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Re:Wirkt alles recht verzweifelt im Moment flat
Autor: X1 Two (deaktiviert)
Datum:04.03.19 12:29
Antwort auf:Wirkt alles recht verzweifelt im Moment von Telemesse

>Von heute auf morgen die meisten Läden nicht, die Vertriebsleute werden entlassen, überraschende Preissenkungen. Tesla hat fast 10 Milliarden Dollar Schulden und muss aktuell eine Anleihe von 920 Mio Dollar zurückzahlen.

11,5 Milliarden Schulden mit dem Werk in Shanghai. Abzüglich der Wandelanleihe sind es dann noch 10,5 Milliarden. Das große Problem dabei sind aber die steigenden Zinssätze. Tesla wird überall mit Junk bewertet, d.h. selbst wenn sie Altkredite durch neue ablösen steigt die Zinslast teils enorm.

>Der ganze Aktionismus im Moment wirkt eher als ob da die Alarmglocken klingeln, die auf Teufel komm raus Kosten sparen müssen und verzweifelt versuchen Cash in die Kasse zu kriegen. Würde mich nicht wundern wenn man das Model Y gegen Anzahlung ab nächste Woche vorbestellen kann.

Das wird sicher so sein. Laut dem Tesla-Subreddit liegen die US-Verkaufszahlenerwartungen beim Model 3 fürs laufende Quartal bei 55 % der unsprünglich angenommenen Stückzahl. Der Markt ist wohl kollabiert (bzw. sind die Vorbesteller abgearbeitet, es gab aber keine große Anschlussnachfrage), deshalb auch die kurzen Lieferzeiten. Vorbestellungen für das Model Y können einerseits schnell frisches Geld bringen (wir reden da über 100+ Millionen Dollar), andererseits die Vorbestellungen wieder verbessern, falls da mal jemand nachfragen sollte. Natürlich hat Tesla zwischen Model 3, X, S, dem kommenden Semi gar keine Produktionskapazitäten für das Model Y. Und der Pickup soll ja auch noch vorgestellt werden.

Das ähnelt schon sehr einem Ponzi-Scheme, wo die Vorbestellungen der einen genutzt werden, um die laufenden Kosten für die Produktion der alten Vorbestellerautos genutzt werden. Tesla hatte zwar 3,7 Milliarden liquide Mittel zum Ende des Jahres, davon ist jetzt aber eine Milliarde für Schuldendienst mal eben weg. Cashflow im ersten Quartal soll tief negativ sein, wegen Abfindungen und der Abwicklung der Autohäuser. Gleichzeitig wegbrechende Einnahmen, da können die liquiden Mittel ganz schnell schmelzen. Die fehlenden Umsätze in den USA dürften alleine 1 Milliarde an fehlenden Einnahmen ausmachen (mal angenommen, dass die Hälfte der Produktion ins Ausland geht). Da kann die 3,7 ganz schnell zu einer 1,9 werden.

Wie überraschend das gekommen sein muss siehst du auch daran, dass noch vor zwei Monaten gesagt wurde, dass in 2019 jedes Quartal profitabel sein wird. Davon ist jetzt überhaupt keine Rede mehr. Irgendwas muss also da passiert sein, die Entlassungen und Kostensparmaßnahmen sind nur die Reaktion.

Denn grundsätzlich macht das keinen Sinn für die Zukunft. Sinkende Preise kann man nur über steigende Stückzahlen abfangen. Die Idee hinter Tesla war, dass sie bei 30 % Profit pro Auto (im Schnitt) nach 1 Million verkauften Autos schuldenfrei sein können. Mit der Einführung des 35k-Modells sieht es eher nach 2 bis 3 Millionen Autos aus. Aber Tesla kann die Produktion gar nicht so hochfahren, wie sie es dafür müssten. Deshalb wird das ja auch so negativ bewertet.

>Ich bin mal gespannt wie lange es noch dauert bis der ganze Laden übernahmereif ist.

Dazu müsste man ziemlich bescheuert sein. Tesla wird aktuell mit 50 Milliarden bewertet und hat 10 Milliarden Schulden (und Assets im Wert von 27 Milliarden, die sicher schöngerechnet sind). Da muss der Kurs schon 50 % runterkommen, damit das ein Thema wird. Ein Joint Venture ist IMO realistischer. Da bringt Tesla dann sein Know-How ein, der Partner sein Kapital. Tesla überlebt ein bißchen länger durch die Kapitalspritze, der Partner nutzt das Know-How/Patente. Und dann stirbt Tesla und der Partner übernimmt die Reste am Joint Venture für billig.


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