Thema:
Re:Kann da nix dran witzig finden flat
Autor: FWE
Datum:27.07.21 19:39
Antwort auf:Re:Kann da nix dran witzig finden von token

>>Klar, die Geschichte hat, so wie sie Token erzählt, etwas Unterhaltsames.
>>
>Das war der Gedanke, euch was nettes zum Schmunzeln zu schreiben. Und nicht eine Grundsatzdiskussion anzuleiern in der Kirchen aus Dörfern getragen werden ;)
>Das lustig zu finden hat meines Erachtens auch nichts mit der Trivialisierung oder gar Romantisierung von Gewalt gemein.


"Heute erzähle ich euch eine lustige Geschichte, wie ich mehrmals einen Faustschlag ins Gesicht erhalten habe." Dass man diese Geschichte auch anders deuten kann sollte dir klar sein. Und für mich ist deine Reflexion der Geschehnisse durchaus trivial.

>>Tatsächlich aber begeht der Angreifer mehrmals Körperverletzung, die je nachdem auch mit schwersten Verletzungen enden kann. Token hat halt Glück gehabt.
>>
>Ja, und ein Sturz vom Bike kann mit einer Querschnittslähmung enden.
>Das heißt nicht dass man "Glück" hatte wenn man nach einem Sturz noch seine Beine spüren kann, sondern eher nicht außerordentliches Pech gehabt zu haben. Der menschliche Körper ist gütlicherweise recht robust, wäre er das nicht hätten wir jede Nacht tausende von Totschlägen, weil's halt LEIDER Alltag ist dass sowas passiert.


Sorry: Nein! Der menschliche Körper ist eben nicht so robust. Ein Kieferbruch kommt sehr schnell vor. Das ist auch keine Bagatelle. Ich selbst habe schon jemandem einen Nierenriss getreten, einen kurzen Herzstillstand und die üblichen K.O.s geschlagen. Ich selbst habe die buchstäblichen Sterne gesehen und war durch einen Schlag gegen den Kopf K.O. und durch Tritte gegen den Oberschenkel. Danach kannst du die Knie drei Wochen nicht beugen. Dazu kommen eine gebrochene Hand, rausgehauene/-gehebelte Wirbel und all die Sachen, die ich selbst beobachten durfte. Keine Straßenkämpfe, sondern Vollkontakt-Karate. Da haben also sehr trainierte Leute aufeinander eingeschlagen. Mit dem ganzen Training habe ich übrigens angefangen, weil ich es satt war, von asozialen Idioten auf's Maul zu bekommen.

Ich bin leidenschaftlicher Kämpfer, aber absolut pazifistisch. Einen Faustschlag ins Gesicht betrachte ich allerdings aufgrund meiner Erfahrungen als Angriff auf Leib und Leben und würde ihn entsprechend beantworten.

>Nicht Alltag in dem Sinne dass man sich wenn man Feiern will einen Helm anziehen sollte, aber schon so dass derlei Sandkastenscheiße an bestimmten Orten zu bestimmten Uhrzeiten mit einem bestimmten Publikum regelmäßig passiert.
>Das kann man bedauern, aber auch kaum ändern.
>Weil Alkohol macht aus Menschen keine Rationalisten, sondern rückt diese halt noch näher an ihre evolutionären Vorfahren an.
>Solche Freiheiten haben ihren Preis. Wie alle anderen Freiheiten auch.


Ich kann dennoch verlangen, dass Leute sich im Griff haben. Sonst dürfen sie halt nicht so viel trinken. Ich selbst trinke nie bis zum Kontrollverlust, um eben immer kämpfen zu können.

>>Dieser Typ gehört aber angezeigt. Die Wahrscheinlichkeit, dass er dieses Verhalten weiter an den Tag legt ist sehr hoch, vor allem, wenn er so easy davonkommt. Der muss Anzeigen sammeln und wird dann irgendwann auch aus dem Verkehr gezogen.
>>
>Ich persönlich denke, gerade wenn es um etablierte Alltagsgewalt kann man mit Sozialarbeit unendlich mehr erreichen als mit law and order.
>Speziell dann, wenn dieser Ordnungsapparat aufgrund seiner Belastung gar nicht die Ressourcen hat, das in Relation zu den anderen Dingen mit denen er sich jede Nacht rumplagt als Bagatelle begreifen muss, und die Anzeige des Opfers nur im Sande verläuft und Zeit und Nerven kostet.
>Und nicht zuletzt selbst sehr viele Leute beschäftigt die diesen Beruf nicht aus Idealismus gewählt haben, sondern aus Bock auf Action.


Sozialarbeit greift mit der Polizei ineinander. Anzeigen müssen her, damit die Sozialarbeit einen Auftrag erhält. Auch da spreche ich aus Erfahrung, denn das Thema Gewaltprävention und Selbstbehauptung/-verteidigung (auch zusammen mit der Polizei) war (und ist manchmal noch) seit meiner Diplomarbeit zu dem Thema Teil meines Berufs. Aber ja: Polizei und Gerichte sind überlastet. Ein Umstand, den man ändern müsste, anstatt die Schultern vor'm "Gesetz der Nacht" zu zücken.

>Ich freu mich echt für jeden dessen Erfahrungsschatz so gelagert ist, dass er was solche Punkte angeht zu fundamental anderen Ansichten gelangt.

Resignation vor Idioten, die die Welt zu ihrem Gewalt-Spielplatz machen kann aber nicht die Antwort sein. Selbstbehauptung ist immer anstrengend, sagte mir die Beauftragte für die Prävention in Bezug auf Gewalt gegen Frauen. Und dieser Anstrengung wollen sich viele nicht aussetzen.

Dass auch nicht jede/r von zuhause aus die entsprechenden Mittel mitbringt steht nochmal auf einem anderen Blatt. Aber ein Handy bedienen kann ja jede/r. Die Leute, die um dich herumstanden, hätten auch die Polizei rufen können und sich als Zeugen zur Verfügung stellen. Da kommt dein freundlicher Prügler dann auch nicht mehr so leicht raus. Aber das wiederum hieße, dass sich alle Umstehenden in so einer Situation verantwortlich fühlten.


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