Thema:
Re:Übermedien zu Wissenschaftsjournalismus, Laborthese, ... flat
Autor: _bla_
Datum:22.06.21 09:36
Antwort auf:Re:Übermedien zu Wissenschaftsjournalismus, Laborthese, ... von thestraightedge

>>>Heute nicht mehr hinter Paywall sondern frei. Imo guter Text:
>>>[https://uebermedien.de/60528/die-blinden-flecke-des-wissenschaftsjournalismus/]
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>>Also ich finde die Antwort die Link verlinkt hat, wesentlich besser als diesen Text, aber zusätzlich fand ich einen Satz sehr aufschlussreich, weil er deutlich das seltsame Wissenschaftsverständnis des Autors zeigt:
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>>"Solange er(Hendrik Streeck) aber seines Bonner Lehrstuhls für Virologie nicht enthoben ist, so lange ist er ein legitimer wissenschaftlicher Diskursteilnehmer, ob es Stollorz oder Nguyen-Kim, anderen Journalist:innen oder einer Twitter-Blase passt oder nicht."
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>>Dieser Satz zeigt imho das der Verfasser völlig missverstanden hat, was es bedeutet, das Wissenschaft keine Demokratie ist. Es geht eben nicht darum, dass sich nur Lehrstuhlinhaber äußern dürften oder das Aussagen von Lehrstuhlinhaber automatisch wichtige wissenschaftliche Erkenntnisse sind. Es spielt überhaupt keine Rolle, ob Streeck nun einen Virologielehrstuhl hat oder nicht. Wichtig ist lediglich, ob seine Aussagen gut begründet und objektiv nachvollziehbar sind oder es sich um reine Meinungsäußerung ohne wissenschaftliche Grundlage handelt.
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>Ich habe das eher so verstanden: wenn er wegen Inkompetenz, fachlichen Mängeln, Falschaussagen auch seinen Status und Stellung verliert, dann de-legitimiert ihn das schon. Solange aber nichts dergleichen passiert ist erstaunlich, dass er quasi komplett abgeschrieben wird.


Die Sätze davor waren: "Doch es ist nicht an Journalist:innen, auch nicht an Wissenschaftsjournalist:innen, selbst zu entscheiden, wer ein genehmer Virologe ist. Hendrik Streeck mag eine andere Sichtweise auf die Pandemie haben, er mag unter Gesichtspunkten einer radikalen Eindämmungsstrategie falsch liegen, aber ob er deswegen „unwissenschaftlich“ argumentiert, muss die Wissenschaft klären."

Es geht nicht darum, ob er weiterhin wissenschaftliche Veröffentlichungen verfassen darf. Sondern darum, was ein Wissenschaftsjournalist darf. Selbstverständlich gehört eine Einordnung zu den Aufgaben dazu. Selbst wenn man der Meinung ist, dass man eine solche Einordnung auf jeden Fall "der Wissenschaft" überlassen muss, dann zeigt dieser Satz ein völliges Unverständnis dafür wie Wissenschaft funktioniert. Es handelt sich eben nicht um einen monolithischen Block, der mittels Vergabe und Entzug von Posten entscheidet, wer nun legitimer Wissenschaftler ist. Jemand kann großen Unfug erzählen und trotzdem ewig auf seinem Posten bleiben. Bemerkbar macht sich das eher dadurch das das Ansehen der Zeitschriften in denen jemand veröffentlicht abnimmt oder die Anzahl der Veröffentlichungen abnimmt. Und es übersieht völlig, dass es ja nicht um die Berichterstattung rund um wissenschaftliche Veröffentlichungen von Streeck, die bereits das Peer-Review einer anerkannten Zeitschrift durchlaufen haben, sondern um Äußerungen von Streeck in Talkshows, Pressemitteilungen durch ein PR Agentur etc.


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