Thema:
Re:Danke, sehr interessant. flat
Autor: Pezking
Datum:03.07.19 09:08
Antwort auf:Danke, sehr interessant. von Telemesse

>Moral ist aber immer schwierig und oft auch unterschiedlich und individuell. Letztendlich sind Gesetze dazu da den juristischen Rahmen des Handeln festzulegen. Bei der Sanktionierung gibt es ja meist einen Ermessensspielraum in dem sich die Richter bewegen können und in dem sicherlich auch moralische Gründe berücksichtigt werden können aber nur aufgrund moralischer Ansichten Gesetze nicht anwenden zu wollen dürfte nicht zielführend und auch rechtsstaatlich fatal sein.
>Sollten Gesetze nicht (mehr) dem moralischen Empfinden der Mehrheit der Bevölkerung entsprechen ist es doch eher Aufgabe der Volksvertreter ein Gesetzänderungsverfahren in Gang zu setzen um dies zu ändern.


Das ist grundsätzlich richtig, aber wenn es akut um Leben und Tod geht ist es IMO völlig richtig, subjektiv der moralischen Verpflichtung folgend zu handeln (die in diesem Fall wohl eindeutig ist), ohne dabei juristische Überlegungen anzustrengen.

Was nicht heißt, dass ich hier eine unbedingte Konsequenzlosigkeit fordere.

Und würden SeaWatch und Co. aktuell nicht so handeln, wie sie es tun, würden noch mehr Menschen ertrinken und es wäre für Europäer noch leichter, diesen Umstand einfach zu ignorieren.

Natürlich wollen diese Aktivisten auch Aufmerksamkeit erzeugen, aufrütteln und sensibilisieren! Nur ist das weder kommerziell motiviert, noch Attention Whoring für das nächste Insta-Gold.

>Die Kommentarspalten zu solchen Themen sollte man regelmäßig dicht machen weil sich da wirklich die Schwachköpfe mit Peinlichkeiten überbieten.

Volle Zustimmung.

>Letztendlich liegt es an der EU sich endlich praxistaugliche Maßnahmen für den Umgang mit den Flüchtlingen zu überlegen. Dabei ist das „Hafenproblem“ ja lediglich der Startpunkt der Problemkette da die Verteilung und Aufnahme der Flüchtlinge ja schon an der Blockade vieler EU Staaten scheitert. Der Dumme ist aktuell der, der als erstes mit dem Problem konfrontiert wird, da es eben keinerlei Verlässlichkeit gibt wie es nach der Anlandung weitergeht.
>D.h. die Arschkarte hat momentan Lampedusa aufgrund seiner geographischen Lage. Die anderen EU Staaten tun aber nichts um dies zu ändern.
>Insofern sollte man versuchen die jetzigen Ereignisse (Blockade Italiens und das Eindringen der Seawatch) nicht als Präzedensfall zu sehen sondern lieber als Anlass nehmen um endlich eine brauchbare Regelung incl. geeigneter Gesetze auf den Weg zu bringen.


Ja, das ist überfällig.

Nur sollte man auf dem Weg dorthin von staatlicher Seite alles unternehmen, um Menschen im Mittelmeer vor dem Ertrinken zu retten.

Wer Schiffbrüchige retten könnte, es jedoch nicht tut, handelt immer unmoralisch.

Und dabei ist es völlig irrelevant, wie Menschen in diese Notsituation geraten sind und was deren Rettung aus politischer Sicht bedeutet. Das darf bei der Frage um die Rettung einfach keine Rolle spielen.

Ergo: Retten, retten und nochmals retten, und parallel dazu auf politischem Wege bessere Gesetze und Strukturen schaffen, um die Notwendigkeit der Rettungen zu minimieren und ungewollte rechtliche Implikationen ggf. zu verändern.

Aber bis dahin muss gerettet werden. Alles andere ist unmenschlich.


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