Thema:
Re:Wundervolles, altmeisterliches Storytelling. <3 flat
Autor: G'Kyl
Datum:26.12.21 11:35
Antwort auf:Wundervolles, altmeisterliches Storytelling. <3 von Karotte

>Zunächst fällt positiv auf, wie viele zentrale Rollen weiblich besetzt sind. Gleichzeitig herrscht jedoch eine klare Hierachie vor: Sämtliche bedeutenden Wissenschaftler sind männlich. Die einzige Frau (Sky) ist eine Assistentin, die ihr Dasein im Schatten von Viktor fristet, den sie im Stillen anhimmelt. Dito für die „weltliche Macht“. Die beiden großen Untergrund-Führer: Männer. Die wichtigste Person im Rat von Piltower: Ein aufstrebender, junger Mann. Die einzige bemerkenswerte Frau in dem Bereich, Medarda, erreicht ihren Einfluss, indem sie sein Potential erkennt und ihr Schicksal mit seinem verknüpft.

Gut beobachtet. Das ist in der Tat ein interessanter Punkt. Zumal ich noch einen weiteren Hinweis dazunehmen würde, der auch mit deinem zweiten Punkt zu tun hat.


>— Vi ist eine fantastische Figur. Eindeutig weibliche Silhouette, aber zu keiner Zeit wirkt sie kleiner oder schwächer als die Dudes um sie herum. Sie ist ein fucking Brawler und verkörpert diese Rolle perfekt. (Diese Animationen!) Und dann stellt sich heraus, quelle surprise, sie ist eine Lesbe. Ich find‘s schade, dass gefühlt immer diese „Erklärung“ nachgeschoben werden muss, wenn eine weibliche Figur nicht das Zuckerpüppchenklischee des Heteroweibchens erfüllt.

Ich würde diese zwei Aspekte ihres Charakteres in diesem Fall ja gar nicht zusammenbringen, da ich hier das Gefühl habe, dass ihre sexuelle Orientierung und ihre sonstige Natur rein zufällig auf diese Art zusammenkommen.

Was mir allerdings auffällt ist die auffallend hohe Anzahl lesbischer Charaktere in zentralen Rollen. Nun ist mir das grundsätzlich total egal bzw. sogar sehr recht, nur wirkt die aktuelle Schlagzahl so sehr von Gründen diktiert, die nichts mit der eigentlichen Erzählung zu tun haben, dass mich das tendenziell etwas raus reißt. Hinzu kommt nämlich die Tatsache, dass schwule Figuren im Gegensatz dazu nicht ansatzweise so präsent scheinen.

Vielleicht liegt die Verteilung schwul/lesbisch ja einfach nur darin begründet, dass ich die "falschen" Serien und Filme schaue. :) Kann natürlich sein. Und ich halte es auch für gut möglich, dass die aktuellen Vorstöße in Sachen starke weibliche Charaktere ein Grund für das Ungleichgewicht sind.

Von daher und ganz allgemein ist das alles halb so wild. Aber ich wünschte halt schon, das wäre etwas ausgeglichener verteilt und es ginge außerdem öfter mal um Identität statt sexuelle Orientierung.


>— Ich kenne das Spiel nicht, aber ein, zwei Nebencharaktere wirken so derbe unkaputtbar, dass sich mir der Gedanke aufdrängt, es hier mit Plot Armour für Ingame-Figuren zu tun zu haben. ^^

Drei, vier Hauptcharaktere aber auch. ;) Das wäre auch tatsächlich einer der Kritikpunkte, die ich anbringen würde: Viele Charaktere scheinen unzerstörbar, weil sie im Spiel ja weiterhin vorkommen müssen, was manche eigentlich bedrohliche Situationen dramaturgisch entschärft.

Abgesehen davon geschehen manche Entwicklungen viel zu abrupt. Und die Jinx' Abkehr von ihrer Schwester ergibt aus den Ereignissen der neun Folgen und dem, was die beiden zueinander sagen, imho auch viel zu wenig Sinn. Das Finale hatte mich emotional deshalb leider verloren, obwohl es für sich genommen natürlich toll gemacht war. Ich kann es leider überhaupt nicht haben, wenn die Handlungen nur deshalb passieren, weil sie passieren müssen, anstatt sich plausibel aus den vorherigen Ereignissen heraus zu ergeben.

Aber ja, tolle Serie. Dagegen wollte ich grundsätzlich überhaupt nichts sagen. :)


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