden würde zu Hyperinflationen führen kann weil MMT keine echten Kontrollinstrumente hat.

Es ist ein Modell, was natürlich die Realität nicht perfekt abbildet. Aber ob es wirklich ein schlechteres Modell ist als bspw. der Monetarismus? "konsequent anwenden" wäre ja auch schon deshalb ein Fehler, weil es als Modell natürlich nur der Versuch einer Näherung an die tatsächlichen Verhältnisse ist. Aber trotzdem kann so ein Modell ja sinnvolle Impulse für die Politik liefern. Neben einer Veränderung der Zinsen könnten Steuern ja durchaus gezielte Impulse gegen die Inflation liefern. Staatsschulden müssen nicht automatisch die Inflation steigern, solange sie hauptsächlich dazu führen, das ungenutzte Resourcen aktiviert werden.


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