Thema:
Re:Streaming schlimmer als Flugreisen flat
Autor: ChRoM
Datum:29.12.19 13:54
Antwort auf:Re:Streaming schlimmer als Flugreisen von token

>Nichtsdestotrotz, was ist die Message hinter solch kruden Vergleichen?
>Yolo?


Eher Frust, wie (natürlich nicht wirklich) wahllos ausgewählte Säue durchs Dorf getrieben werden, während das große Bild verloren geht. Es ist nicht Fliegen, es sind nicht die Kreuzfahrten, es ist das Gesamtpaket das uns in die Scheiße reitet. Und natürlich kommt es nicht von ungefähr, dass Fridays for Future nicht gegen Internet und Streaming auf die Straße geht sondern gegen Dinge, die einen selber nicht treffen. Böse ist Oma Umweltsau mit ihrer Kreizfahrt, nicht der eigene tägliche Netflix-Stream.

>Entweder man akzeptiert den Supergau und hält weiter mit Vollgas darauf zu, oder man wendet diesen ab.

Es ist keine Entweder-Oder-Entscheidung. Wir werden im Rahmen des technisch Möglichen und sozial Akzeptablen tun, was möglich und durchsetzbar ist.

>Um diesen abzuwenden bräuchte es aber eine drastische Maßnahmenpolitik weil die Zeit zu knapp. Eine solche ist im aktuellen Gesellschaftsbild aber nicht praktikabel, da die Menschheit sich hier wie ein stures Kind benimmt, das sich die Augen zu hält und meint, dann würden Probleme verschwinden, oder wütend rumschreit und mosert

Der Vergleich hinkt insofern, als die Menschheit eben nicht als Gesamtes agiert, sondern viele Einzelinteressen abzuwägen sind und unsere Volkswirtschaften global so vernetzt sind, dass Einzelgänge nicht möglich sind. Erst letztens einen guten Artikel gelesen wo ein Ökonom vorrechnet: Wenn "der Westen" sich vom Erdöl tatsächlich verabschiedet, sinkt die Nachfrage und somit der Preis. Das macht Öl für andere Volkswirtschaften erschwinglicher und dann wird das Öl halt dort verbrannt. Bzw. wird bei sinkenden Ölpreisen die Förderung sogar hochgefahren, weil die Ölexportierenden Volkswirtschaften auf das Geld natürlich nicht verzichten wollen und können. Natürlich ist es zum Verzweifeln. Aber diese komplexen Zusammenhänge zu ignorieren, wie in der Debatte halt oft der Fall, das erinnert mich dann tatsächlich an trotzige Kinder. Es ist nicht einfach, nur weil wir es gerne einfach hätten.

>Wir sind gefickt. Ende der Geschichte.

Die Spezies wohl nicht, aber die Gesellschaft wie wir sie heute kennen ziemlich sicher.


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