Thema:
Re:Tierkinder essen flat
Autor: Felix Deutschland (deaktiviert)
Datum:20.04.19 14:15
Antwort auf:Re:Tierkinder essen von thestraightedge

>Natürlich kann man auch das unter dem profanen "nur ein Lifestyle"-Argument subsummieren, wenn man denn unbedingt möchte.

Es lässt sich schwer leugnen, dass ich das möchte und kann. Konsum ist für die meisten Menschen, die zB nicht du sind, von den Produktionsmethoden entkoppelt.

>Ein interrogatives Element ist nicht kontraproduktiv.

Doch klar. Beispiel gefällig? Die nächste SUV-Dskussion wirst du wohl auch wieder eher nicht genießen. Keiner wird gern verhört, keiner bekommt gern aus dem Blauen sein moralisches Wertesystem angegriffen. Nur weil in deinem Freundeskreis keiner muckt, heißt das weder, das niemand sich daran stört, noch, dass generell alles in Butter ist und alle happy. Auch wenn die Vorstellung reizvoll ist, das anzunehmen.

>Genau aus solchen Diskursen entstehen Meinungen und Reflexionen, bei mir genau so wie bei anderen. Natürlich gehts da auch um unterschiedliche Auffassungen, Meinungen, WERTE. Und da kann man auch mal sagen: finde ich echt kacke wie Du das machst, oder: ich verstehe nicht wie man das machen kann.

Ich fänd das höchst unangenehm.

>Das kannst Du natürlich als kontraproduktiv diskreditieren - das wäre aber v.a. eins: kontraproduktiv. Aber das weisste ja selbst.

Nochmal: Natürlich kann ich das. Belegt wird das dadurch, das ich es tue.

>> Natürlich finde ich es pervers, Babys zu essen, von welcher Lebensform auch immer. Lammfleisch, richtig gutes Lammfleisch, schmeckt so, wie ein Lammfell riecht. Nach Geborgenheit, Sorglosigkeit, buchstäblich dem Duft von frischem Heu. Es schmeckt sehr lecker, war aber mit Abstand eine der perversesten Sachen, die ich je gegessen habe. Und jetzt? Soll ich mich schämen? Soll ich für die Seele des armen Lämmlis beten? Oder soll ich die normalste Entscheidung treffen und einfach kein Lamm mehr essen, weil ich mich dabei fühle wie ein Creep und im Grunde auch von zwei Käsebrötchen satt werden würde? Das kann bei anderen wieder ganz anders aussehen. Aber dieses "seid ihr nicht manchmal selber von euch angewidert? Ich frage ganz wertfrei!", diesen Evergreen kann man ehrlich gesagt auch mal aus der Dauerrotation rausnehmen.
>
>Kann man, sollte man aber nicht.


Deiner Meinung nach, und deine Meinung ist hinreichend bekannt.

>Noch vor 150 Jahren sassen irgendwo Menschen und haben genau das gleiche gedacht: mein Nachbar hat die Sklaven freigelassen... ich finds aber noch ok... was soll ich tun?
>Heute? Undenkbar, dass das erst 150 Jahre her ist. Durch solche Gedanken, gern auch öffentlich geführt, wandeln sich Dinge.


Ähm... die Sklaverei wurde nicht abgeschafft dadurch, dass sich ne handvoll LOHAS beim Grillen darüber echauffiert hat, sondern durch einen full scale Bürgerkrieg.

Mit solchen aus der Hüfte geschossenen thematischen Bocksprüngen macht man sich schlicht lächerlich. Es ist ein falsch wiedergegebenes Beispiel und grundsätzlich verwerflich, den eigenen Kampf mit dieser Episode der Menschheitsgeschichte in irgendeiner Form gleichzusetzen. Ich muss nicht jede Implikation solcher irrwitzigen Parallelisierungen einzeln aufzählen um zu zeigen, was für eine sehr, sehr schlechte Idee das ist.

>Mit Deiner Denke wird jeder Fortschritt und gesellschaftlicher Diskurs aufgehalten.

