Thema:
Re:Bzgl Tönnies und "Billigfleisch" flat
Autor: Matt
Datum:23.06.20 13:42
Antwort auf:Bzgl Tönnies und "Billigfleisch" von Optimus Prime

>Ist wirklich immer der Konsument an allem schuld? Ich hab es neulich an anderer Stelle schonmal geschrieben: Würde mir der Supermarkt die Wahl geben besseres Fleisch zu kaufen würde ich es machen. Leider haben die großen Ketten alle örtlichen Metzgereien verdängt. Und bei diesem Haltungsform Sticker hab ich noch nie etwas höheres als eine 2 von 4 gesehen :/ (evtl. gab es mal eine 3 bei einer Hähnchenbrust).

Zumindest an der Fleischtheke hast du die Wahl. Edeka bietet Fleisch unter dem Label „Hofglück“ an. Der aufgeklärte Verbraucher denkt dabei natürlich erst mal:“Hofglück-ist klar. Wieder so ein toller Fantasiename, welcher Tierwohl vermitteln soll“. Ist aber tatsächlich so, dass unter dieser Bezeichnung vermarktetes Fleisch der Haltungsform 4 entspringt.

Edeka sollte das eventuell an der Theke deutlicher kennzeichnen. Möglicherweise dürfen sie es aber nicht, da die Labels ja nur auf abgepackter Ware landen?

Ich jedenfalls kaufe das, wenn es nicht zum Metzger reicht. Preise sind jetzt nicht so extrem. Aber klar, kostet schon das zwei- bis dreifache. Aber Schweinefleisch ist ja extrem günstig und somit für mich keine Frage. Wird eben etwas bewusster gegessen und wo möglich Fleisch reduziert oder weggelassen.
>"Diese Statistik zeigt den Umsatz von Tönnies weltweit in den Jahren 2015 bis 2019. Tönnies ist der größte Schweineschlachter Deutschlands und gleichzeitig das umsatzstärkste Unternehmen in der Fleischverarbeitung insgesamt. Im Jahr 2019 setzte die Tönnies-Gruppe insgesamt rund 7,3 Milliarden Euro um. "
>
>[https://de.statista.com/statistik/daten/studie/459072/umfrage/umsatz-von-toennies-weltweit/]
>
>Ich habe immer das Gefühl, dass die Gier des Menschen keine Grenzen kennt.


Gier von Tönnies? Gier des Konsumenten nach billigem Fleisch? Ist halt schwierig. Prinzipiell sagt die Art der Schlachtung/Verarbeitung ja noch wenig bis nichts über die Qualität des Fleisches aus. Würde Tönnies die Produktion verändern, hin zu mehr Platz für die Arbeiter und angemessenen Verträgen, würde das gleiche Schwein unter den Messern landen.

Würde er die Vergütung für die Landwirte erhöhen, würde das Geld erstmal in die Optimierung der Produktion gesteckt und sicher wenig bis nichts in die Lebensqualität der Tiere investiert.

Hier ist klar der Gesetzgeber gefragt bzw. die EU. Fleisch aus Haltungform 1 muss teurer werden. Ob das bedeutet, dass weniger Subventionen fließen oder ein Preisaufschlag durch den Handel erfolgen muss, ist ja erstmal egal. Das gesparte Geld(Subvention) bzw. die Einnahmen aus dem Aufschlag, müssen an den Verantwortungsbewussten Landwirt ausgezahlt werden, bzw. als Preisabschlag bei biozertifizierten landwirtschaftlichen Erzeugnissen(also auch Gemüse, Obst etc.). So könnte eine Lenkungswirkung erzielt werden.

Das Preisaufschlagsmodell wäre ideal, da hiermit auch direkt Erzeugnisse aus Drittstaaten erfasst würden, sprich die Möglichkeiten, dass Handelsorganisationen dagegen klagen, wären eingeschränkt.

Ob mit diesem Modell der Markt tatsächlich gelenkt werden könnte, das vermag ich nicht zu belegen. Aber ich würde es für einen guten Ansatz halten.

Und logisch, die Aufschläge müssten auch auf Haltungsform 2 und eventuell 3 erfolgen. Ebenso auf Erzeugnisse aus konventionellem Anbau.

Die Aufschläge können direkt im Handel erfasst werden, z.B. über Preisaufschläge und Schlüssel und tagesgenau abgerechnet und abgeführt werden. In meinem Modell würde man annehmen, das der Konsum der Haltungsform 1 und 2 zurückgeht. Entsprechend würden die Erzeuger auf Haltungsform 3 und 4 umrüsten. Bedeutet, dass irgendwann die Einnahmen aus den Aufschlägen zurückgehen und entsprechend Fleisch langsam teurer wird. Der Verbraucher hat aber Zeit sich daran zu gewöhnen und vor allem, die Verbraucher werden alle an den Kosten des Umbaus beteiligt. Gewinner sind die Tiere, wenn man hier von Gewinn sprechen mag, sie werden ja nach wie vor geschlachtet und die Verbraucher, welche besseres Fleisch bekommen.


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