Thema:
Re:Wie viel Verzicht wäre nötig? flat
Autor: _bla_
Datum:05.01.19 20:07
Antwort auf:Wie viel Verzicht wäre nötig? von Dr. Robotnik


>Das bringt mich nun auch zu der Frage, die ich mir nach dem ersten Absatz des Artikels gestellt habe: Wie viel Verzicht wäre wirklich nötig um das Ruder rum zu reißen? Kann das jemand benennen? Und würden das bitte mal jeder für sich selbst reflektieren?
>Ich glaube: Das Ausmaß des Verzichts ginge so ziemlich allen hier zu weit.
>Und: Wenn mir einer sagt: "Ich mache immerhin irgendwas. Robotnik du bist zu 100% schuld, ich nur zu 96%" dann ist das für mich keine auch nur annähernd ausreichende Entschuldigung.


Ich glaube das der Verzicht vor allem deshalb derzeit schmerzhaft wäre, weil er derzeit eben nur aus moralischen Gründen erfolgt und nicht weil rechtliche oder finanzielle Regelungen zu ihm zwingen, wäre es anders würde man gute Lösungen finden, die zwar sehr viel CO2 einsparen, aber nur einen sehr kleinen Einschnitt in die Lebensqualität verursachen.

Fangen wir mal mit einem Videospielbeispiel an:
Wenn ich jetzt persönlich entscheide aus Umweltschutzgründen auf die nächste Konsolengeneration zu verzichten, schränkt mich das schnell sehr stark ein, weil einfach keine neuen Spiele mehr für die alten Konsolen entwickelt werden, würden das hingegen alle machen (bspw. weil sie dazu gezwungen werden), dann würden neue Spiele natürlich weiterhin erscheinen, weil die Nachfrage weiter da wäre. Die Einschränkung wäre dann viel kleiner, da dann trotzdem laufend neuer Content kommen würde. Natürlich wäre die Grafik nicht ganz so gut, wie es mit leistungsfähigeren Konsolen sein könnte, aber es würde halt trotzdem immer wieder Spiele mit besonders gutem Artdesign geben und die letzten Reserven würden aus den Konsolen rausgekitzelt werden.

Ich glaube so wäre das in vielen Bereichen, sobald alle oder fast alle sich bei der Resourcennutzung einschränken müssen, gäb es viele gute Lösungen um mit wesentlich weniger Resourcen ähnliches zu erreichen, das nur geringfügig oder gar nicht schlechter ist, als die bisherigen sehr resourcenfressenden Lösungen.

Wer derzeit mit einem 300 kg Auto mit 50ps fährt, für den ist das echter Mist. Mit der geringen Beschleunigung und Geschwindigkeit kann er im normalen Verkehr nicht vernünftig mitfahren und wird von 2,5t SUV von der Fahrbahn gepustet. Fahren alle anderen hingegen auch entsprechendes, ist beides kein Problem und am Ziel kommt man nur unwesentlich später an, dankt autonomer Steuerung alle Fahrzeuge gibt es keine Staus und während der Fahrt kann man Videos schauen, im Netz surfen etc.

Mit winzigen Wohnungen kann man viel besser leben, wenn es ganz normal ist, eine winzige Wohnung zu haben und es in der nächsten Umgebung passend Infrastruktur gibt. Das es in Tokyo an jeder Ecke einen Conbini gibt, ist doch kein Zufall, sondern eine Anpassung an die winzigen Wohnungen, wo eben kein Platz für Lagerhaltung, Küchen etc. ist, ebenso der große Markt für gebrauchte Medien, günstigere Restaurants, Arcades, Badehäuser, Lovehotels etc. Vieles was in Europa oder Nordamerika zuhause erledigt wird, existiert dort halt eher als geteilte Resource.


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