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Re:Mann ey, Du wirst hier echt zu dem Populismus-Klaus flat
Autor: thestraightedge
Datum:27.10.19 12:23
Antwort auf:Re:Mann ey, Du wirst hier echt zu dem Populismus-Klaus von Telemesse

>Es ist eben immer eine Frage dessen was man als populistisch ansieht. Viele hier machen auf mich den Eindruck einfach in irgendwelchen ideologischen Blasen zu denken und Realitäten dabei komplett auszublenden. Vermeintliche Moral und Wunschträume sollen zukünftig am besten die Grundlage allen Handelns darstellen.

Aber so eine ideologische Blase bestätigst Du doch, in dem Du die vielschichtigen, lange bekannten Probleme der Autoindustrie nutzt, um die FFF zu diskreditieren.

>Das Elektro Auto wird zur Zeit als großer Heilsbringer propagiert. Tatsache ist aber eben auch, daß aktuell kein Hersteller in der Lage ist E-Autos gewinnbringend zu produzieren und zu verkaufen.

Ich glaube kaum, dass Peugeot und VW ihre Kompaktklasse-Modelle verschenken. Die Koreaner verdienen wohl auch mit den kleinen E-Autos Geld. Volvos Marge bei den Hybrids ist exorbitant. Auch Porsche verdient am Taycan - v.a. langfristig, weil man nun Technologien schafft, die auf andere Modell übertragbar sind.

>Die Modelle die jetzt rauskommen gibt es nur, weil deren Entwicklung und Produktion aus den Erträgen der „Altfahrzeuge“ subventioniert werden.

Es ist v.a. eine Übergangstechnologie. Ein "weiter so" wäre halt keine Option gewesen.

>Das kann und wird sich sicherlich ändern. Dieser Prozess dauert aber einfach ein Weilchen auch wenn manche Parteien meinen Zeiten und Mengen voraus bestimmen zu können. Wer nur ein bißchen Ahnung von Automobilproduktion hat, der weiss wie lange  Entwicklung, Erprobung und Produktionsaufbau einer neuen Baureihe dauert und welche immensen finanziellen Resourcen da reinfließen. Insofern kann ich da echt nur verwundert mit dem Kopf schütteln warum man nicht begreifen kann das ein Automobilhersteller, der zu aller erst mal betriebswirtschaftlich handeln muss, nicht auf Teufel komm raus alles von Bord schmeisst was Ertrag bringt und sich kopfüber in eine aktuell noch defizitäre Produktlinie stürzt. So viel Musks laufen da draussen nicht herum, die in der Lage sind mit ihrem Charisma den Menschen mit immer wieder neuen Versprechungen das Geld aus der Tasche zu ziehen.

Ich erwarte nicht, dass alles über Board geschmissen wird. Es wird auch weiterhin Benziner geben, aber eben in einem anderen Mix. Schau Dir doch die Zulassungszahlen an. Es werden immer noch verrückt viele Autos gekauft, die meisten mit alter Technologie.

Aber: es wird auch disruptiven Wandel geben. Shared Economy. Wachsende Konkurrenz durch besseren ÖPNV. Neue Player am Markt. Darauf hätte man sich lange einstellen können. Tesla hat in China in 168 Tagen die Gigafactory 3 aufgebaut.

Die Deutschen haben lange gepennt. Zu satt, zu unbeweglich, zu arrogant. Musk wurde als Clown verkannt, und doch hat Tesla im Bereich alternative Antriebe mehr erreicht als Audi, MB und BMW zusammen. Der hat nun den Fuß im asiatischen E-Markt. Wir noch nicht.

>Die Deutschen waren schon immer gut in technischen Dingen. Ingenieurwesen, Maschinenbau, Fahrzeugbau. Das sind die aktuellen Pfeiler unseres Wohlstandes. Mit symbolischem  „Verzichtsvorleben“ jedenfalls werden wir die Welt klimatechnisch keinen cm weiterbringen und auch keine internationalen Nachahmer finden. Brasilien, China, Indien, USA, Afrika, Russland. Meinst du da juckt es irgendwen ob hier jetzt irgendeiner einmal weniger mit dem Flugzeug fliegt oder irgendeinen Kompensationsablasschein zur Gewissensberuhigung gekauft hat?

