Thema:
Re:Wer von uns hätte sich so lange halten können? flat
Autor: token
Datum:29.11.18 12:25
Antwort auf:Re:Wer von uns hätte sich so lange halten können? von Sockenpapst

Ich kann jetzt zumindest die kurz angebundene Sickigkeit verstehen die mich Initial ein wenig verwirrt hat.
Mein Gedankengang ist allerdings ein anderer gewesen, es ging mir nicht darum dass Menschen irgendwelche marvelschen Superkräfte entfalten wenn der Hormonhaushalt die Adrenalinschleusen öffnet. Klar, da passiert nochmal was, da wird nochmal was freigesetzt, aber das ist für mich gar nicht der entscheidende Punkt.
Sondern eher dass wir Suppenhühner an diese Grenze dessen wozu der eigene Körper im Stande ist, ganz ohne Adrenalin, nicht herankommen. Und dass das erreichen dieser Grenze eher eine mentale Leistung ist. Eine Leistung die Leistungssportler entwickeln, denn die müssen ja auch um konkurrenzfähig zu sein so nah wie möglich an diese Grenze kommen, in einem Wettbewerb vielleicht auch mal auf Kosten der Gesundheit über diese Grenze hinaus und dabei etwas im Körper kaputt machen.

Es gibt ja diese wunderbare Schwoazenegger-Doku Pumping Iron die sich über ein paar Minuten genau diesem Aspekt widmet. Da sagt Arnie so sinngemäß, da wo der Fitnessnormalo schon weinend in die Arme seiner Mami flüchtet, da fängt unser Training überhaupt erst an. Das ist dann Überwindung. Mit anschließend herrlichen Close-Ups auf die Gesichter beim Pumpen wo du den Schmerz in jeder Faser ablesen kannst und das Gefühl hast, denen springen gleich die Augen aus dem Kopf.

Sich festhalten ist dabei in erster Linie eine reine Verschleißbelastung und erst nachgelagert ein Kraftbelastung. Heißt, bevor dir wirklich die Kraft ausgeht dich weiter zu halten, brennen die Arme wie Salem, die Leute die hier ihre Klimmzugstandensimulationen anführen lassen nicht los weil keine Kraft mehr da wäre und sich der Griff löst obwohl sie mit allem Willen den sie aufbringen können versuchen die Faust zu halten, nein, sie öffnen die Hand weil der Körper sie anschreit loszulassen.

Ergo ist da rein kraftmäßig noch viel mehr drin. Und wenn die Alternative zum festhalten dein eigener Tod ist, dann ist allein das schon ziemlich viel an Motivation. Und wenn dazu noch der Schock- und Adrenalinzustand ins Spiel kommt und sowas wie Schmerzen auch noch ausblendet, dann entfällt auch ein schlimmer Trigger der festhalten so unerträglich macht. Und ja, da gehen dann auch Dinge in den Armen kaputt, aber was ist die Alternative? Und sowas wie Schmerzen zurückfahren lässt sich ja durchaus auch problemlos mit Drogen herbei führen.
Wenn ich also mal paar lustige Pillchen aus meiner Bandscheibenzeit bei einer Festhaltesimulation einsetzen würde, dann wären schon allein dadurch ganz andere Zeiten erreichbar obwohl diese Pillen einen ja nicht "stärker" machen.

Mein Punkt ist also weniger, wenn du unter Adrenalin bist wirst du grün und es wachsen Muskeln, sondern mehr, wer hier sagt er packt keine zwei Minuten festhalten verschätzt sich im Hinblick darauf wo seine tatsächliche Schmerzgrenze eigentlich ist und wozu er im Stande wäre wenn es nicht mehr darum geht sich selbst was zu beweisen oder sich selbst mal auszuprobieren, sondern echte Gefahren im Raum stehen.


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