Thema:
Re:This! Die KP wird sich wandeln müssen. flat
Autor: jokerone
Datum:12.07.21 03:00
Antwort auf:Re:This! Die KP wird sich wandeln müssen. von Hattori Hanzo

>>>>>... und das Politiksystem dauerhaft bestand haben werden. Ich reise ja seit 16 Jahren nach China, war ein paar Dutzend male geschäftlich da, habe dort neben Taiwan am meisten Zeit außerhalb von DE verbracht.
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>>>>>Was sich dort in den letzten 10 Jahren entwickelt hat, ist v.a. eine mittelständische Wohlstandsgesellschaft, die bzgl. Bildung und Anspruch ganz anders unterwegs ist als die Wanderarbeiter vor 20 Jahren. Die machen sich ihre Gedanken, und auch wenn sie das System aktuell mittragen, entsteht da gerade sowas wie ein Bewusstsein, Anspruch an Mitsprache und Mitgestaltung und auch Zweifel. Ist ja logisch. Klar ist das Land immer noch krass patriotisch und auch nationalistisch, aber ich glaube dennoch, dass die KP sich aufweichen wird und muss. Nicht jetzt, aber bis 2030.
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>>>>In neun Jahren? Ganz so optimistisch bin ich nicht. Aber wer in Sachen Bildung, Wirtschaft, Technik und Wohlstand derart Gas gibt, der weckt damit natürlich auch Teilhabebegehrlichkeiten.
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>>>>Und da kommt dann wieder die Demokratie ins Spiel. Denn bislang ist das immer noch die Staatform, der sich eine gebildete und wohlhabende Bevölkerung am ehesten freudig und freiwillig unterwirft.
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>>>>Wie aufrichtig eine solche Entwicklung über die Bühne geht, bleibt abzuwarten. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass das Land noch jahrzehntelang von einer Einheitspartei regiert werden kann und sich gleichzeitig weiter derart rasant modernisiert. Irgendwann passt das nicht mehr unter einen Hut.
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>>>Aber die Entwicklung haben wir doch seit Anfang der 80er und es ist nichts passiert. Die Regierung macht ja auch alles, gerade in Bildung und Propaganda, dass das Gefühl besteht, dass es ihnen nur auf Grund der KPCh so gut geht und mit einer Demokratie in China Chaos herrschen würde. Was ja auch stimmt, da die (politische) Zivilgesellschaft minimal gehalten wird und durch die Bildung und Medien bei einer plötzlichen Demokratisierung dem Populismus alles so leicht wie möglich gemacht wird. Das ganze System greift perfekt ineinander über, das muss man denen ja lassen.
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>>Demokratie waere der Untergang Chinas.
>>Da ein friedlicher Uebergang sehr sehr sehr unwahrscheinlich waere, wuerde es bei einer halbwegs erfolgreichen revolution zu unflendlichen machtkaempfen in allen moeglichen provinzen kommen. Aussenstehende maechte wuerden froehlich mitmischen, wie ueblich und das wars dann mit dem Grossreich.
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>>Eine langsame Annaeherung an Demokratie ueber ein Jahrhundert oder so ist auch extrem unwahrscheinlich, da die westlichen laender in vielerlei hinsicht als gesellschaftlich und wirtschaftlich auf dem absteigenden Ast gesehen werden (imo zurecht), und die Coronakrise hat weiter dazu beigtragen in der Wahrnehmung als ineffizienteres regierungssystem zu erscheinen. Mit den zu erwartenden krisen dieses jahrhunderts muesste man chinesischer politiker schon sehr abenteuerlustig sein, um in Richtung Demokratie reformieren zu wollen. Das duerfte auch der Grund dafuer sein, dass Winnie Pooh Macht auf lebenszeit anstrebt, denn diese bedeutet auch stabilitaet. So sehr ich das chinesische system auch verabscheue, so sehr kann ich jedoch deren Politik nachvollziehen. Wenn man sich nicht dem ideoligischen Wunschdenken hingibt, ist ihre herangehensweise in vielen Punkten einfach, ihrer eigenen geopolitischen lage angepasst, richtig.
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>Hatte ich ja auch gesagt, jetzt einfach so Demokratie funktioniert nicht. Aber warum nicht schrittweise?


Wer sollte das durchsetzen wollen und warum? Die chinesen wissen ganz genau dass dann haus und hof offen waere fuer NGOs und geheimdienstliche einflussnahme jeglicher art, das wird man nie erlauben und das ist auch eine kluge entscheidung, sofern man vorhat souveraen von den USA zu bleiben.

Selbst wenn man in china mehr freiheiten geben sollte, glaube ich nicht dass diese im zusammenhang mit demokratischen reformen kommen. Ich denke es wird druck aus der bevoelkerung geben fuer gewisse rechte und diese wird man dann vermutlich gewaehren. Dazu braucht es ja keine demokratie. Die pressefreiheit und privatsphaere wird bspw. Aber denke ich nicht angetastet.

Haben andere, ebenfalls so wirtschaftlich erfolgreiche Länder Asiens (Japan, Südkorea, Taiwan) doch auch geschafft.

Demokratie ist kein achievement, das ist einseitiges ideologisches denken. Es gibt genug leute die sehr zufrieden in einer funktionierenden diktatur leben. Revolutionen und ungemach gibt es eher, wenn es am noetigsten fehlt.
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>Und zum Thema "wirtschaftlich und gesellschaftlich auf dem absteigenden Ast" der westlichen Länder: Wir sind wirtschaftlich China noch weit vorraus,


Nicht was die wahrnehmung angeht im bereich wirtschaftswachstum und gesellschaftlicher entwicklung. Da schauen viele entwicklungslaender heute eher auf diktaturen wie singapur, UAE oder China. Du wirst kaum leute in der internationalen Upper Class finden, die sagen "Oh wir wollen so werden wie Amerika" was diese beiden themen angeht.

gesellschaftlich sind wir um einiges freier, unserer Umwelt bewusster, toleranter.

Yep und persoenlich moechte ich das auch nicht missen, aber ich schliesse nicht von mir auf andere, sondern hoere anderen leuten aus dem ausland zu und beobachte wie andere menschen in fremden laendern diese dinge sehen.

Die Freiheit wollen natuerlich auch die Buerger Chinas und anderer Laender, das Umweltbewusstsein ist weltweit weitestgehend ausserhalb von Europa nicht vorhanden, das ist ja schon in weiten teilen der USA nicht mal da.

Tldr die oberschicht, die ja in allen laendern am politisch einflussreichsten ist, sieht nach meinem empfinden die Freiheit, den Lebensstandard, und die wirtschaftlichen entfaltungsmoeglichkeiten als die selling points im westen an, das war es aber dann auch. Die demokratie und meinungsfreiheit fehlt den wenigsten sobald sie geld und essen auf dem tisch haben.



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