Thema:
Re:11% flat
Autor: _bla_
Datum:05.09.21 13:50
Antwort auf:11% von Koepi

>>>Ich nicht. Streik (und damit auch Gewerkschaften) sind ein Grundrecht.
>>
>>Und? Nur weil etwas ein Grundrecht ist, muss man doch noch längst nicht jede Nutzung dieses Grundrechts für gelungen und sinnvoll halten.
>
>Grundrechte sind Grundrechte, weil man Menschen diese nicht nehmen kann. Und ich halte Arbeitskämpfe als Interessenausgleich der Arbeitnehmer und Arbeitgeber für mehr als sinnvoll.


Das jemand ein Grundrecht ausübt, sorgt aber nicht dafür das man es automatisch auch richtig und gut finden muss, was er da tut. Und das man auch harte Arbeitskämpfe für richtig hält, heißt gleichzeitig nicht, das man auch die GdL Strategie für richtig halten muss. Du versuchst hier den Verweis auf Grundrechte als eine Art Kritikimmunisierung zu nutzen.

>Egal, wie viele Arbeitnehmer streiken, das hat immer einen Einfluss auf den Arbeitgeber. Und egal, welche Funktion sie haben, es hat immer einen Wert an sich.
>
>Um bei deinem Bild zu bleiben: Wenn die "Streikmacht" der Lokführer dazu kombiniert wird, dann hat man ein höheres Druckmittel als einzeln, denn: wenn (zusätzlich) die Wartung (für alle anderen noch möglichen Züge!) ausfällt und man kommuniziert, dass dann die Bahn die Verantwortung für weitere Ausfälle, (leider) Unfälle und Co. trägt, dann wirst du sehen, wie schnell die Bahn einlenkt.


Du vergisst hier völlig


>An der Wartung will doch auch keiner sparen.

Das ist doch seit Jahrzehnten die Unternehmensstrategie der deutschen Bahn? Was denkst du, warum es die ganze Zeit Verspätungen und Zugausfälle gibt? Ich halte diese Strategie für falsch, aber es wird kaum gelingen, das die Bahn sich mitten im Arbeitskampf darauf besinnt, das diese Strategie Mist ist.

>Oder steigst du in ein Flugzeug, wenn die Mechaniker der Lufthansa streiken würden? Und erst recht steigst du in kein Flugzeug, wo Mechaniker und Piloten streiken.

Nur ist ein Zug eben kein Flugzeug und es gibt viele Stellen, wo sich eben an der Wartung sparen lässt ohne das daraus direkt ein erhebliches Sicherheitsrisiko folgt. Da funktioniert dann halt Klo oder Klimaanlage nicht oder anstatt eine Strecke zu erneuern wird halt eine Geschwindigkeitsbegrenzung aufgestellt oder halt ein Zug geht kaputt und fällt dann aus. In Japan tauscht die Bahn Verschleißteile nach bestimmten Fahrleistungen präventiv aus, in Deutschland wird bei vielen Teilen abgewartet bis sie kaputt gehen. Das ist billiger, weil die Teile länger benutzt werden können und weniger oft ausgetauscht werden, aber sorgt halt auch dafür das es laufend zu irgendwelchen Zugausfällen und Verspätungen kommt.

>>Und wenn die GdL alle Bahnangestellten vertreten müsste, dann wäre es wesentlich schwieriger einen gute Abschluss zu erzielen.
>
>Das ist falsch. Ich wette, dass sogar noch bessere Ergebnisse rausgeholt werden würden, hatte ich schon ausgeführt.


Du schaust halt nur auf die Summe der Streikmacht, aber damit kommt es tatsächlich auf den Durchschnitt an. Und dieser Durchschnitt würde eben sinken, wenn sich in der GdL tatsächlich lauter andere Bahnmitarbeiter organisieren würden. Grundsätzlich bin ich aber genau dafür: Die Bahnmitarbeiter sollen alle zusammenstreiken, ob nun unter GDL oder EVG Führung ist eigentlich egal, aber diese Spaltung der Organisation ist Mist.

>Die schiere Anzahl hat nichts mit dem Erfüllen der Forderungen zu tun.

Äh, die schiere Anzahl ist doch ganz entscheidend dafür, wie teuer das Erfüllen der Forderungen für die Bahn wird.

>Sondern damit, ob der Betrieb wieder in der Lage ist, die Herstellung von Waren oder Dienstleistung wieder anbieten zu können. Was nützt es der Bahn (um bei deinem Beispiel zu bleiben), die Forderung nicht zu erfüllen?

Sie spart Geld?

>Das wird nur NOCH teurer, weil eben viel mehr Streikmacht dahintersteht. Wenn man gestaffelt streikt, dann dauert ein Arbeitskampf sehr lange und kostet dem Arbeitgeber sehr, sehr, sehr viel Geld.

Es wird teurer, aber das Sparpotential dadurch die Forderung am Ende eben nur teilweise zu erfüllen, ist wesentlich höher.


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