Thema:
Re:Nee, bringt auch nicht weiter flat
Autor: token
Datum:03.04.19 13:41
Antwort auf:Nee, bringt auch nicht weiter von thestraightedge

>"Würden Sie ihm sagen, dass Ihnen die Nützlichkeit und die sinnliche Erfahrung des Autofahrens..."
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>Meine Fresse, so gewinnt man keine Kriege oder Herzen. Genau das ist es, was ich unten meinte. Die Menschen an den Pranger zu stellen, weil sie in den Nachbarort pendeln MÜSSEN (ja, ich bin so jemand), um dort zu arbeiten, führt zu gar nix. Diese Verhältnisse lassen sich nicht unmittelbar auflösen, auch nicht mit hohlen "dann zieht halt alle in die Städte"-Phrase. Zudem verfehlt das die eigentlich Treiber der Klimaentwicklung (siehe unten). Die Themen in Sarkasmus und Zynismus zu kleiden nervt einfach nur noch.
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Ich denke es geht nicht um Sarkasmus und Zynismus sondern um Frust und Wut.
Die Metapher visualisiert im Grunde nur was auf dem Spiel steht und wie man damit umgeht. Am Pranger steht in erster Linie der Staat, die Abwicklung der Problemstellung braucht natürlich die Rückendeckung der Bürger, kann aber nicht in Eigenregie vom Bürger geleistet werden. Wenn sich das Verhalten der Bürger verändern muss, müssen eben auch Fakten geschaffen werden welche die Handlungsnotwendigkeiten transparent machen. Stand heute müssen Pendler sowas wie Homeoffice gegenüber dem AG durchboxen, der AN hat hier keine Handhabe Druck aufzubauen, die Notwendigkeit vorhandene Kommunikationsnetze stärker zu nutzen, solche Prozesse besser zu etablieren und die Notwendigkeit physischer Anwesenheit abzubauen kann nicht von Innen heraus angeschoben werden, sondern muss von Außen diktiert werden indem entsprechender Druck aufgebaut wird. Das nur auf dein Beispiel bezogen.

Ein erster Schritt könnte sein, wenn man denn schon so große Stücke auf Selbstregulation setzt, die Kosten von CO2-Ausstoß auch angemessen anzurechnen. Dann würden einem vielleicht auch so Feststellungen dass der Strompreis um 5 Euro im Monat "wegen der Energiewende" steigt schon per se entgegengewirkt werden, es hilft ja niemandem was wenn Echtkosten entstehen, diese aber über andere Kostenstellen laufen und man so nicht sieht wo sie tatsächlich herkommen. Der Steuerzahler und die Gesellschaft müssen eben auch für diese Kosten aufkommen, wenn auch nicht auf der Stromrechnung, sie fallen an. Da zeigen wo sie herkommen, der Emissionshandel geht in diese Richtung, ist aber halbgar.

Ich bin selbst frustriert und wütend über den Umgang mit dem Thema. Es wird gefühlt weiterhin als irgendein Hirngespinst unter ferner liefen abgehandelt, und das obwohl es auch auf höchsten Ebenen als dringlichste Bedrohung begriffen wird.
Man versucht das ganze so umzusetzen dass es einen möglichst geordneten Übergang gibt. Das ist vernünftig. Wenn sich jedoch zeigt, dass man mit so einem Übergang seine Ziele deutlich verfehlt, dann ist das halt nicht "Schade" und kann dann irgendwann später nachgeholt werden. Was auf dem Spiel steht ist quasi Alles, die Welt wie wir sie heute kennen, die Gesellschaftsformen wie wir sie heute kennen, wenn man seine Ziele verfehlt wird das was man mit einem sanften Übergang zu schützen versucht sowieso kollabieren. Wenn man also diese Ziele verfehlt gilt es das auch mit höchster Dringlichkeit abzustellen, wenn es sein muss mit drastischen Maßnahmen die weh tun. Die Uhr tickt.

Man muss es sich immer wieder vor Augen halten, worum es hier geht ist die größte Bedrohung in der Geschichte der Menschheit, das ist keine Schwarzmalerei, das ist so. Wenn ein fetter Asteroid auf die Erde zurasen würde, das wäre das Thema überhaupt, man würde sich mit kaum was anderem beschäftigen. Und genau das ist mehr oder minder der Fall, nur dass dieser Asteroid unsichtbar ist. Aber er ist da und kommt näher. Der Graben zwischen dem was hier auf dem Spiel steht und der öffentlichen Wahrnehmung wie auch dem Umgang mit dieser Gefahr ist grotesk.
Und das darf wütend machen. Man hat es anfangs die Dringlichkeit mit den Drohszenarien zu vermitteln versucht. Fruchtlos. Dann Kurswechsel, statt wir werden alle sterben wenn nichts passiert, ging es über in ein, wir schaffen das, das packen wir, das müssen wir tun, das ist ein realistischer Plan. Und jetzt sind alle ganz relaxed. Läuft ja, auch dann, wenn es eigentlich nicht läuft.
Vielleicht ist nun der Zeitpunkt gekommen wo irgendjemand irgendwem auch mal auf's Maul hauen muss, damit die Menschheit und ihre Lenker mal checken was überhaupt los ist. Und das ist die Message um die es im Artikel geht. Und diese ist nicht zynisch, sie ist angemessen.


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