Thema:
Re:Zu kompliziert, zu chinesisch flat
Autor: token
Datum:08.07.19 10:58
Antwort auf:Re:Zu kompliziert, zu chinesisch von Sockenpapst

>Ich stimme Dir und anderen hinsichtlich einer Steuerlösung zu und kann mich über Essensmarkenpläne und Ähnliches in ihrer jeweiligen Ausformulierung nur noch wundern, gleichwohl irritiert mich ein wenig Dein Unverständnis.
>
>>Über Kosten zu regulieren ist das was wir immer und überall machen, weil das der Hebel der modernen Marktwirtschaft ist. Und ich verstehe auch nicht so Recht diesen Drang nach Gleichmacherei bei Regularien welche eine Klimawende anstreben. Es verbietet auch niemand 85-Zoll-Fernseher oder mit Diamenten besetzte iPhones obwohl sich die Masse sowas nicht leisten kann, und es ruft auch niemand zum Sturm auf die Bastille obwohl solche Produkte existieren.
>>
>Auch Normalsterbliche können hier und heute jeden Tag Fleisch futtern, nach dem Abi nach Neuseeland, und zum Junggesellenabschied nach Cala Rattata. Zwar nicht das Fleisch vom Kobe-Rind, und im Flugzeug nicht erster Klasse, was die korrekten Entsprechungen zu Deinen Beispielen wären, aber das jeweilige Grundprodukt ist letztlich für die Mehrheit der Bevölkerung beinahe unbegrenzt verfügbar. Das wäre bei einer halbwegs konsequenten CO2-Steuer so schlicht nicht mehr gegeben. Und dass eine effektive Einschränkung des Status quo Widerstände erzeugen kann und wird (nicht zuletzt bei ihnen selbst...), darüber sind sich die Leute im Klaren und suchen Alternativen. Und verzetteln sich dabei komplett.


Ich persönlich denke da einfach perspektivisch. Aktuell wird vom "Widerstand" gefordert auf Innovation zu setzen. Das Problem ist, der Mensch ist unglaublich gut darin Probleme zu lösen die sich stellen und unglaublich Scheiße darin Probleme zu lösen die erst am Horizont liegen.
Innovation funktioniert da wo es Märkte gibt, diese Märkte gibt es aber nicht wenn man Echtkosten wegsubventioniert oder wenn man keine Kundschaft hat, was ja auch einander bedingt. Es gibt sowohl in der Nahrungsmittelindustrie als auch in der Transportindustrie noch massive Gestaltungsräume die eben deswegen nicht konsequent ausgelotet werden, weil es keinen Leidensdruck gibt.
Ein Beispiel dafür kam jüngst mit dem Mercedes-eAuto das fertig war und einfach wieder in die Schublade gesteckt wurde. In einem Übergangszeitraum wird man sich im status quo mäßigen müssen, aber eben auch nicht für immer. Wenn mal Leidensdruck da ist und betroffene Konzerne kucken müssen wie sie ihr Kapital investieren müssen um ihre industrielle Sparte unter neuen Rahmenbedingungen zu konservieren, wird man sich noch wundern was plötzlich an "Innovation" möglich ist.
Fleischersatzprodukte kratzen nur an der Oberfläche ihrer Potenziale weil es keinen Massenmarkt dafür gibt. Auch bei Transporten dürfte noch einiges möglich sein. Stationär kann man etwa heute schon CO2-Filter verwenden die den Ausstoß binden, vielleicht ist sowas auf Schiffen oder gar bei Flugzeugen möglich. Bei Schiffen gibt es andere Varianten die Dinger zu bewegen, da kann man mal bei Kolumbus nachfragen.
Man weiß es nicht, man findet es aber nur heraus wenn man diese Probleme auch mal in den Raum stellt und die Lösung solcher Probleme für Konzerne ein Überlebenskriterium wird.
Schau mal was in Ölkrisen plötzlich ganz schnell möglich war, und dann doch wieder fallen gelassen wurde als man gemerkt hat dass der Rohstoff doch nicht ganz alle alle ist.
Die Chance zu einem geordneten Übergang war da, man hat sie verstreichen lassen. Jetzt fehlt klar ersichtlich die Zeit um etwas zu tun das den status quo nicht tangiert.


< antworten >