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Re:Lauterbach kommentiert Streek-Interview flat
Autor: Sven Mittag
Datum:02.11.20 11:12
Antwort auf:Re:Lauterbach kommentiert Streek-Interview von _bla_

>Wie kommst du darauf? Es gibt doch sehr viele Veröffentlichungen und Preprints zu den Impfstoffkandidaten und Lauterbach hat recht, das das bisher fast alles sehr gut aussieht. Sehr viele unterschiedliche Kandidaten liefern alle sehr ordentliche Antikörper und T-Zellen und bisher hat sich das auch in den Phase 2 Studien bestätigt und nicht nur in preklinischen Tierversuchen. Da gibt es schon objektiv Grund zum Optimismus.

Was versteht du unter Optimismus? ;) Gehe ich davon aus, dass wir spätestens im Frühjahr einen Impfstoff haben, der im Prinzip funktioniert und nur eine extrem geringe Wahrscheinlichkeit auf gravierende NW bietet? Ja!

Sehe ich dadurch einen Grund zum Optimismus? Eher weniger. Die Paper, die ich bisher lesen durfte, gehen von einem Response zwischen 40-70 % aus. Ist zwar gerade in Anbetracht der Entwicklungsdauer echt Bombe, aber weit vom Response beim Maser, Hepatitis oder Tetanus entfernt. Entsprechend müsste man um überhaupt einen Überblick beim Impfgeschehen zu haben, stetige Titer-Ermittlungen durchführen. Gut, wir bei uns im medizinischen Personal so gemacht, aber flächendeckend und dies regelmäßig? Ist zumindest herausfordernd.

Dass der Response in Phase 3 besser ist, scheint unwahrscheinlich, da dies andernfalls sicherlich schon kommuniziert worden wäre oder vermutlich andernfalls der Impfstoff bei der momentan entwickelten Lage schon freigegeben wäre.

Klar, gibt es Aussicht auf Besserung. Momentan wird in den Staaten ein Proteinbasierter Impfstoff entwickelt, der in der Vorklinischen Phase echt mit 100 % Response punkten kann, aber halt noch vorklinisch und daher sollte man jetzt keine Jubeltänze aufführen.

Davon ab mag doch nach jetzigem Wissensstand, der Impfstoff ein Baustein sein, der hilft, was die Situation in den Notaufnahmen anbelangt (was natürlich sehr wichtig ist), aber voraussichtlich beim Infektionsgeschehen eher geringe Auswirkungen hat. Oder hat sich an dem Wissenstand, dass eine erfolgreiche Impfung die Symptome gemildert werden, aber der Geimpfte immer noch in der Anfangsphase als Überträger fungiert, was geändert?

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>>zudem frage ich mich bei ihm und Söder wer die Infektionszahlen prognostiziert? 200.000 allein in Deutschland? Klar werden die ohne Lockdown noch massiv steigen, aber jede Kurve ist endlich.
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>200.000 ist schon denkbar ohne das Kurve zwangsläufig gegen Limits stößt. Bei dem derzeitigen Wachstum der Infektionszahlen (rund 50% mehr jede Woche) würdest du bis du zu den 200.000 pro Tag kommst, rund 3.5 Millionen Infizierte haben. Das geht bei rund 80 Millionen Einwohnern schon noch ziemlich gut, auch wenn man von einer erheblichen Dunkelziffer ausgeht.
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>>Und wir haben weltweit momentan wie viele Neuinfektionen? Wir hoch ist die Quote in Länder wie USA mit einer höheren Bevölkerungsmenge deutlich höher als bei uns und tollen Superspreader-Rallys?
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>Die Amerikaner aber auch eine erheblich geringere Bevölkerungsdichte als in Europa und die Infektionszahlen gehen dort auch gerade wieder richtig hoch.


München hat ne höhere Bevölkerungsdichte als Rottal oder Berchtesgaden, aber ne niedrigere Infektionszahl. Wie unten schon geschrieben. Spielt natürlich ne Rolle, aber halt nicht die einzige und ist damit eher ein schwaches Argument.


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