Thema:
Re:Können wir das hier bitte in Verschwörungserzählungen flat
Autor: suicuique
Datum:30.08.20 20:27
Antwort auf:Re:Können wir das hier bitte in Verschwörungserzählungen von PUH

Ert mal danke für die gehaltvolle Antwort.

>>>Theorien lassen sich nicht  verifizieren
>>
>>Die Aussage halte in ihrer Pauschalität für fragwürdig.
>>Gibt es dafür ne Quelle?
>
>Jede beliebige Einführung in die Wissenschaftstheorie nach 1920. Wie willst du ALLE Fälle einer Theorie verifizieren? ZB zukünftige?


Da müssten wir wohl erstmal klären was alles eine "Theorie" ist.
Ich betrachte schon einzelne mathematische Vermutungen wörtlich als Theoreme (und damit die eigentliche Frage: wie viele Theoreme machen eine Theorie aus?)
Diese lassen sich mit der Zeit oft allgemeingültig axiomatisch ableiten.

Die sind dann im klassischen Sinne "verifiziert".

Beispiele:
Fermatsche Vermutung: nach Jahrhunderten verifiziert
Riemannsche Vermutung: noch nicht verifiziert und unter Umständen gar nicht verifizierbar (weiss grad nicht was hier aktueller Stand der Forschung ist ... meines Wissens hat man sie bisher lediglich auf ziemlich vielen Nullstellen numerisch bestätigen können)

>>>, und auch Falsifikation ist fraglich.
>>
>>Und das ist definitiv falsch AFAIK.
>>Falsifizierbar sind sie zb durch Herleitung von Widersprüchen innerhalb der Theorie.
>>Wenn du jedoch meinst: nicht JEDE Theorie ist beweisbar widerspruchsfrei, hast du Recht. Aber das ist was komplett anderes IMO.
>>
>>EDIT: Ich bilde mir sogar ein dass die Anforderung der Falsifizierbarkeit eine Grundvoraussetzung für eine wissenschaftliche Theorie oder ein Theorem ist.
>>Gilt das nicht mehr?
>
>
>Grundsätzlich nicht Falsifizierbar ist natürlich schlecht, das gibts aber selten. Sowas wie Spaghettimonster vielleicht?
>Falsifikation klingt immer erstmal gut. Nur wird damit meist verbunden: Wir haben eine Theorie, die stimmt, dann kommt ein Messergebnis dass nicht passt -> Falsifikation -> alle lassen die Theorie fallen und suchen eine neue.
>So läuft es aber ganz und gar nicht. Unstimmigkeiten bestehen praktisch immer von Anfang an. Auch wenn die Überhand nehmen, wird eine Theorie nicht sofort aufgegeben, sondern getweakt. Und wenn eine "bessere" da ist, wird die alte meist nicht ganz aufgegeben, sondern ihr Anwendungsbereich wird verändert.


Puh, ich weiss nicht ob ich eine abgewandelte (angepasste) Form einer Theorie weiterhin als die gleiche Theorie ansehen würde.
Sofern die Aussagen nicht identisch sind, ist es eine neue Theorie.
Was nicht heisst dass sie die selben Phänomene beschreiben oder auf gleichen Grundlagen basieren können.

>Bei der Sache mit den Widersprüchen verwechselst du evtl. Mathe und Physik. Du meinst vielleicht Gödels Unvollständigkeitssätze.

Die hatte ich im Sinn. Aber ich weiss nicht ob ich das dann damit "verwechsle".
Mathe ist immer noch die Basis aller (?) exakten Wissenschaften.

>Die beziehen sich aber auf formale Systeme, nicht auf deren Modelle (Anwendungen in phys. Theorien), jedenfalls nicht so ohne weiteres.

Hie muss ich zucken:
Die Genialität von Gödels Unvollständigkeitsssatz war doch dass es anhand formaler Systeme gezeigt hat, dass Widerspruchsfreiheit für ausreichend komplexe Systeme nicht erreicht werden kann.
So ist zb die Mathematik nicht widerspruchsfrei.
Und auch physikalische Theorien können (eine gewisse Komplexität vorausgesetzt) nie frei von Paradoxien sein, egal wie sehr sie erweitert werden.

Hat Gödel nicht exakt das bewiesen?
Zumal formale Systeme gleich mächtig sind wie alle anderen Formen zu einer Theoriebeschreibung. Gibt es nicht einen formalen Satz dazu?

>Stand der Wissenschaftstheorie ist ungefähr: Wir wissen nicht exakt, was eine Theorie ist. Der Volksglaube ist natürlich ein anderer.

Das wird wohl die Krux sein.
Wir (alle?) verstehen  unter "Theorie" nicht das gleiche.

gruß


< antworten >