Du kennst meine Denke und mein Konsumverhalten nicht. Du weißt nicht, ob und wie ich bewusst meinen Lebensstil innerhalb meiner Mittel und meines guten Willens verändert habe. Aber natürlich kann ich dich nicht davon abhalten, voreilige Schlüsse zu ziehen.

>> Niemand ist perfekt, niemand lebt "100% ethisch" egal wie straight die edge auch sein mag.
>
>Habe ich nie behauptet. Diese implizite Unterstellung ist überflüssig und Dein Diskussionsstil in solchen Momenten wie immer unangenehm und unangemessen.


Ach weh, sagt der, der beim gemeinsamen Essen Leute als Babyfresser anfickt, hahaha. Ich bin ein stabiler Fürst des Diskurses, nicht wengier!

>>Das ist kein Wettbewerb, bei dem irgendwer gewinnt oder irgendwer davon profitieren würde, auf der Highscore-Liste ganz oben zu stehen. Ernährung und ethischer Konsum sind mittlerweile die neueste Ersatzreligion, und gerade der Umgang mit Veganismus ein gutes Beispiel dafür, passiv-aggressive Triezereien besonders im Bereich der Ernährung allein der Höflichkeit wegen doch bitteschön zu unterlassen. Ich finde keinerlei Unterschied zwischen einem Veganer, der einen für Fleischkonsum shamen will und irgendwelchen reaktionären Webergrill-Jüngern, die irgendeine harmlose Veganerin beim Grillabend für ihre Ratatouille-Pfanne auslachen. Wenn man in dieser Scheißwelt irgendwann vielleicht mal seine verdammte Ruhe haben könnte und sich gegenseitig für seinen Wert laufen lassen könnte, dann doch beim Essen.
>
>Das würde funktionieren, wenn die Tierverwertungsindustrie nicht so unfassbare Auswirkungen auf ALLES hätte.


Wir nähern uns des Pudels Kern!

>Insofern muss man drüber sprechen, gern auch beim gemischten Grillabend.

Ja, wenn man Leute möglichst nicht wieder zum Grillabend sehen möchte, natürlich.

>Das funktioniert übrigens in meinem Umfeld super.

Nichts für ungut, aber das halte ich für eine G'schichte aus dem Paulanergarten. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass du noch nie jemanden mit diesem Shtick irritiert hast.

>Man kann auch über Ethik und Moral sprechen, ohne wie Du zu reagieren. Auch übers Essen, sogar beim Essen.

Ja klar kann man das. Und ich glaube mit mir kommt sogar ne angenehme Unterhaltung dabei raus. Sogar beim Essen! Ich koche sehr gut, auch vegan.

Nicht zwangsläufig mit dir, aber halt generell.

>>Aber nein, Zeit Magazin braucht noch die drölfte Kolumne über Leute die im ICE BiFi essen ("Das stinkt so!"), lass uns lieber weiter gegenseitig dafür ankacken, dass wir uns unterscheiden, bockt halt.
>
>Naja - ich glaube, ohne Aufklärung und den ein oder anderen Spiegel wäre die Wahrnehmung in Deutschland längst nicht so weit wie sie inzwischen ist. Woher denn sonst auch? Durch glückliche Schweine aus der Werbung, grinsende Kühe auf der Steakverpackung oder Großindustrielle, die sich Bauern nennen und alle Werte über Bord geschmissen haben, damit die Villa sich rechnet?


Du kriegst die Situation nur dadurch geregelt, dass du politisch intervenierst. Die Politik und die generelle Kultur in unseren Breitengraden haben uns lang genug eingeredet, dass jeder einzelne von uns die Welt ein bißchen verändern kann, dass wir den Scheiß mittlerweile glauben. Nein. Machtmechanismen werden nur von größeren, mächtigeren Mechanismen aufgebrochen. Die CDU/CSU stellt seit 2005 den Landwirtschaftsminister, und seitdem hat sich fast NICHTS getan. Flug auf Sicht und Bestandswahrungs-Klientelpolitik für die traditionell CDU-nahe Fleischindustrie. Wenn man diesen Peinsäcken oft genug eins mit dem ordnungspolitischen Knüppel geben würde, wäre weit mehr erreicht, als wenn du bei deinen Soirees den Leuten was vom Pferd (in der Lasagne) erzählst.


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