Thema:
Re:Kompliment flat
Autor: K!M
Datum:12.09.19 08:48
Antwort auf:Kompliment von token

>Ich finde den Dialog unglaublich natürlich, und trotz seiner Unspektakulärtheit recht einnehmend. Auch der Kniff mit dem Dialekt geht gut auf und wirkt auf mich überhaupt nicht aufgesetzt.
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>Einen Kritikpunkt habe ich aber dennoch, und es ist ein Kritikpunkt der mir bei vielen Texten durch den Kopf geht. Die Pointen. Ich hab die Pointe erstmal nicht verstanden weil ich den Vorfall nicht kannte. Aber schon da schien mir die Datumsfrage einfach aus diesem natürlich wirkenden Gesprächsrahmen zu fallen. Es passte nicht rein, der Text verlor just da seine Natürlichkeit.
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>Kurzum, und das ist nur mein Geschmack und ich komme auch nicht umhin zu bemerken dass es oftmals solche Pointen sind, die dann Resonanz erfahren. Aber auf mich wirkt das wie billige aufgesetzte Effekthascherei. So ein Michael Bay Moment. So Sachen wo er mal eine gelungene für sich stehende Aufnahme hat, und es dennoch nicht lassen kann irgendwas in die Luft zu jagen.
>Klar, wenn man diese gelungene Aufnahme nicht hinkriegt, dann ist es eine gute Idee zumindest etwas in die Luft zu jagen, aber du kriegst es halt hin, du kriegst es gar superb hin.


Auch bei einer Schreibübung hat der Text eine Aufgabe, Funktion oder Ziel für den Leser. Es geht ja nicht nur darum einen Dialog im Taxi zu schreiben, sondern im Leser Spass, Freude, Spannung oder Verwunderung zu erzeugen. Einen Twist oder Pointe gehört auch dazu.

Die Übungen funktioniert, wenn die Dreifaltigkeit  aus Autor, Text und Leser da sind. Deshalb nötige ich dazu nachdem man selbst geschrieben hat, zum Leser wird. Es gibt hier einige, die nur Lesen oder nur Schreiben, denen entgeht ein Teil der Übung.


>Ich weiß nicht ob das richtig ist, aber ich selbst würde den Autoren die den kleinen Rahmen als Geschichtsträger wählen empfehlen im kleinen Rahmen zu bleiben und sich auch zuzutrauen dass sie in der Lage sind die Wirkungskraft der kleinen Geschichte auf die Straße zu bringen, und nicht immer wieder so gezwungen in eine große Pointe zu überführen. In meinen Augen sind eure Texte die eigentliche Pointe, und die vermeintlich große Pointe tritt dieser echten und funktionierenden Pointe nur vor's Knie und macht die Geschichten nicht besser, sondern schlechter. Was anderes ist es, wenn der Rahmen schon etwas außergewöhnliches hat, etwa Fantastik oder Sci-Fi. Wobei gerade das Marstaxi imo gut aufzeigt, wie unnötig diese Überführung ist. Der Rahmen ist erstaunlich, und dennoch nur das Beiwerk zu einem alltäglichen Schwiegermuttergezeter. Und genau das funktioniert.


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