Thema:
Re:Noob-Frage zur Virus Mutation flat
Autor: Phil Gates
Datum:11.01.22 18:25
Antwort auf:Re:Noob-Frage zur Virus Mutation von _bla_

>>Kann man sagen, dass Viren im Schnellgang evolutionieren, so wie wir "Evolution" begreifen? Und ist es dann nicht fast schon logisch, dass so eine Mutante eher harmloser wird (denn der Wirt soll ja nich sterben, ums mal deutlich zu sagen)?
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>Völlig falsch ist das nicht, aber leider auch etwas zu optimistisch. Für den Virus spielen die 1-2% Wirte, die an ihm Sterben kaum eine Rolle. Zusätzlich sterben die Wirte auch erst dann, wenn der Virus schon weitere Menschen angesteckt hat. Für den Virus gibt es also keinen großen evolutionären Druck harmloser zu werden. Und der Virus könnte auch noch ein gutes Stück schlimmer werden, ohne das das große Nachteile für die Verbreitung des Virus hätte. Daher könnte es durchaus „erfolgreiche“ Mutationen geben, die wieder schlimmer sind. Wenn sich bspw. später eine Mutation entstünde, die auch Leute mit Omikronbooster gut infizieren kann, aber gleichzeitig doppelt so viele schwere Verläufe verursacht, dann würde sie sich wohl durchsetzen, weil der evolutionäre Vorteil, der daraus folgt ganz viele Wirte Infizierten zu können, die gegen andere Varianten immun sind, viel größer ist als der Nachteil dadurch das ein paar mehr Wirte sterben. Die Prioritäten sind da leider für uns etwas ungünstig.



Naja. Das Virus kann ja nicht denken o.ä. Eine Deltakron-Variante würde zu flächendeckenden Lockdowns führen, wodurch es eher einen evolutionären Nachteil hätte gegenüber einer Variante, die eher in Richtung Grippe mutiert ist, wir nehmen also durchaus aktiv Einfluss darauf, wo die Reise hingeht. Zudem ist unser Immunsystem Viren grundsätzlich überlegen, weil es - um mal wieder die James Bond-Vergleiche zu bringen - erkennt, dass sich der feindliche Spion nur ne Brille aufgesetzt und nen falschen Bart angeklebt hat. Dauert etwas länger bis zur Eliminierung, führt nicht zu steriler Immunität, aber das Immunsystem weiß über die T-Zellen immer noch, was zu machen ist.

Ich wäre da, wenn wir endlich mal 95% über Infektion oder Impfung grundimmunisiert hätten, optimistisch. So ziemlich alle Viren, die wir kennen, waren mal tödlicher als sie jetzt sind. Ausnahmen sind vielleicht HIV und Ebola, aber wohl auch nur, weil das ganz andere Übertragungswege sind und bis auf wenige Länder der Erde auch eigentlich zahlenmäßig nicht relevant, d.h., da kann sich weder eine natürliche Immunität manifestieren (die es bei HIV in Europa und den USA sowie Australien allerdings teilweise gibt), noch können die Viren in eine ungefährliche Variante mutieren, weil es halt dann doch (Ebola) relativ seltene Infektionen sind, die wohl immer wieder vom Tier auf den Menschen springen, oder aber ein relativ "schlaues", aber andererseits nicht sonderlich infektiöses Virus (HIV). Ein HIV, was durch Tröpfchen oder Aerosole übertragen wird, wäre theoretisch der Untergang großer Teile der Menschheit, weil es Jahre dauert, bis der Wirt erkrankt. Allerdings müsste HIV im Gegenzug so mutieren, dass der Wirt in der Latenzphase infektiös ist bzw. schneller erkrankt und eine hohe Viruslast entwickelt, ihn also mehr oder weniger schneller umbringen, was dem entgegenwirkt. Zum Glück haben wir gegen HIV so oder so wirksame Medikamente, so dass selbst in diesem Fall eine Lösung vorhanden wäre. Am Ende ist es ausgeschlossen, dass ein Virus alle Menschen tötet. Dazu sind wir zu intelligent und unser Immunsystem zu ausgereift. Killen wird uns (gesamt) nur ein Komet oder unser Umgang mit unserem Planeten.


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