Thema:
Re:This! Die KP wird sich wandeln müssen. flat
Autor: Hattori Hanzo
Datum:11.07.21 10:47
Antwort auf:Re:This! Die KP wird sich wandeln müssen. von jokerone

>>>>... und das Politiksystem dauerhaft bestand haben werden. Ich reise ja seit 16 Jahren nach China, war ein paar Dutzend male geschäftlich da, habe dort neben Taiwan am meisten Zeit außerhalb von DE verbracht.
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>>>>Was sich dort in den letzten 10 Jahren entwickelt hat, ist v.a. eine mittelständische Wohlstandsgesellschaft, die bzgl. Bildung und Anspruch ganz anders unterwegs ist als die Wanderarbeiter vor 20 Jahren. Die machen sich ihre Gedanken, und auch wenn sie das System aktuell mittragen, entsteht da gerade sowas wie ein Bewusstsein, Anspruch an Mitsprache und Mitgestaltung und auch Zweifel. Ist ja logisch. Klar ist das Land immer noch krass patriotisch und auch nationalistisch, aber ich glaube dennoch, dass die KP sich aufweichen wird und muss. Nicht jetzt, aber bis 2030.
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>>>In neun Jahren? Ganz so optimistisch bin ich nicht. Aber wer in Sachen Bildung, Wirtschaft, Technik und Wohlstand derart Gas gibt, der weckt damit natürlich auch Teilhabebegehrlichkeiten.
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>>>Und da kommt dann wieder die Demokratie ins Spiel. Denn bislang ist das immer noch die Staatform, der sich eine gebildete und wohlhabende Bevölkerung am ehesten freudig und freiwillig unterwirft.
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>>>Wie aufrichtig eine solche Entwicklung über die Bühne geht, bleibt abzuwarten. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass das Land noch jahrzehntelang von einer Einheitspartei regiert werden kann und sich gleichzeitig weiter derart rasant modernisiert. Irgendwann passt das nicht mehr unter einen Hut.
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>>Aber die Entwicklung haben wir doch seit Anfang der 80er und es ist nichts passiert. Die Regierung macht ja auch alles, gerade in Bildung und Propaganda, dass das Gefühl besteht, dass es ihnen nur auf Grund der KPCh so gut geht und mit einer Demokratie in China Chaos herrschen würde. Was ja auch stimmt, da die (politische) Zivilgesellschaft minimal gehalten wird und durch die Bildung und Medien bei einer plötzlichen Demokratisierung dem Populismus alles so leicht wie möglich gemacht wird. Das ganze System greift perfekt ineinander über, das muss man denen ja lassen.
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>Demokratie waere der Untergang Chinas.
>Da ein friedlicher Uebergang sehr sehr sehr unwahrscheinlich waere, wuerde es bei einer halbwegs erfolgreichen revolution zu unflendlichen machtkaempfen in allen moeglichen provinzen kommen. Aussenstehende maechte wuerden froehlich mitmischen, wie ueblich und das wars dann mit dem Grossreich.
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>Eine langsame Annaeherung an Demokratie ueber ein Jahrhundert oder so ist auch extrem unwahrscheinlich, da die westlichen laender in vielerlei hinsicht als gesellschaftlich und wirtschaftlich auf dem absteigenden Ast gesehen werden (imo zurecht), und die Coronakrise hat weiter dazu beigtragen in der Wahrnehmung als ineffizienteres regierungssystem zu erscheinen. Mit den zu erwartenden krisen dieses jahrhunderts muesste man chinesischer politiker schon sehr abenteuerlustig sein, um in Richtung Demokratie reformieren zu wollen. Das duerfte auch der Grund dafuer sein, dass Winnie Pooh Macht auf lebenszeit anstrebt, denn diese bedeutet auch stabilitaet. So sehr ich das chinesische system auch verabscheue, so sehr kann ich jedoch deren Politik nachvollziehen. Wenn man sich nicht dem ideoligischen Wunschdenken hingibt, ist ihre herangehensweise in vielen Punkten einfach, ihrer eigenen geopolitischen lage angepasst, richtig.


Hatte ich ja auch gesagt, jetzt einfach so Demokratie funktioniert nicht. Aber warum nicht schrittweise? Haben andere, ebenfalls so wirtschaftlich erfolgreiche Länder Asiens (Japan, Südkorea, Taiwan) doch auch geschafft.

Und zum Thema "wirtschaftlich und gesellschaftlich auf dem absteigenden Ast" der westlichen Länder: Wir sind wirtschaftlich China noch weit vorraus, gesellschaftlich sind wir um einiges freier, unserer Umwelt bewusster, toleranter.



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