Thema:
Re:Zeit: "Die Millionen, die gingen" flat
Autor: dixip
Datum:08.09.19 11:51
Antwort auf:Re:Zeit: "Die Millionen, die gingen" von Transistor

>Diejenigen die sich bei dieser deutlich verschärften Auswahl nicht durchsetzen konnten sind dann in Regionen gegangen wo der Arbeitsmarkt besser aussah (sprich: Westdeutschland), wenn sie mobil waren.

"wenn sie mobil waren". Das ist natürlich eine These, dass "Mobilität" nicht nur ne technische Komponente ist, sondern auch viel mit der Persönlichkeit zu tun hat, mit Selbstbewusstsein, Risikobereitschaft, Mut, ... und damit letztendlich bei höheren Bildungsgraden auch eine höhere Mobilität zu finden ist. Grundsätzlich, nicht immer und bei jedem.


>Unterm Strich hat hier also eher die Mitte gefehlt, als dass hier nur der "Rest" geblieben wäre.

Es ist auch die Frage, ob für die Hochqualifizierten in der Fläche überhaupt genug und interessante Jobs vorhanden sind. Klar, für die Lehre bleibt man mit Abi vielleicht auch in der Region. Aber wenn erst mal die weitere Jobsuche ansteht, locken dann (noch ohne Familie) vielleicht doch eher die Städte (egal ob Leipzig oder München).

Und selbst wenn die "Tops" dann einen Job haben, steigen gleich wieder die Ansprüche an die Infrastruktur. Wo ist dann die nächste sehr gute Schule für die Kids? Gibt es nur Gesamtschulen, kein reines Gymnasium?

Wenn erst mal ein strukturelles Problem in einer Region da ist, verstärken sich doch die negativen Effekte gegenseitig. Das ist doch der gefährliche Teufelskreis. Wenn jetzt die AFD irgendwelche Orte regiert und das richtig dominant und öffentlich wird, bleibt man da als weltoffener, liberaler Mensch mit 100.000€ brutto im Jahr dann entspannt im 5000 Heimat-Einwohner-Kaff oder lässt man sich von der zugezogenen Ehefrau dann doch überzeugen, dass es besser für die Kinder ist, ne Wohnung in Leipzig zu suchen?


>Oder sie konnten sich auf dem Arbeitsmarkt nicht durchsetzen und waren auch noch immobil - dann blieb halt die Sozialhilfe vor Ort.

Was bei Quoten von 5-10% kein großes Problem ist, weil die Strukturen sich noch nicht verfestigen, diese Hartz4-Sozialisierung von Kindheit an (weil "alle" Kinder in der Schule auch "Hartzer" sind) nicht stattfindet. Wenn die Quote höher ist, sieht das anders aus und der Frust und das Abfinden mit der Situation steigen eher.


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