Thema:
Re:Pfui: Grindadrap in Dänemark / Faroer flat
Autor: peppi
Datum:28.09.18 11:47
Antwort auf:Re:Pfui: Grindadrap in Dänemark / Faroer von thestraightedge

>Nun - eigentlich argumentierst Du ja wie sie. Ein trotziges, hoch-sadistisches, anachronistisches Ritual ist "Identität herstellend". Natürlich ist das gefährdet, natürlich muss es gefährdet werden. Ohne solche Änderungen entwickeln sich Gesellschaften nicht weiter. Da machts auch keinen Unterschied, dass Sklavenhandel mit Menschen zu tun hat - es geht ja nur um die vermeintliche Legitimation von nicht mehr zeitgemäßen "Bräuchen".
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>Mir ist klar, dass die Menschen vor Ort allerhand Palaver aufbringen um zu sagen: das ist in Ordnung so, JETZT ERST RECHT. Mir geht es aber darum, universelle Maßstäbe für die Bewertung zu schaffen und umzusetzen, eben auch gegen solche konservativen "es darf sich nichts ändern"-Hürden einer versprengten, gekränkten Insel-Nation.


Ich bin ja bei Dir, finde aber trotzdem, dass sie da einen beachtensweren Link aufgemacht hat, der angesichts aktueller Analysen zum Thema Identität seinen Platz hat. So wie globale Flucht-, Umwelt- und Wirtschaftsentwicklungen die hiesigen Bilder von Identität, Heimat, Tradition usw. berühren, ist das eben auch auf den Faröern der Fall. Und äußert sich zuweilen im Festhalten am Abschlachten von Tieren. Dazu kommt der Versuch des eigenen (schriftlichen) Umgangs mit einem potenziell traumatischen Ereignis, den ich beeindruckend fand.

So erstrebenswert ich das Schaffen von "universellen Werten" auch finde (gerade bei diesem IMO gar nicht kontroversen Thema), hats trotzdem ein Geschmäckle (in dem Fall Erinnerungen an die eigene Kolonialgeschichte). Andererseits, und dann passts auch wieder, lande ich so schnell im Kulturrelativismus. Auch doof.

>Es ging mir um Legitimation und vermeintliche Sinnstiftung durch Berufung auf "Tradition".

Die Sinnstiftung ist ja da, so wenig das nachvollziehbar ist.

>Ich sage nicht: alles hirnlose Deppen. Die haben alle Jobs, haben tlw. studiert und können sprechen.
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>Es ändert nichts daran: hier muss man nicht "Verständnis" aufbringen. Man muss daran arbeiten, dass so etwas beendet wird, jeglicher jämmerlicher "aber wir lassen uns nicht bevormunden"-Floskel zum Trotz - durch Ächtung, unabdingbare Verurteilung und Aufklärung. Und ja, dazu gehört vielleicht, sich an den Strand zu legen, den Menschen zu sagen dass es pervers ist die Kids an so einem Schlachtfest zu beteiligen und der Weltöffentlichkeit zu zeigen: schaut her, diese perversen Barbaren.
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>Es wirkt - immerhin distanziert sich sogar ein namhafter Politiker. Vielleicht ein Anfang.


Zustimmung. Ich geh auch davon aus, dass es auf den Faröern irgendwelchen Aktivismus gibt, der sich da einsetzt.


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