Ja, es juckt, weil z.B. in China Umweltschutz mit der großen Keule vorangetrieben wird. Trenn Dich von Horrormeldungen über soundsoviele Kohlekraftwerke. China will 2025 die Quote der westlichen Industrienationen an erneuerbaren Energien doppelt erfüllen, und viele Analysten sind sicher, dass sie das schaffen werden. Das Land ist einfach schneller im Wandel (auch bedingt durch deren politisches System) - ich hatte mich ja in einem separaten Posting nach meinem letzten Aufenthalt bereits dazu ausgelassen.

Der Fingerzeig in die Ferne ist ermüdend, wenig hilfreich, und v.a. bemühte, oft falsche Legitimation für nix tun. Mit dem Argument kannste hier die Kinderarbeit auch gleich wieder einführen, weil in Pakistan ja üblich.

>Zumals ja ohnehin keiner wirklich macht. Alle labern bemüht daher aber die Flugrouten und Kreuzfahrtschiffe verzeichnen Rekordbuchungen und auch die Hotels in der Türkei sind voll wie nie. Ob da ein paar Kilometer weiter gemetzelt und gemordet wird juckt doch nicht solange der Urlaub billig ist.

Ist ein Problem, führt hier aber zu weit imo.

>Einen internationalen Klimaschutz wird es nur mit technischen Innovationen geben. Dazu muss entwickelt und geforscht werden. Dazu brauchen wir junge Menschen die auf diesen Gebieten Top sind. Biologen, Ingenieure, Agrarwissenschaftler, Physiker etc. die innovative Dinge entwickeln und nicht der Welt den moralischen Stinkefinger hinhalten und meinen mit Vorwurfspredigten würde man irgendwas erreichen.

Ja - aber darauf warten, dass die ganze Welt plötzlich an einem Strang zieht, und bis dahin nix tun: das wird nix. Es wird diesen global harmonisierte Aktion nicht geben. Es gibt schon immer Vorreiter und Nachzieher, gesellschaftlich, technologisch, ethisch und moralisch. So wirds auch hier laufen. Die USA haben den Sklavenhandel weder als erstes noch als letztes abgeschafft, aber deren Schritt in diese Richtung hatte globale Wechselwirkungen. "Wenns im Kongo weiterhin gemacht wird, dann belassen wir es auch dabei!"?

>Bestehendes muss permanent verbessert und Neues entwickelt und getestet werden. Ein kompletter Ausstieg aus der Produktion des Verbrennungsmotors bis 2030, wie z.b. von den Grünen gefordert, ist imo kompletter Käse.

Das halte ich auch für Käse, siehe oben.

>Nur weil wir uns das wünschen werden die Leute im Rest der Welt nicht auf Verbrennungsmotoren verzichten und wenn wir die nicht bauen dann baut die ein anderer in anderen Ländern zu wahrscheinlich schlechteren Bedingungen. Wir sollten lieber versuchen die besten und effizientesten Verbrennermotoren der Welt zu bauen und daneben alternative Antriebe so weiter zu entwickeln bis sie eine echte ökologische, wirtschaftliche und praxistaugliche Alternative darstellen.

Alles richtig - und genau da hat man lange gepennt, genau das ist nicht passiert, und ich bin sicher, dass Dir das klar ist. Als es um diese brennenden Fragen ging, haben die deutschen Dipl-Ings Betrugssoftware entwickelt, statt sich mit den pressierenden Fragen zu befassen. Man war satt, dreist, selbstverliebt, siegessicher.

Und nun zeigt man panisch auf eine 16-Jährige und sagt, die habe einem die Förmchen weggenommen. Unfassbar.

>Dann werden wir diese Antriebe auch weltweit verkaufen.

Klar. Sieht nur gerade so aus, als würde der Kuchen anderswo aufgeteilt.

>Dieses ganze „wenn jeder ein bißchen was macht ist schon viel geholfen“ ist imo ebenso Käse. Wenn bei uns jeder ein bißchen was macht bringt das global gesehen gar nix. Wenn wir nicht insgesamt viel machen wird das nichts und dazu ist das aktuell praktizierte klein/klein eben absolut ungeeignet.

