Thema:
Ein Fazit nach einem Jahr Homeschooling flat
Autor: Corben Dallas
Datum:02.03.21 08:27
Antwort auf:Home-Schooling - der Thread von Ihsan

Mein Jüngster geht in die 2. Klasse. Seit Mitte Oktober ist Homeschooling. Da hat er dreimal in der Woche eine Stunde Unterricht. Davon fällt i.d.R. einmal aus, weil die Lehrkraft krank ist, oder es ein technisches Problem gibt. Normal wären 24 Schulstunden. Der Rest ist durch uns zu vermitteln.

Mein Mittlerer (mit Schwerbehinderung) geht in die 3. Klasse des Heilpädagogischen Zentrums. Auch er ist seit Mitte Oktober zu Hause. Vormittag hätte er Unterricht und am Nachmittag Förderungen wie Logopädie und oder Physio. Da bekommen wir jeden Freitag eine Mappe zugeschickt, die wir unter der Woche bearbeiten, das Ergebnis fotografieren und per Mail einschicken müssen.

Mein Großer geht in die 6. Klasse. Auch er ist seit Oktober durchgehend zu Hause. Onlineunterricht findet fünfmal pro Woche für 90 - 120 Minuten statt. Ein- bis zweimal pro Woche gibt es aber technische Probleme, weil die Plattform oder das Internet in der Schule nicht funktionieren. Normal wären 30 Schulstunden. Der Rest ist durch uns zu vermitteln.

Generell besteht nur Kontakt zu einer Lehrkraft. Alle Lehrer, die irgendwelche Nebenfächer unterrichten, haben wir seit 5 Monaten nicht mehr gesehen. Da kommen nur einmal pro Woche diverse Arbeitsaufträge per Schoolfox, die wir zu vermitteln haben. Das ist besonders schön, wenn man physikalische Zusammenhänge erklären darf.

Letzte Woche war die Inzidenz in unserem Landkreis unter 100. Seit Montag sind wir wieder über 100. In der Praxis bedeutet das, dass die Grundschule letzte Woche offen hatte und morgen wieder schließt. Die Mittelschule macht erst gar nicht auf und das HPZ hat wegen der besonderen Bedürfnisse der Schüler und der Organisation ihres Transports immer eine Woche Vorlauf, was bedeutet, dass seit Montag offen ist, aber wohl im Laufe der Woche wieder geschlossen werden muss.

Durch den Vorlauf im HPZ heißt das dann im dümmsten Fall, dass ein Kind gehen muss, während der andere schon wieder zu Hause  ist, obwohl für beide der gleiche Wert ausschlaggebend ist. Im Endeffekt können wir nicht mal Einkäufe planen, geschweige denn Termine bei Ärzten oder Ämtern.

Das ganze geht mittlerweile, mit kurzen Unterbrechungen, seit einem Jahr. Der Witz ist, dass es immer noch kein tragfähiges Konzept gibt, das den Frontalunterricht zu mehr als nur 10 - 20 Prozent ersetzt. Es ist immer noch so wie zu Beginn der Pandemie. Augen zu und hoffen, dass irgendwann wieder alles so wie vorher wird. Es gibt keine Ideen, was ist, wenn ein anderes Virus kommt, oder der aktuelle mutiert, so dass der Spaß wieder von vorne losgeht.

Es ist ein Trauerspiel.


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