Thema:
The Peacekeeper Wars ("Staffel" 5) Fazit flat
Autor: HomiSite
Datum:31.07.20 14:58
Antwort auf:Farscape [Serie] von JPS

Zuende geht nun meine Erstsichtung von FARSCAPE 20 Jahre nach der Erstausstrahlung (mittlerweile gute 15)! Nach Absetzung der Serie gab es 2004, also anderthalb Jahre nach Ausstrahlung der letzten Episode, einen Abschluss in Form von zwei Spielfilmen, also quasi vier Episoden - THE PEACEKEEPER WARS.

Sofort auffällig sind deutlich mehr und wohl auch bessere CGI-Szenen (und mir schien die Bildqualität bei Amazon Prime Video auch besser als die teils ziemlich dürftige Serie). Der Tod von Aeryn und Crichton wird sofort rückgängig gemacht mit hanebüchener, aber zum FARSCAPE-Universum passender Logik, die noch dadurch strapaziert wird, dass Rygel nun Aeryns Baby austrägt. Schwangere Männer, haha, wie witzig ... nicht. Aber da es hier halt ein egoistisches Alien ist und man dadurch länger Aeryn in Action halten kann - okay.

Ziemlich gewitzt wird auf frühe Geschehnisse der vierten Staffel zurückgegriffe, um eine uralte Friedensstifterrasse einzuführen. Nebenbei erfährt man noch die Herkunft der Peacekeeper und warum die Sebaceans wie Menschen aussehen (es sind welche). Eine umgestaltete Jool darf dadurch auch noch einmal auftreten und bald von einer Atomrakete ausgelöscht werden. Ebenfalls umgestaltet und wie Jool auch angenehm zurückhaltender im Verhalten ist Sikozu, nun als Peacekeeper-Leder-Punk an der Seite von Scorpius.

Das Erzähltempo des ersten Teils ist angenehm hoch und stringent, es herrscht nun offener Krieg zwischen Scarrans und Peacekeepern - und die Crew der Moya unfreiwillig mittendrin. Nach dem verschachtelten Hin und Her des Finales von Staffel 4 ist THE PEACEKEEPER WARS weithin straight forward, was auch daran liegt, dass man im zweiten Teil ausgedehnte Straßenkämpfe inszeniert, die aber auf Dauer gar nicht so spannend sind. Aufgefangen wird das durch lustiges Gekabbel zwischen der mittlerweile wieder schangeren und dann auch niederkommenden Aeryn und Crichton/Chiana/etc.

Aeryn: "I need you!"
Crichton: "I'm here, baby."
Aeryn: "I need you to reload my weapon."

Aeryn darf also noch einmal schön bad ass sein; einmal gesteht sie, selbst ein Baby gar nicht unbedingt haben zu müssen, es aber für Crichton tue. Leider ohne dramatische Selbstopferung stirbt D'Argo, der quasi nebenbei einen tödlichen Treffer kassiert (und zuvor sich mit seinem Sohn versöhnte). Eigentlich finde ich so etwas ja nicht schlecht (z.B. den überraschenden Tod des Piloten Wash in SERENITY), aber hier wirkt es völlig sinnlos! Zuvor wurde zudem noch Sikozu als Scarran-Spion enttarnt, was auch keinen Sinn ergibt, da sie ja im mehr oder weniger militanten Widerstand gegen die Scarrans war und auf Seiten Scorpius'!

Die eher aufgezwungenen Friedensbemühungen drohen derweil zu scheitern, obwohl die Crew Stark dazu zwang (!), einen Geist der antiken Vermittlerrasse aufzunehmen. Schlussendlich hilft es beim Frieden und Stark findet dadurch auch irgendwie endlich seinen inneren Frieden (was einen etwas schalen Beigeschmack der rückwirkenden Rechtfertigung hinterlässt).

Crichton muss also doch noch die Wurmlochwaffe herausholen und erschafft schönes CGI, äh, ein Schwarzes Loch. Rygel dazu: "If it is the largest black hole, then it's a death worthy of a Dominar." :-D Dies zwingt die Kriegsparteien an den Verhandlungstisch, während Crichton sein Wurmlochwissen verliert und ins Koma fällt. Ich finde den Frieden zwar nicht besonders belastbar (die Scarrans waren ja deutlichst überlegen und außerdem waren beide Parteien ja eigentlich "Heels"; gutherzige Völker sind im FARSCAPE-Universum eh deutlich in der Unterzahl, oder?), aber glauben wir mal an das Gute!

Und Crichton wacht dann wenig überraschend aus dem Koma auf, durch sein Baby, dass dann D'Argo Sun-Crichton heißt. Klischeehafter geht es kaum! Selbst die Hochzeit fand vor während der Geburt doch noch statt, sogar auf Aeryns Initiative (die ganze Szene ist aber unterhaltsam) - bloß keinen "Bastard" zur Welt bringen und schön westliche Familienbilder und Geschlechterrollen reproduzieren ...

Was ich noch ärgerlicher dadurch fand, dass wie schon in Staffel 4 "Craeryn" im Fokus stehen und am Ende über die anderen (überlebenden) Crewmitglieder gar nichts mehr berichtet wird. Hier hätte ich echt einen Epilog erwartet, der sich vielleicht wie beim HERR DER RINGE etwas zieht, aber den Zuschauer sanft aus einer langen Reise und Gemeinschaft entlässt.

Stattdessen quasi 92 Episoden und am Ende halten Crichton und Aeryn ein Baby vor die Sterne ... Wobei es als "Sternenkind" aber dann doch wieder passt, da zuvor in den immer ganz witzigen und von mir hier nie gewürdigten inneren Dialogen von Crichton mit Scorpius bzw. Harvey 2001 - ODYSSEE IM WELTRAUM zitiert wurde (der Monolith im weißen Schlafzimmer).

Man sieht: Zufrieden bin ich mit dem Abschluss der Serie nicht wirklich! Vielen Charakteren wurde nicht oder nur bedingt Rechnung getragen und am Ende geht's eigentlich um zwei Menschen mit Kind. Für so ein fantasievolles Universum sehr einfallslos.

Die Serie als Ganzes zieht dieses Ende aber nur wenig runter. Ich hatte ja schon ausführlich dargelegt, dass FARSCAPE oft durchwachsene und/oder bekannte Geschichten erzählte, besonders in den frühen Staffeln und aus heutiger Sicht. Die Serie lebt von ihren bockigen Figuren (deswegen mag ich auch VAN HELSING und mochte DARK MATTER) und dem ungewöhnlichen Universum irgendwo zwischen Trash, Genrestandards und Innovation (und genauso wurde es auch technisch umgesetzt :-D). Das Nachholen dieses Science-Fiction-Klassikers hat mir insgesamt viel Spaß gemacht und ich werde die Crew sicher noch vermissen, aber mit dem 2020er Blick würde ich eher "nur" zu dem Urteil "gut" tendieren (bei Trakt.tv gibt's ja eine 10er Skala und zu 8 Punkten konnte ich mich noch nicht durchringen :-D).

PS: Ich peile erst jetzt, dass Lani John Tupu, der Darsteller von Crais, Pilot spricht! Und nachgetragener Shoutout an Hugh Keays-Byrne ("Sprechstundenhilfe" Grunchlk), der eine Dekade später als Immortan Joe im epochalen MAD MAX: FURY ROAD glänzte.

PPS: Es gab 2008 bis 2011 oder so offizielle Kanon-Comics, die die Geschichte forterzählten.


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