Thema:
Re:Noch mehr Spoiler! flat
Autor: Karotte
Datum:16.02.20 13:49
Antwort auf:Noch mehr Spoiler! von Froschi

Puh, vermutlich müsste ich den Film nochmal sehen, um das jetzt im Detail darzulegen (ist ja schon ein bisserl her) und evtl. trügt mich da auch meine Erinnerung, aber was die Emotion betrifft: Natürlich spielt seine Leidenschaft für „das Kino“ oder „den Film“ bei Tarantino immer irgendwo eine Rolle, nur hatte ich in diesem Fall den Eindruck, dass er diese Leidenschaft so konkret wie nie zuvor auf eine bestimmte Zeit der Traumfabrik und eine Person im Besonderen projiziert. Hier haben wir es einmal nicht nur mit kaputten Gestalten zu tun, die kaputte Sache machen (oder einem Helden wie Django, der zwar noch am ehesten ein „Guter“ ist, sich aber dennoch mit brachialster, auch rächender, Gewalt sein Recht verschafft), sondern mit einer Person, die als strahlende Frohnatur ihre Mitmenschen unterhalten und erfreuen will.

Die Manson-Story ist aus diesem Rahmen einfach nicht wegzudenken und beinahe so etwas wie ein „Sündenfall“ an diesem Ort, an dem irgendwie immer die Sonne scheint und alles chillt. Abgesehen von DiCaprio. DiCaprio chillt nie. ;o)

Vielleicht lese ich da zu viel hinein, aber mein Eindruck war, dass Tarantino hier so etwas wie einer persönlichen Sehnsucht oder einem Herzenswunsch Ausdruck verliehen hat, anstatt sich in erster Linie dem Entertainment zu verschreiben.

Ich hatte auch nicht den Eindruck, dass die Manson Family einfach nur als schräger Haufen dargestellt wird. Pitts Charakter hat sofort das Gefühl, dass an dem Ort irgendwas nicht stimmt und die kreischenden Mädels und der Reifenhippie machen eine verdammt miese Figur. Das hätte man in der allgemeinen Chill-Stimmung und nach dem erstmal positiven Eindruck, den Pitt von dem Mansonmädel hat, auch ganz anders inszenieren können, hätte man die Family einfach nur als „irgendeine Kommune“ der damaligen Zeit darstellen wollen.

Das mit dem Oscar für Pitt hat mich aber auch überrascht. ;o)


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