Thema:
Noch mehr Spoiler! flat
Autor: Froschi
Datum:16.02.20 13:07
Antwort auf:Spoiler über mir und hier drin. ;o) von Karotte

>Ich habe den Film als eine Art Märchen verstanden, das trotz seines gehetzten Protagonisten eine bestimmte Zeit romantisch verklären und ein entsetzliches Verbrechen ungeschehen machen will. Die Liebeserklärung eines Filmfreaks, gleichsam an ein „verlorenes Paradies“ und dessen wohl bezauberndste Engelsdame, deren grimmes Ende in krassem Kontrast zu ihrer ansteckenden Lebensfreude steht.
>
>Imho vielleicht der emotionalste Film, den Tarantino gedreht hat und ein entschiedenes Statement gegen die morbide Verherrlichung, die Manson und Co. bis heute immer noch zuteil wird. Und das gar nicht mal wegen der brachialen Art und Weise des Ablebens seiner Jünger, sondern wegen der Lächerlichkeit, der sie gnadenlos preisgegeben werden.


Hm. Kann echt nicht behaupten, das auch so sehen zu können. Genau genommen spielen die Mansons doch überhaupt erst in den letzten zehn Minuten überhaupt irgendeine Rolle. Charles selbst hat im ersten Drittel einen Zweieinhalbsekunden-Auftritt, und spielt danach nicht die geringste Rolle mehr. Und Cliffs Besuch auf der Ranch vermittelte zwar das Bild einer echt bizarren Kommune, aber das war in den 60ern ja nun auch überhaupt nichts Ungewöhnliches. Von daher habe ich mir echt schwer damit getan, nachvollziehen zu können, was der ganze Polanski/Tate-Nebenstrang überhaupt im Film zu suchen hatte. Genau wie bei "Inglourious Basterds" zeichnet Tarantino hier wieder eine alternative Realität - aber das wird einem erst dann klar, wenn die Manson-Jünger das falsche Haus überfallen. Bis dahin, also mehr als zwei Stunden lang, war der ganze Film einfach nur eine Momentaufnahme von Hollywood in den End-60ern.

Ich habe da kein Märchen gesehen, keine Emotionen, und erst recht keine Vision. Das ist ja das Problem, das ich mit dem Streifen habe: Er ist das filmgewordene Vanilleeis.

Und wo wir schon dabei sind: So sehr ich Brad Pitt auch wirklich mag - aber was genau war an seiner Performance jetzt genau nochmal oscarreif? Er hat nichts anders als einen relaxten Brad Pitt verkörpert - da war doch keinerlei Schauspiel, das der Rede wäre.


< antworten >