Thema:
Re:Die Märchenstunde nähert sich ihrem Ende flat
Autor: Karotte
Datum:24.06.20 23:16
Antwort auf:Re:Die Märchenstunde nähert sich ihrem Ende von Kyo

>>Das ist richtig, aber gerade der spekulative Aspekt ist imho der Punkt: Würde Biden in derselben Charismaliga spielen wie Obama oder ein „Untouchables“-Image wie Sanders mitbringen, würde es vielleicht leichter fallen, ihm die Umsetzung eines progressiven Programms zuzutrauen. Nachdem er aber afaik auf keinem dieser Gebiete besonders punkten kann, muss man schon zwischen bornierter Fundamentalopposition und Skeptikern, die ihm das einfach nicht abnehmen, unterscheiden. (Und Fritz bringt ja auch Belege für seine kritische Haltung Biden gegenüber.)
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>Biden hat erst mal schon wesentlich größere Brocken durch den US-Kongress gekriegt, als Sanders das von sich behaupten kann. Auch finde ich gar nicht, dass er so Charisma-los ist. Er war zu Obama-Zeiten nicht zufällig sehr populär und ich finde ihn als Redner grad auf der emotionalen Schiene ziemlich stark. Außerdem geht's ja nicht nur um Biden, sondern auch um die Leute, die er sich fürs Kabinett aussuchen wird. Da kann man derzeit nur indirekt von seinem Wahlkampfteam Schlüsse zur Personalpolitik ziehen und in der Hinsicht finde ich ihn völlig solide und gar nicht rückwärtsgewandt. Auch ist es aus meiner Sicht falsch, Biden politisch irgendwo zwischen politisches Fossil und konservativ einzusortieren. Über seine Karriere hinaus war er eigentlich immer ein ziemlicher Durchschnitts-Demokrat und genau wie die Partei ist auch er nach links gewandert. Ich denke, beides wird sich auch im Kabinett niederschlagen.


Wünschenswert wäre dies in jedem Fall. Und besser als Trump II allemal. ;o) Vielleicht bekommt Biden ja im November die Gelegenheit, Nägel mit Köpfen zu machen.

>>Definitiv. Wobei ich mich da manchmal frage, ob Bernie im Weißen Haus, gewählt von einer Mehrheit der Amerikaner, nicht möglicherweise zu einer Art „Trump Effekt“ auf Seiten der Dems geführt hätte. Also einem Präsidenten, den Teile der eigenen Partei nicht riechen können, der aber als Person so viele Jünger hat, dass sich niemand mit ihm anlegen will. Ist aber natürlich Spekulatius.
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>Naja, ist da aber nicht viel Verklärung dabei? Ich meine jetzt den Trump-Teil. Das Ergebnis war doch eine riesige Schlappe im House bei der ersten großen Wahl (2018), katastrophale Umfragewerte für einen Amtsinhaber und - nicht zu vergessen! - so ziemlich gar nichts an vorweisbaren Erfolgen, was größere Reformprojekte angeht. Was bringt's in so einem Fall, wenn die Basis trotzdem zu einem hält? Ich meine, so unrealistisch finde ich die Vorstellung nicht, dass ein Präsident Sanders was Ähnliches bloß mit umgekehrten Vorzeichen widerfahren würde. Nur: Das Ergebnis wäre halt dann auch schlecht.


Ist halt die Frage, was jemand mit einem konstruktiven Mindset aus so einer Situation machen würde. Wir reden, wie gesagt, von einer Parallelwelt, in der die Amis einen „Kommunisten“ zum Präsidenten gemacht haben. Das wäre eine völlig andere Ausgangslage als Trump, den in erster Linie seine effektiven Appelle an die niedersten Hassinstinkte ins Weiße Haus gebracht haben. Bernie geht es bei aller Plakativität, die man ihm vorwerfen kann, darum, die Lebensverhältnisse des Ottonormalamis zu verbessern. Das kaufen ihm seine Anhänger ab und dafür unterstützen sie ihn. Trump hat sich nie dafür interessiert und auch bei seiner Fanbase scheint das, was er ihren „Feinden“ antut, wichtiger zu sein als alles andere. Ich mein, der Typ wurde von Leuten gewählt, die auf fucking Obamacare angewiesen sind....


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