Thema:
Re:Imo ist der Fall ohne Meta-Ebene nicht zu bewerten flat
Autor: Faerun
Datum:20.11.21 12:39
Antwort auf:Imo ist der Fall ohne Meta-Ebene nicht zu bewerten von thestraightedge

>So sehr ich diese bewaffnete White Supremacy Militias hasse: formaljuristisch mag man mit ein bisschen "der arme Teenager, wo ist er da reingeraten"-Fürsorge auf Notwehr entscheiden.
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>Aber: wie oft wurden in ähnlichen Verfahren POC eben von solchen Zweifeln, Notwehr-Gedanken usw. ausgenommen und eingebuchtet?


Das ist möglich, aber der korrekte Rückschluss wäre dann, dass jene POC einen ebenso fairen Prozess erhalten sollten wie Rittenhouse, und nicht dass Rittenhouse so unfair behandelt werden sollte wie POC, damit Parität herrscht. Sich über einen fairen Prozess aufzuregen ist absurd.

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>Da läuft jemand mit einem Sturmgewehr durch die Stadt, als Zugereister, nicht als Protestler, und schaut das WAS passiert?


Sein Vater wohnt in Kenosha und Rittenhouse war in Kenosha Rettungsschwimmer. Das ist die Strecke, die er zurückgelegt hat, um nach Kenosha zu kommen:

[https://i.imgur.com/RlbXTo3.png] (Vgl. mit Chicago Metropolitan Area)

Er wohnt an der Grenze. Man kann ihn einen "Zugereisten" nennen, aber es ist bestenfalls irreführend, denn es impliziert, dass er sich eine besondere Mühe gemacht hat, bewaffnet in einer Stadt aufzutauchen, die ihn nichts angeht. Alles davon ist falsch.

>Er hat sich ohne Not

Das kann man diskutieren. Kenosha stand die die zwei Nächte (ich glaube es waren zwei) in Flammen und die örtliche Polizei war mit der Situation überfordert. Wenn Randalierer ungerechtfertigt Privatgeschäfte anzünden und eine Stadt in Schutt und Asche legen, die dir am Herzen liegt, dann kann ich durchaus nachvollziehen, dass man diese Community beschützen möchte. Wie dem auch sie, am Ende hat er eh nicht geschossen, um Eigentum zu schützen, sondern sich selber.

>als Quasi-Exekutive unters Volk gemischt, schwer bewaffnet und schlecht geschult. Wer hat den Anfang gemacht? Wer hat wen als erstes als Bedrohungslage ausgemacht?

Rosenbaum. Er trägt die Hauptverantwortung für diese Ereignisse. Es ist höchstwahrscheinlich keine gute Idee schwerbewaffnet zu einem extrem geladenen Protest zu gehen, aber "keine gute Idee" und "illegal" sind zwei unterschiedliche Konzepte. Open carry ist in Wisconsin legal, das heißt, selbst wenn Rosenbaum sich einfach nur an der Waffe gestört hat, wäre das keine Rechtfertigung Rittenhouse zu attackieren. Er ist das Aggressor.

>Jemand auf dem Skateboard, dem ein Paramilitär mit Rifle begegnet?

Ja. Rittenhouse war auf dem Rückzug und stellte keine Gefahr da. Er war in keinem der drei Fälle der Aggressor. Es kann sein, dass Huber und Grosskreutz das anders wahrgenommen haben in der Situation (weshalb ich ihnen nicht die gleiche Verantwortung zuschreiben würde wie Rosenbaum), aber die Fakten sind, dass Rittenhouse kein active shooter war, Grosskreutz sogar mitteilte, dass er zur Polizei gehe, und keine Gefahr für irgendwen darstellte. Du kannst jemanden, der dich nicht in irgendeiner nachvollziehbaren Weise provoziert hat, nicht angreifen. Eine überdimensionierte Waffe zu führen in einem Bundesstaat, in dem das erlaubt ist, ist kein hinreichender Grund.

>All das kam im Prozess jämmerlich zu kurz, und die flammenden Reden für den Freispruch hier irritieren mich entsprechend ziemlich.

Es kam zu kurz, weil es schlechte Argumente sind. Das einzige, was die Staatsanwaltschaft beweisen musste ist, dass Rittenhouse Rosenbaum provoziert hat, indem er z.B. seine Waffe auf ihn gerichtet hat. Das konnte trotz Videoaufnahmen und zahlreichen Zeugen nicht demonstriert werden.


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