Thema:
Gestern geschaut - Unmarkierte Spoiler flat
Autor: token
Datum:11.02.20 07:30
Antwort auf:Don’t f**k with cats (netflix-dokuserie) von tofmof

Der Aufsatzpunkt „Facebookgruppe jagt Kätzchenmörder“ lag mir schwerer im Magen als ein Psycho der über sowas Aufmerksamkeit erlangen möchte. Die Problematik und damit verbundenen Eigendynamiken bestätigte sich schnell, und die Doku ist da auch ein wenig schizophren das einerseits zu zeigen, aber letztlich auch nicht davon lassen zu können Protagonisten aus der Gruppe als eine Art heimliche Helden zu inszenieren.

Die Doku zeigt für mich in erster Linie den unreflektierten Teil von Menschen der mir in seiner heuchlerischen Widersinnigkeit einen Schauer über den Rücken jagt, und zeigt für mich persönlich nicht in erster Linie die Abgründe eines psychopathischen Narzissten, welche halt seltene Inselphänomene sind, sondern die Abgründe unserer Gesellschaft welche Regel und nicht Ausnahme darstellen. Wobei die Doku damit auch zu spielen scheint, ein Save the kittens mit Gegenschnitt auf einen Gyrosteller mit Qualitätsfleisch, Empathieoverflows die Hand in Hand mit kranken Mordphantasien einhergehen, das Interview der Mutter die sehr sehr sehr viel wahres und kluges sagt, auch wenn sie (nachvollziehbar) betriebsblind für die Rolle ihres Sohnes ist, die Selbstjustizrocker welche die Gemengelage bis zum Suizid des depressiven Trolls eskalieren lassen.

Verstörendste Szene sicher das Mordvideo wo sich selbst die Cop-Dame das bestialische Abschlachten eines jungen Mannes wegzimmert (auch die Internetbraut hat damit kein Problem) aber einen Nervenzusammenbruch bekommt als es an den Welpen geht. Alter.  

Unterm Strich spannende True-Crime-Story die einen Einblick in diverse Abgründe gewährt, sich aber von der Machart nicht dazu durchringen kann auch jedem von Diesen in voller Bandbreite wirklich den Spiegel vorzuhalten.


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