Thema:
Re:Expertenfrage dazu ("Langzeitfolgen") flat
Autor: _bla_
Datum:26.10.21 11:34
Antwort auf:Re:Expertenfrage dazu ("Langzeitfolgen") von PUH

>Mich interessiert eigentlich dieser sweet spot zwischen: Wir wissen nicht "sicher", dass der Mond morgen runterfällt, und wir wissen nicht genau, ob der Saturn nicht vielleicht 500 Monde hat. Letzteres ist eben nicht ganz so sicher wie ersteres, und wir wissen eher "nichts gegenteiliges".

Das Saturn Monde Beispiel finde ich gut. Es ist ja durchaus möglich, das wir noch ein paar winzige Saturnmonde mit wenigen km Durchmesser entdecken. Wir können aber mit extrem hoher Wahrscheinlichkeit ausschließen, das wir Saturnmonde mit 100 km Durchmesser und mehr übersehen haben. Und so ähnlich ist das eben auch bei den Impfstoffen. Sehr sehr seltene oder unbedeutende Nebenwirkungen haben wir möglicherweise übersehen, das wir schlimme Nebenwirkung, die sehr viele Geimpfte betreffen übersehen haben, ist nahezu ausgeschlossen. Genauso wie man einen großen Mond halt wesentlich leichter entdeckt als einen winzigen, ist es auch mit den Nebenwirkungen.



>GUter Punkt, war mir so nicht bekannt. Gibts es da interessante Quellen für diese Zulassungsprozesse?

Der Wikipedia Artikel ist nicht schlecht:
[https://de.m.wikipedia.org/wiki/Arzneimittelzulassung]

Vor dem Conterganskandal waren bspw. gar keine richtigen Studien erforderlich. Heute hast du immer umfangreiche Studien und du hast auch noch viele Tierversuche bei denen bspw. geprüft wird, ob es zu Problemen in der Schwangerschaft kommt und das Medikament oder auch einzelne Komponenten davon werden in viel höherer Dosis verabreicht um evt. Probleme festzustellen. Bei den Fettkügelchen, die die mRNA bei Biontech umhüllen wurde bspw. festgestellt, das es bei Nagetieren erst ab einer Dosis, die 300 bis 1000fach über der im Impfstoff liegt, zu harmlosen Leberveränderungen kommt, die von denen sich die Leber aber auch wieder erholt hat. Mal zum Vergleich: Die 20fache Dosis der normalen Dosis Paracetamol kann zum potentiell tödlichen Leberversagen führen. (Allerdings ist durchaus fraglich, ob Paracetamol heute noch zugelassen würde, wenn es ein neu entdecktes Medikament wäre. [https://www.propublica.org/article/tylenol-mcneil-fda-use-only-as-directed] )



>Letzteres war mir gar nicht bekannt. Aber du meinst "nur" das Spieprotein, das halt am Virus dran ist, richtig?

In der Zelle werden ja die einzelnen Proteine des Virus einzeln gebaut. Es gibt einen mRNA Bauplan vom Spikeprotein und der wird dann halt verwendet um Spikeproteine zubauen, von denen dann viele später in die Virushülle eingebaut werden. Es gibt tatsächlich einen winzigen Unterschied zwischen Spike im Impfstoff und Spike im Virus: Das Spike im Virus muss in die Virushülle eingebaut werden, damit es die richtige Form bekommt, das Spike im Impfstoff hat eine winzige Veränderung, die dazu führt, das es auch ohne Einbau in die Virushülle, die gleiche Form hat, wie ansonsten im eingebauten Zustand. Ansonsten ist es leicht verbogen. Bei AstraZeneca und SputnikV wurde ein unmodifiziertes Spikeprotein verwendet.

>Ich glaube die Crux dieser ganzen Diskussion ist, dass Skeptiker das Gefühl vermittelt bekommen müssten, dass die Wissenschaftler *sehr gut* überblicken, dass das Riskio extrem klein ist. Stattdessen haben sie das Gefühl: Man weiß nur einfach nichts Gegenteiliges und hofft auf das Beste. Das mag uns absurd vorkommen. Wenn einem aber der Einblick in *jegliche* Wissenschaft fehlt, kann man wohl auf solche Ideen kommen.

Was ich mich allerdings frage ist: Wer selbst nicht mal über naturwissenschaftliche Grundlagenkenntnisse verfügt, warum kommt man dann auf die Idee man wüsste es besser als Wissenschaftler, die sich seit Jahrzehnten damit beschäftigen? Den aktuellen Stand der Wissenschaft nachvollziehen ist schon schwierig genug, aber Fehler zu finden ist noch viel schwerer.


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