Thema:
Manchmal, aber nicht wirklich oft flat
Autor: hoover2701
Datum:08.10.21 20:53
Antwort auf:"Macht dir deine Arbeit Spaß?" von 677220

Ich arbeite im Vertrieb (Software für das Sozialwesen) und das Unternehmen beschäftigt knapp 300 Mitarbeiter. Ich habe den Luxus, aus dem Home Office arbeiten zu können, wenn ich nicht gerade vor Ort bei Kunden/Interessenten bin, auch schon vor Corona. Ich kann absolut eigenständig arbeiten, die Vertriebsleitung ist entspannt (da der Laden läuft) und so sind eigentlich nur die Zahlen relevant, die ich generiere. Ich kriege ein Fixum und Provision und habe daher gegen Weihnachten (in der Regel) immer noch mal einen netten Geldregen.

Hört sich alles super an und ist es irgendwie auch, aber Arbeit bleibt Arbeit und Spaß im Sinne von "Ich freue mich schon auf Montag, da kann ich wieder arbeiten!" empfinde ich nicht. Es ist eher ein Teil des Lebens, der schlimmer sein könnte aber irgendwie auch nicht so wirklich zufriedenstellend ist.

Ich zocke gerne, interessiere mich für das Weltall und Geschichte (vornehmlich Mittelalter und Viktorianische Zeit). Da lese ich in meiner Freizeit viel und habe auch im Urlaub immer zwei, drei dicke Schinken dabei. Ich glaube ich wäre gerne Historiker geworden und hätte dann vielleicht Bücher geschrieben. In meiner Jugend war ich aber viel zu unreif, faul und planlos, um irgendwas in dieser Richtung auf die Kette zu kriegen. Ich kann froh sein, dass ich irgendwann nach Hamburg gegangen bin, um dort ein Praktikum und später dann ein Volontariat machen zu können. So hatte ich meine Ausbildung in der Tasche und musste nicht mehr ins Studium zurück bzw. wollte das auch nicht, da ich nun bereits am Geld geschnüffelt hatte.

Mein gelernter Beruf Redakteur kommt mir heute noch oft zugute, da ich glaube ich so halbwegs gut etwas in Worte fassen kann und auch komplexe Sachverhalte erklären kann (ohne sie selber genau zu verstehen). Ich habe dadurch so eine Art roten Faden in meiner beruflichen Karriere: Immer komplexe Produkte und Dienstleistungen erklären/verkaufen. Meine bisherigen Tätigkeiten: Redakteur, Pressesprecher (PR), Werbung (Akquise), Immobiliensoftware Consultant und nun Vertrieb von Software für das Sozialwesen. Am meisten Bock hat eigentlich die Arbeit in der Werbeagentur gemacht, weil ich mich da so richtig gut kreativ austoben konnte. Man hat mich oft in Brainstormings dazu geholt, auch wenn ich mit dem Projekt ansonsten nix am Hut hatte und das war dann schon cool, wenn plötzlich Busse durch die Stadt fuhren, auf denen "meine" Slogans zu lesen waren. Aber verlogen ist die Branche wie Sau, also war das irgendwann auch nicht mehr schön...

Ich hatte noch nie so viele Freiheiten in meinem Beruf wie heute und noch nie ging es mir finanziell so gut. Trotzdem kann ich nicht behaupten, am Job Spaß zu haben, was komisch ist, da ich ja eigentlich dankbar bin, dass es mir gut geht und ich nix auszustehen habe... Auf der anderen Seite hätte ich Bammel davor, nicht mehr arbeiten zu müssen/können, weil Freizeit eben auch nur dann Freizeit ist, wenn es einen Gegensatz dazu - also Arbeit - gibt.

Schönes Thema übrigens! Wäre cool, wenn man hier noch mehr Antworten zu dem Thema bekommt.


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