Thema:
Re:Primärquelle / Berechnung flat
Autor: Phil Gates
Datum:30.04.20 15:22
Antwort auf:Primärquelle / Berechnung von Doki Nafaso

>>Ich wäre mal dankbar für eine nachvollziehbare Berechnung des Reproduktionsfaktors mit konkreten Zahlen.
>
>In der Primärquelle ([https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Situationsberichte/2020-04-29-de.pdf?__blob=publicationFile]) steht dazu Folgendes:
>
>Die (...) geschätzte Anzahl von Neuerkrankungen wurde bisher als gleitendes 3-Tage-Mittel dargestellt (...). Ab heute verwendet das RKI ein 4-Tage-Mittel, das den Verlauf noch etwas glättet (...). Für einen bestimmten Tag ergibt sich der R-Wert jetzt als einfacher Quotient der geschätzten Anzahl von Neuerkrankungen für diesen Tag geteilt durch die Anzahl von Neuerkrankungen 4 Tage davor.
>
>Ich interpretiere das so, dass jetzt die durchschnittlichen Neuerkrankungen der letzten vier Tage durch die durchschnittlichen Neuerkrankungen der *vorhergehenden* 4 Tage dividiert werden. Vorher waren es entsprechend jeweils drei Tage.
>
>Willkürliches Zahlenbeispiel: konstant fallende Neuerkrankungen.
>
>21.04.: 5400 Neuinfektionen
>22.04.: 5100 Neuinfektionen
>23.04.: 4800 Neuinfektionen
>24.04.: 4500 Neuinfektionen
>25.04.: 4200 Neuinfektionen
>26.04.: 3900 Neuinfektionen
>27.04.: 3600 Neuinfektionen
>28.04.: 3300 Neuinfektionen
>
>R für den 28.04. nach der alten Regel: 3600 / 4500 = 0,80
>R für den 28.04. nach der neuen Regel: 3750 / 4950 = 0,76
>
>Bei konstant steigenden Neuerkrankungen ergäbe sich jeweils der Kehrwert:
>
>R für den 28.04. nach der alten Regel: 4500 / 3600 = 1,25
>R für den 28.04. nach der neuen Regel: 4950 / 3750 = 1,32
>
>Fazit: Durch die neue Regel (wenn ich sie richtig interpretiert habe) wird ein vorherrschender Trend immer verstärkt.
>
>ABER: Auch in meinem ziemlich drastischen Beispiel mit stark fallenden/ steigenden Zahlen ergibt sich nur ein kleiner Unterschied im R-Wert. So bleibt doch irgendwie rätselhaft, wo der Sprung von 1,0 auf 0,75 herkommen soll. Na weil die Zahl der Neuansteckungen jeden Tag schwankt und es mal gute, mal schlechte Tage gibt. Ein schlechter Tag, also Ausreißer nach oben, heißt höherer R0, aber vier Tage später ist der R0 dafür im selben Maße niedriger.


Ich würde anstelle des RKI allerdings nicht einen 4-Tages-Intervall nehmen und den veröffentlichen, weil man eben immer die Wochenende-Verzögerung drin hat und die Zahlen irreführend sind. Interessanter wäre doch, den R0 immer mitwochs zu berechnen und zu veröffentlichen. Der Mittwoch ist nur selten ein Feiertag.

Schön ist übrigens auch, dass trotz deutlich erhöhter Testanzahl (+20%) die Zahlen weiter runtergehen. Die prozentual geringeren Trefferzahlen bei mehr Tests deuten auch auf eine nur geringe Dunkelziffer hin. Und: Da ist die Maskenpflicht noch nicht einmal mit drin! Wir schaffen das. Wenn alle zusammenhalten, schaffen wir es doch noch zurück zu Containment. Jaja, pfeifen im Walde, aber mich motiviert das.


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