Thema:
Re:Hier ene Einschätzung der c't flat
Autor: spinatihero
Datum:24.03.19 02:32
Antwort auf:Hier ene Einschätzung der c't von JPS

>Demnach fällt auch ein reines Textforum darunter, Gewinnerzielung gibt es hier durch Affiliate-Links und älter als 3 Jahre ist das Forum auch.

Nein fällt es nicht. Außer diverse EU Politiker lügen oder die Jungs haben bereits den deutschen Gesetzesentwurf. Es ist auch mühselig jetzt jedes Video auseinander zu frickeln und mit der Reform zusammen zu bringen, solange die Reform nicht mal durch ist. Erst dann werden die Richtlinien von Gerichten wie dem EuGH bestätigt und umspannt wer wie worunter fällt. Dann wird das national umgesetzt und selbst da haben die Länder viel Spielraum.

Ich betone es nochmal, und das geht immer wieder bei Kritikern unter: Die Reform ist kein Gesetz das 1:1 im jedem EU Land umgesetzt wird sondern Richtlinien und Rahmenbedinungen um einen gemeinsamen europäischen Nenner zu haben.

Wenn die Ct also behauptet deren Forum fällt darunter, ist es schlicht weg falsch. Außer sie konnten in die Zukunft sehen ob und was in 2 Jahren Gesetz ist. Erst letzte Woche hat die Regierung nochmal bestätigt dass kleine Plattformen durch Sonderrregelungen geschützt werden sollen und selbst YouTube eine Art "Schranke" zugesprochen bekommt. Auf YouTube gibt es dazu ein aktuelles Video von, ich glaube ARD Alpha, und einem Interview eines Medien Professors aus Köln.

>Am anderen Ende des Spektrums und mit einem "Dazwischen" das einen größeren Teil von Websites trifft, wird auch das Entstehen künftiger Konkurrenz zu Youtube extrem schwierig

Eigentlich Nonsens. Ich kann solche Argumente auch nur mit einem fragwürdigen Kopfschütteln zur Kenntnis nehmen. Nicht Gesetze bzw Richtlinien machen es schwer für Konkurrenz zu YouTube, sondern Google und YouTube selbst. Ich glaube ja noch an Wunder, dass aber ein europäisches Startup eine Plattform hochzieht die eine ähnliche Infrastruktur oder Bekanntheit hat, ist weit hergeholt. Diese Konkurrenz zu YouTube gab es früher ja sogar und ist nicht durch Gesetze vom Markt verschwunden. Das liegt natürlich daran dass Content Creator Kohle verdienen wollen, um Kohle zu machen braucht es Zuschauer/Clicks in Verbindung mit Werbung. Wer ernsthaft genug Geld hat um ein ähnliches Portal wie YouTube aufzuziehen braucht sich um ein paar Groschen für Lizenzen nicht zu kümmern.

Mir fällt auch spontan kein Fall der letzten 30 Jahre ein, indem mächtige Giganten wie Google, MS oder Facebook einen Markt den sie beherrschen abgegeben haben. Wenn es mal interessante innovative Konzepte gab wurden die doch geschluckt und im Angebot eingebunden oder vernichtet. Ähnlich läuft es in der Pharma Industrie doch auch. Da forschen einige an tollen Pillen die günstig Menschen helfen, für zig Millionen werden die dann von Bayer und Co geschluckt, die Formeln entweder verbrannt oder dann in teurere Produkte gepresst. Dir ist doch klar dass wir hier von Milliarden schweren Unternehmen sprechen die solche Startups für Geld kaufen und dann vernichten.

>Man kann diese Lobby-Gesetze nicht damit rechtfertigen, dass man sie in einem grundsätzlich sinnvollen Paket versteckt hat.

Auch diese Argumentation zeugt davon dass Du den Sachverhalt gar nicht verstehst. Am Dienstag wird so oder so eine Lobbyseite verlieren. Entweder die Seite der Urheber, dessen Vertreter und Verlage- oder Google, die hervorragend eine junge Generation mobilisiert haben damit Google in Zukunft nicht mehr Geld abdrücken muss. Um den Rest geht es nicht, was ich hier schon mehrfach geschrieben habe. In erster Linie ist Google das Unternehmen dass massiv von der Reform betroffen sein wird. Und es wundert keinen dass die Reform nach dem GEMA Geseiere national angetrieben wurde. Allein die Tatsache dass sich ein Gigant wie Google mit Händen und Füßen wehren wollte, Urhebern ein paar Cent mehr als in Frankreich zu geben, sagt schon einiges aus.

> Immerhin war schon lange klar, dass 11-13 die kritischen Punkte enthält - diese sind sogar schon einmal gescheitert - statt sie zu streichen und zurückzustellen, hat man sie wieder reingepackt, da sie von gewissen Kreisen unbedingt gewollt werden.

Arrghhhh. Soviel Unwissen! Die sind nicht "gescheitert" weil noch gar nicht darüber abgestimmt wurde. "Kritische Punkte" sind Kompromisse von 27 EU Ländern, die gut 3 Jahre miteinander gerungen haben wie eine EU weite Urheberrechtsreform zu machen ist. Diese Reform müsste es gar nicht geben, wenn das Internet nicht als freier Markt gesehen werden würde. Und Du sprichst es selbst an: Das an dieser Reform lange gearbeitet wurde und einige Punkte Änderungen mit sich ziehen. Deswegen finde ich es interessant dass die Kritiker sich erst jetzt melden, sachlich eine Diskussion beginnt und Jugendliche auf die Straße gehen. Es ist aber ziemlich blöde nun Verbesserungen zu forden da seit Ende 18 der Entwurf steht und Februar so auch beschlossen wurde den zur Abstimmung zu geben. Da hätte viel früher was passieren müssen um da noch mit einwirken zu können. Stattdessen musste man ha vor einem Jahr bereits den Untergang von YouTube auf YouTube verbreiten. Das dann einige solche Menschen nicht für glaubwürdig halten ist logisch.

Um mich nochmal klar auszudrücken: perfekt ist die Reform nicht, aber in dieser Hinsicht habe ich lieber eine Reform auf EU Basis die national Spielräume zulässt als wenn jeder national sein eigenes Süppchen kocht. Was von Kritikern gar nicht realisiert wird ist ja dass wenn die Reform scheitert 3 Szenarien möglich sind:

1. Google hatte mit der Anfang 18 angedrohten Kampagne Erfolg und zieht deren Stiefel weiter durch. Sollte es wieder zu unbeliebten Reformen kommen, wissen sie was sie tun müssen

2. Nach der EU Wahl wird das nochmal unter Federführung der Franzosen angegangen und dabei ein bereits fertiger viel härterer Vorschlag von 2017 auf den Tisch gebracht, der kleine wie große Anbieter massiv einschränkt.

3. Das wird nicht in der EU reformiert sondern Frankreich geht die Geschichte national an, was zu Nachahmern führen kann. Das Frankreich hier viel härter voran geht dürfte jedem klar sein, auch dass Deutschland dank gutem Verhältnis zu Frankreich Gesetze erlässt.

Keine der Szenarien finde ich wirklich prickelnd, passieren wird langfristig aber was. Und die jetzige Reform hat den Vorteil das Deutschland das noch locker umsetzen kann. Wenn nach der EU Wahl EU Kritiker das Ruder an sich reissen und AKK mit Macron auf Kuschelkurs geht, bin ich gespannt ob ich in 3 Jahren auch auf Demos gehe.
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