Thema:
Zu des Pudels Kern flat
Autor: Sockenpapst
Datum:14.06.19 14:49
Antwort auf:Re:Kükenshreddern bleibt erlaubt von token

>Ich sehe hier lediglich keinen Fall der grob gegen sinnhafte Regularien verstößt. Das ist ja die Frage, wenn das was einen Raum weiter passiert kein Problem ist, warum ist das was beim Schredder passiert ein Problem.
>Und das ist keine rhetorische Frage.
>
>>Leute, habt Ihr das Urteil, um das es hier doch eigentlich geht, überhaupt mal angeschaut? Es geht nicht um "Hähne verwerten", sondern um "Hähne gar nicht erst gebären". Das ist Zielvorgabe und eine ganz konkrete gesetzliche Möglichkeit für Frau Klöckner schon heute. Ich bin echt baff.
>
>Die Frage ist doch, warum ist das ein Spezialfall der besonderer Betrachtung und Regulierung bedarf. Zum einen, inwiefern verstößt das da gegen gängige Regularien einer Gesellschaft für die es konform ist Tiere als Teil eines Industrieprozesses zur Versorgung der Gesellschaft mit Tierprodukten zu töten?
>Ich bin übrigens einer dieser Barbaren der das auch im Grundsatz in Ordnung findet.
>
>Wo ich noch folgen kann ist, es ist nichts verkehrtes daran Kleinigkeiten besser zu machen, Verbesserung ist ein Prozess der viele Schritte braucht.
>D'Accord.
>
>Wo ich hingegen nicht mehr mitkomme ist eine andere Aussage, nämlich, man könne das da isoliert betrachten.
>Natürlich finde auch ich es problematisch aus reiner Kostenersparnis zu töten. Da es jedoch ein schmerzfreier Tod ohne vorgestellten Leidenskatalog ist, sehe ich da einfach keinen groben Verstoß gegen ethische Leitlinien wenn man im Grundsatz der Meinung ist, Tiere töten ist okay.
>
>Und das ist das was mich persönlich verwirrt. Diese Mischung. Einerseits etwas zu verurteilen wo mir das Verständnis fehlt, warum etwas das wirklich nur marginal gegen den gesellschaftlich ausgesprochenen Leitfaden im Umgang mit Nutztieren verstößt solche Wellen schlägt.
>Und dann eben on top, wie kann ich diesen Aspekt rauslösen und gesondert betrachten und gesondert behandeln? Vielleicht ist das der Pudels Kern im aneinander vorbeireden, die Unfähigkeit die Perspektive des Gegenübers in diesem Aspekt auch nur im Ansatz zu begreifen. Beiderseitig.
>Nämlich, dass der eine denkt, das kann man doch isolieren, und der andere denkt, das kann man doch unmöglich isolieren!11
>

Ich habe bewusst nur mal das stehengelassen, was m.E. den Kern des Missverständnisses/der verschiedenen Ansichten darstellt, und versuche, mich halbwegs klar und pointiert ausdrücken. Also...

Tiere und tierische Erzeugnisse zu verwerten ist dem Grunde nach ok. Etwaiges Töten wird also grundsätzlich nur durch die anschließende Nutzung des Kadavers legitimiert. Es sollte jedoch darauf geachtet werden, den Verbrauch (um es ganz bewusst zynisch auszudrücken) von Tieren möglichst zu begrenzen und gleichzeitig Leid im Rahmen des Möglichen zu minimieren. Dabei sind alle einzelnen Schritte des Produktionsprozesses unter Beachtung des technisch Möglichen ständig kritisch zu hinterfragen.

Was heißt das nun für den konkreten Einzelfall?
Es ist dem Grunde nach ok, Eier industriell herzustellen und auch Masthähnchen zu produzieren. Nicht ok ist es, massenhaft überflüssige Küken das Licht der Welt erblicken zu lassen, um diese umgehend zu töten, wenn es sinnhafte Alternativen zu ihrer Herstellung gibt. Ich habe also an dieser Stelle den Verbrauch von Lebewesen zu begrenzen, wenn es eine Möglichkeit dazu gibt. Und diese Möglichkeit besteht offenbar, bzw. steht kurz vor dem Durchbruch.* Sie kostet "nur" zu viel Geld derzeit. Und da sage ich, nö, diese Mehrkosten müssen in Kauf genommen und in letzter Konsequenz vom Verbraucher getragen werden, um gar nicht erst in die Verlegenheit zu kommen, überschüssige "Ware" vernichten zu müssen.

Insoweit sehe ich hier auch keinen Spezialfall, sondern im Gegenteil eine hervorragende Möglichkeit, innerhalb des bestehenden Produktionsrahmes Leid gar nicht erst entstehen zu lassen, egal wie kurz es dann auch sein mag. Denn wo gar nicht erst geboren wird, muss auch nicht getötet werden. Und dieses isolierte Betrachten eines einzelnen Produktionsschrittes ändert nichts daran, dass ich nicht auch an anderer Stelle den konkreten Konsum von Tieren und tierischen Produkten hinterfragen und begrenzen sollte. Diese Punkte muss und sollte man gleichwohl nicht gegeneinander ausspielen, wie es hier im Thread imo passiert ist. Im Gegenteil, nur so kann man ein Problem von mehreren Seiten angehen. Jetzt zumindest nachvollziehbar, oder weiter "Keine Macht den Drogen!"?



*Hier macht das BVerwG m.E. den fatalen Fehler, keine konkreten Fristen vorzugeben. Hätte man die Brütereien gezwungen, männliche Küken befristet aufzuziehen, wäre schon kurzfristig ein enormer Druck entstanden, erst gar nicht in die problematische Situation der Aufzucht/Vernichtung zu kommen.


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