Thema:
Re:Ein Freund sagte heute: flat
Autor: Phil Gates
Datum:11.10.19 10:04
Antwort auf:Ein Freund sagte heute: von thestraightedge

>"Aktuell kommts nicht drauf an, was man macht, sondern mit welchem Bewusstsein."
>
>Sprich: man kann seinen alten Diesel fahren und einen "Fuck you Greta"-Aufkleber an den Auspuff kleben und trotzig weitermachen und Einweg-Kaffeebecher abfeiern (320.000 jede Stunde, 24/7 nur in Deutschland). Oder man kann den Diesel noch zuende fahren, in vollem Bewusstsein dass das nicht optimal ist, im Zweifel einen Teil der Auswirkungen kompensieren, und sich Gedanken machen wie es weitergeht. Und trotzdem mal nen Kaffee im Pappbecher kaufen, wenn man Rafaels Bioversion im Auto liegen gelassen hat.
>
>Ich denke, da ist viel Wahres dran. Übers Knie gebrochen asketisches Leben verlangen wird die Bestrebungen und das Bewusstsein im Keim ersticken, weil viele Menschen denken: die spinnen doch alle.
>
>Sich aber langsam auf die Herausforderungen einlassen, ohne gleich die Bude abzureissen, aber auch ohne zu sagen "Greta, diese Göre, da lass ich mir nix von sagen!" ist vermutlich etwas, was wir unseren Kids mit auf den Weg geben sollten. Denn die werden die Veränderungen definitiv treffen. Und wenn der 29€-Abitripp nach Barcelona in einen Campingurlaub in der Eiffel umgewandelt wird, dann hat man vielleicht schon was erreicht.


Das ist genau das, worauf ich vor ein paar Tagen hinauswollte, als ich eine sachlichere und weniger hysterische Diskussion angeregt habe. Das Thema ist aber so emotional aufgeladen, das eine sachliche Diskussion kaum möglich ist. Ich kann Dir 100% zustimmen. Ein anderes Beispiel als das mit dem alten Diesel könnte man auch mit Heizungen etc. anbringen. Es bringt nichts, im Haus gerade mal 10 Jahre alte Fenster und die Ölheizung rauszureißen und durch Fenster nach neuestem Standard und eine Gasheizung zu ersetzen. Die Energieersparnis und die geringeren Emissionen werden durch den Herstellungsaufwand aufgefressen bzw. wären erst einmal negativ, so dass es Jahrzehnte dauert, bis sich das amortisiert hat. Wenn man aber eh saniert oder neu baut, dann natürlich mit neuester Technik, das sollte Vorschrift sein (ist es ja weitgehend auch). Wir sollten jetzt tun, was kurzfristig möglich ist und etwas bringt, also noch stärkerer Ausbau von EE, E-Auto-Prämien erhöhen, weniger fliegen, weniger Fleisch, lokal erzeugte Lebensmittel kaufen und die Avocado allenfalls als besondere Delikatesse fürs Weihnachtsessen verwenden, aufforsten, Palmöl durch klimafreundlichere Öle ersetzen, ÖPNV massiv ausbauen... Das geht vielen nicht weit genug, aber es ist illusorisch anzunehmen, dass wir 2020 aus der Kohle aussteigen, Verbrenner verbieten und das System auf ökologischen Sozialismus umstellen werden. Dafür finden sich schlicht keine Mehrheiten, schon mal gar nicht weltweit.


< antworten >