Thema:
Re:Kompliment flat
Autor: token
Datum:12.09.19 09:08
Antwort auf:Re:Kompliment von K!M

>Auch bei einer Schreibübung hat der Text eine Aufgabe, Funktion oder Ziel für den Leser. Es geht ja nicht nur darum einen Dialog im Taxi zu schreiben, sondern im Leser Spass, Freude, Spannung oder Verwunderung zu erzeugen. Einen Twist oder Pointe gehört auch dazu.
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>Die Übungen funktioniert, wenn die Dreifaltigkeit  aus Autor, Text und Leser da sind. Deshalb nötige ich dazu nachdem man selbst geschrieben hat, zum Leser wird. Es gibt hier einige, die nur Lesen oder nur Schreiben, denen entgeht ein Teil der Übung.
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Darum geht es mir nicht, nicht um einen Verzicht auf einen Abschluss, nicht den Verzicht auf eine Pointe. Und weiter, das ist nur meine Lesart, meine Perspektive auf Schreibe und Text, und ich bin mir nicht mal sicher ob diese wirklich passt, weil ersichtlich ist dass diese fiesen Pointen die Resonanz triggern, sprich, das Publikum eigentlich genau zu dem motiviert was mich persönlich stört.

Aus meiner Perspektive ist dieser Kritikpunkt auch kein Kritikpunkt sondern das größte Lob was man aussprechen kann. Nämlich, deine Schreibe fesselt mich, auch wenn da rein objektiv vermeintlich nichts fesselndes ersichtlich ist.
Das ist für mich die große Kunst. Dass ein Text einfach für sich schon aufgrund seiner Machart erreicht. Die dramatischen Knalleffekte, sprich die großen vermeintlich unerwarteten Pointen hingegen, da denke ich halt, okay, wenn man das wirklich elegant herbeiführt dann ist das das Sahnehäubchen. Aber so wirkt es auf mich gezwungen ohne dass es wirklich Not täte. Eine Art Laughtrack in der Sitcom. Es braucht den nicht, wenn etwas wirklich witzig ist.

Ich sag mal so, würde Bomber ein Buch über diesen Taxifahrer schreiben wie er Alltagsgespräche führt und sich Abends eine Frika in der Mikro macht, ich würde es verschlingen weil die reine Schreibe vermeintliche Banalitäten recht einnehmend zu transportieren weiß. Würde dieser Taxifahrer hingegen von einer dramatischen Groteske zur nächsten stolpern, die einen Gäste hätten gerade eine Bank überfallen und ihn als Fluchtfahrer nutzen, dann ein vermeintliches Päärchen wo sich rausstellt dass der Mann die Frau als Geisel genommen hat, Zielort Brücke mit einem Suizidler, der nächste Passagier ein Schizo, und abends plant er selbst die Weltherrschaft die er mit außerirdischen Reliquien erringen möchte, um es mal hoffnungslos zu überzeichnen, es ließe mich kalt.

Ist nur meine Meinung, geile Schreibe die sich selbst trägt, aber too much drama für meinen Geschmack, der große Knall der stumpf die Eleganz des subtilen Prickelns übertönt.
Imo imo imo.


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