Thema:
Re:Und wozu? flat
Autor: Sockenpapst
Datum:15.08.19 12:43
Antwort auf:Re:Und wozu? von X1 Two

>In Zeiten des Booms Schulden zu machen ist dumm. Es muss immer das Ziel sein, im Boom Schulden abzubauen, um in den Krisen Schulden machen zu können.

Auch, wenn ich Dir beim Grundgedanken zustimme, ist das riesige praktische Problem zu erkennen, wann wir uns in einer Krise befinden, und wann in einem Boom. Bzw. ist das eigentlich egal. Es wäre tatsächlich unendlich viel wichtiger zu erkennen, wann wir uns in einem Aufschwung befinden, bzw. wann in einem tatsächlich strukturell bedingten Abschwung (noch genauer: wann dieser beginnt). Das sind nämlich de facto die letzten Zeitpunkte, in denen eine antizyklische Politik noch vollumfänglich wirken kann. Wer erst in der Krise Schulden machen muss, der hat schon verloren.

Entsprechende Prognosemodelle gibt es zwar wie Sand am Meer, dummerweise nur kein einziges, dass sich als zeitlich sattelfest erwiesen hätte. Insoweit hinkt man mit entsprechenden Maßnahmen gegen strukturelle Krisen immer hinterher. Und dieses Mal könnte es richtig böse enden, weil es eben nicht "nur" der Banken- oder Bausektor ist, der implodieren könnte, sondern plump gesagt alles. Ich persönlich befürchte, dass wir den Turning Point schon überschritten haben, kann aber auch nur den Vogelflug deuten und hoffe, dass ich komplett falsch liege.


Und, ganz nebenbei: die im Artikel eigentlich thematisierten und von allen hier erwartungsgemäß ignorierten Kommunen konnten auch in 10 wirtschaftlich guten Jahren kaum Schulden abbauen. Weil strukturell vieles verkrustet ist oder schlicht falsch läuft. Und das hat nichts mit Keynes zu tun.


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