Thema:
Re:„Nichtstun belohnen“ flat
Autor: Karotte
Datum:24.08.20 19:05
Antwort auf:Re:„Nichtstun belohnen“ von Maxiplus

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>>Dass es immer „schwarze Schafe“ gibt, will ich ja nicht leugnen — mir geht es um die Selbstverständlichkeit, mit der Faulheit als unüberwindliches Massenphänomen und zwingende Folge des BGE betrachtet wird. Hier halte ich den Ansatz von BGE-Papst Götz Werner, nach dem Faulheit als Pathologie betrachtet werden sollte, für überzeugender. Aber letztlich ist die von dir geäußerte Frage mit der kritischen Masse genau der Punkt, zu dem ich gerne belastbares Material hätte. Selbst der kritische Autor des Zeit-Kommentars bringt ja ein funktionierendes Beispiel aus Namibia, das durch äußere Faktoren zerstört worden ist. Ist vermutlich nicht 1 zu 1 übertragbar, aber deswegen finde ich europäische Initiativen wie die derzeit in Deutschland stattfindende solche, sehr interessant.
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>Derzeitiger Stand in D sind knapp 45 Mio Beschäftigte bei knapp 5 Mio Hartzern und - nicht zu vergessen - 21 Mio Rentnern. Selbst, wenn sich von den Arbeitenden kein einziger auf die faule Haut legt, müssten diese dann je 1200€ pro Nase zusätzlich "erwirtschaften", damit das System nicht kollabiert. Bei den Hartzern wird natürlich angerechnet, aber die Rentner werden sich das sicher nicht gefallen lassen. IMHO ein Ding der Unmöglichkeit, es sei denn auf Pump und mit katastrophaler Inflation.
>Oder man rechnet das BGE auf alle Einkünfte an - was die Attraktivität von Arbeit, besonders schlechter bezahlter, natürlich stark verringert. Damit steigt die Anzahl der "Nichtstuer" garantiert extrem an.


Wie gesagt, maße ich mir nicht an, die Machbarkeit zu beurteilen. Ich denke nur, dass es ja einige clevere Köpfchen aus Industrie, Handel und Wirtschaft gibt, die das BGE nicht nur befürworten, sondern auch für umsetzbar halten — was sie wohl kaum tun würden, wenn das Ganze tatsächlich so offensichtlich unmöglich wäre, wie du es hier in ein paar Sätzen darstellst. Vermutlich sehen diese Leute gewisse Optimierungspotentiale in den herrschenden Strukturen bzw. tüfteln an irgendwelchen alternativen Ansätzen „outside the box“, über deren Praktikabilität man dann natürlich wieder endlos diskutieren kann...


>>Umgekehrt kann man sich aber natürlich auch fragen, wann die kritische Masse der durch Automatisierung, Digitalisierung und KI vernichteten (low- bis midtier-)Jobs erreicht ist und die Einführung des BGE unausweichlich macht, wenn Bill Gates bis dahin nicht genug Leute gechippt hat, denen man auf Knopfdrück die Birne explodieren lassen kann. (Das ist doch afaik der Plan, ne? ;o))
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>Man sollte das nicht überbewerten. Noch zu Zeiten meines Grossvaters arbeitete ein grosser Teil der Bevölkerung in der Landwirtschaft, heute sind es dank fast kompletter Durchautomatisierung 2%. Die Leute haben einfach andere Jobs gefunden, die damals noch undenkbar erschienen. Wenn mir vor 15 Jahren jemand erzählt hätte, man könne vom Twitch-Streamen leben, hätte ich in die Psychiatrie einweisen lassen. ;)


Hehe. ;o) Wobei ich jetzt aber auch schon mehrfach die Story von der Automatisierung als Jobkiller No.1 in den USA gehört habe (John Oliver evtl.?). Sicher wird es neue Jobs geben, aber gerade mit Digitalisierung und KI wird halt nochmal ein massiver Effizienzboost einhergehen, dessen Auswirkungen sich heute afaik noch nicht wirklich einschätzen lassen. Wird es wirklich so kommen, wie Musk einmal spruch, dass es irgendwann keinen Job mehr geben wird, den eine Maschine nicht besser als jeder Mensch machen kann?


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