Nee, sorry. Das ist ja immer wieder das Argument: warum soll ich weniger Fliegen, das Flugzeug fliegt doch sowieso? Es besteht keine Chance auf einen revolutionären Umsturz - zum Glück nicht. Also muss nun der Einstieg in organischen, kurz- bis mittelfristigen Wandel gefunden werden. Nur alle 3 Jahre in den Urlaub fliegen, nur 2x die Woche Fleisch essen, und ein Auto mit Hybrid + Solaranlage ersetzen - DA wird ein Schuh draus, und dann gehts weiter, in ebensolchen Schritten.

>Das heißt jetzt nicht das man deswegen selbst nichts machen sollte, man sollte sich aber schon klar sein das es einfach nicht mehr ein symbolischer Akt ist.

Du meinst: die Erde ist eh verloren, wenn nicht von 100 auf 0 gebremst wird?

Ist für mich nur eine Ausrede für das eigene Nichtstun.

Ich sehe keine Symbolik darin, wenn die Menschen nachhaltig versuchen, den eigenen Fußabdruck zu verkleinern, ohne gleich das Haus abzufackeln, den Job zu kündigen und als Trapper eine Höhle in der Uckermark zu beziehen.

>So jetzt aber mal zurück zum Anfang. Letztendlich kann man anderen nur dann helfen wenn es einem selbst gut geht. Je schlechter also unsere Kernindustrien performen und umso mehr sich das auf Beschäftigung und Steuereinnahmen auswirkt umso mehr werden sich die Prioritäten der Menschen weg vom Klimaschutz bewegen und umso mehr Zulauf werden die Randparteien bekommen. Schuld sind dann entweder die Ökos, die Kapitalisten oder beide zusammen je nachdem aus welchem Blickwinkel man das betrachtet. Eine gesunde Wirtschaft ist imo also essentiell um Spielraum für positive Entwicklungen zu haben. Dazu bedarf es dann aber eines gemeinsamen Ziels und gegenseitiger Unterstützung. Nur mit Verbots- und Forderungskatalogen wird das nicht funktionieren.

Da bin ich bei Dir - ich fordere auch keine Verbote. Lass die FFFs mal machen und Bewusstsein schaffen. Denen die Probleme der Autoindustrie anzuhängen bleibt: Populismus.

>Was mich aktuell massiv stört ist dieser ständige, von Panik getriebene und letztendlich unüberlegte Aktionismus. Die Energiepolitik ist ein einziges Mysterium. Raus aus der Atomenergie, raus aus der Kohle. Ausbau von Wind und Solarenergie läuft aber auch nicht so wie gedacht, Stromtrassen fehlen, die Preise werden immer teurer. Wo kommt der Strom in Zukunft her, können wir uns den noch leisten?

Zustimmung. Nicht nur in der Wirtschaft, auch in der Politik ist das Versagen allgegenwärtig. Das neue Klimapaket ist ein Witz.

>Dazu kommt wöchentlich irgendeine andere Todbringende Gefahr. Dieselautos, Stickoxyd, Co2, Feinstaub oder ganz einfach SUVs u.s.w. Umwelt, Wetter, Klima. Alles wird munter durcheinander gewürfelt und immer so verwendet wie es gerade in die Agenda passt.

Und das versachlichst Du, indem die Gegenseite genauso plump vorführst, siehe Deine Headline? Das nur um mal zum zentralen Punkt meiner Kritik zurück zu kommen.

>Wer nicht in den Panikchor einstimmt ist sowieso Klimaleugner, AFD Wähler und sowieso schlimmer als Hitler.

Das stimmt doch nicht, und das weisst Du auch. Hier wimmelts doch auch von Usern, die das Problem erkennen, aber eben keine revolutionären Verbotsumsturz mit brennenden Diesel-SUVs fordern, sondern einfach einen nachhaltigen Wandel.

>Komplett sinnbefreite und wirkungslose Fahrverbote werden vehement verteidigt und ein Abmahnverein wie die DUH zum Robin Hodd der gebeutelten Umwelt ernannt.

Ich habe mehrfach gesagt, dass die DUH ein perfider Mist-Verein ist.

>Du wirfst mir Populismus vor?

Ja, das mache ich konkret an Deiner dämlichen Headline fest und sage auch: so bist Du doch eigentlich nicht-

>Fazit: Ich wünsche mir zukünftig einfach mal wieder mehr pragmatische Macher als ideologische Forderer.

Gutes Schlusswort.


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