Thema:
Re:US-Brettspiele generell flat
Autor: membran
Datum:07.05.18 16:42
Antwort auf:US-Brettspiele generell von Xtant

spielervier hat ja schon das Meiste abgedeckt. Du selber gibst ja zu erkennen, dass dir das Argument Eurogame vs Ameritrash schon bekannt ist. Ich spiele jetzt leider auch viel zu selten Brettspiele, als dass ich mich da jetzt super auskennen würde, aber von dem, was ich beim losen Verfolgen der Szene mitbekomme, würde ich schon sagen, dass die Grenzen da zunehmend verschwimmen. Die Ameritrash Dinger klauen sich spielspaßfördernde & funktionierende Mechanics, die Eurogames kommen stylisher daher. Mich hat immer das jeweilige Spiel an sich interessiert, ich würde da jetzt nicht kategorisch ein Spiel ausschließen, nur weil es grob Euro oder nicht ist.

Und ich habe nicht generell etwas gegen Würfel. Es geht darum, wie diese ins Spiel eingebunden sind, inwieweit man den Zufall mit Strategie / Taktik zu seinen Gunsten beeinflussen kann. Es ist ja auch so, dass ein Herzschlagfinale per Würfel einfach aufregender ist (und imo nicht vom "Impact" her mit einem RNG Ergebnis in einem Computerspiel verglichen werden kann) als ein "oh, ich glaube, ich habe gewonnen"-Ding, was bei Eurogame-Worker-Placement-Dingern ja gerne mal passiert. Für sich genommen sind Würfel schon geil. Sehr viele Leute stehen auch einfach drauf, damit Entscheidungen herbeizuführen, siehe Pen & Paper RPGs oder eben die ganzen Miniature TableTop Wargames, wo es buchstäblich um "buckets of dice" geht, die da ausgekippt werden. Durch die Menge der Würfel und die Anzahl der Würfel wird da auch entsprechend der Zufall reduziert, da geht's dann mehr um Einschätzen von Wahrscheinlichkeiten.

Selbst einer der (oder der?) Opa der Eurogames, Siedler von Catan, kommt nicht um Würfel drumherum, um die Felder zu bestimmten, die Erträge abwerfen. Aber da sind die Wahrscheinlichkeiten klar definiert, die guten und schlechten Positionen.

Aber jetzt mal speziell auf X-Wing bezogen, was ich leider mangels Mitspielern viel zu selten spielen konnte - das Ding ist schon irgendwo ein interessanter Mix. Ich habe sonst kein Tabletop Wargame gespielt, darum kann ich da jetzt leider auch keine allzu tiefen Vergleiche ziehen, aber das Spielsystem (das Movementsystem gab's wohl auch schon in anderen Spielen wenige Jahre zuvor, "Wings of War", IIRC) borgt sich schon ein paar Designansätze aus der Euro-Ecke, wie z.B. das Durchbrechen klassischer Rundenabläufe, wer nun "dran" ist und wie man auf Aktionen des Gegners reagieren kann. Es ist nicht so, dass erst einer mit all seinen Schiffen was macht und dann der andere Spieler, sondern erst hinterlegt jeder Spieler für jedes Schiff verdeckt ein grundsätzliches Flugmanöver (viel Potenzial zu Gedankenspielchen mit dem Gegner - was macht er, was denkt er, was ich denke, was er macht und umgekeht - und auch zum Verkacken, weil man alles mit dem Auge abschätzen muss und nichts messen darf), danach wechselt es in einer cleveren Art (basierend auf einem Pilotenskillwert jedes einzelnen Schiffes) hin- und her, einmal aufsteigend für Flugaktionen und dann rückwärts für den Angriff.

Es führt jetzt zu weit, das genau zu erklären, aber unterm Strich bewegen sich die besten Piloten zuletzt (haben also mehr Informationen über das finale Boardlayout der Runde, wenn sie ihre Fähigkeiten einsetzen) - aber schießen als Erste. Dazu entsprechende Spieltiefe mit unterschiedlichen Stats, optionale Upgrades und Asymmetrie (TIE Fighter sind schneller und wendiger, haben aber weniger Feuerkraft und Panzerung sowie keine Schilde), und das ist nur die Oberfläche. Alleine, es hinzubekommen, dass man seine drei oder vier Schiffe in enger Formation durch die Asteroidenhindernisse auf den Gegner gesteuert bekommt, ohne dass sie gegenseitig kollidieren, ist schon nicht ganz so leicht. Den Gegner ins Ziel zu bekommen, nochmal eine andere Nummer. Jedenfalls fühlt es sich schon so an, dass *wenn* man dann endlich mal eine gefährliche Anzahl von Würfeln werfen darf (weil man sich so richtig nah an den Gegner geklemmt hat), es sich auch verdient hat. Zumindest kam es mir so vor.


Und darüber erstreckt sich noch das nicht ganz ungeile Star Wars Theming. In den ersten paar Jahren hatten sie sich zudem auch noch komplett auf die originale Trilogie beschränkt, was schon ziemlich nice war. Dann folgte Zeug aus den Computerspielen (TIE Defender & co), was ich auch noch mitgenommen habe, aber als es dann an Force Awakens ging mit New Order, bin ich mit dem losen Sammeln ausgestiegen. Wave 7 oder so, und das war bis dahin schon recht teuer, der Sammelspaß, hihi. Sehe gerade, dass die bei Wave 13 angekommen sind, dazu noch Special Packs abseits der Wave, meine Güte.

Aber grundsätzlich hätte ich wohl nichts dagegen, die Second Edition nochmal mitzunehmen, alleine wegen Errata, neuem Kartendesign und QoL Änderungen. Dann aber nur sehr gezielt mit Schiffen, die mir persönlich gefallen. Die Klassiker - X-Wing, A-Wing, Y-Wing, B-Wing, Falcon, TIE Fighter, TIE Advanced, TIE Interceptor, TIE Defender... und dann langt dann eigentlich.


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