Thema:
Re:... und fasst es eigentlich ganz gut zusammen... flat
Autor: token
Datum:27.01.20 14:03
Antwort auf:Re:... und fasst es eigentlich ganz gut zusammen... von Random_H

>Was ich bei RLMs-Video noch viel wichtiger fand: Dass das Bild von der Föderation/Starfleet ganz schön bombardiert wird. Sonst waren die Analogien zu tatsächlichen politischen Geschehnissen immer an anderen galaktischen Völkern aufgezogen. Jetzt hat halt die Sternenflotte selbst ein Fremdenhass-Problem und das schmerzt mich irgendwie als jemanden, der diese Institution immer als Idealzustand unserer Zukunft betrachtet und geschätzt hat. Ich weiß nicht, das musste irgendwie nicht sein.
>

Wie das verargumentiert wird, fand ich aber ziemlich einfältig. Kontext von TNG ist ja auch der seinerzeit vorherrschende Zeitgeist. Der kalte Krieg war vorbei, selbst solche Zwiste waren offenbar lösbar, Demokratie auf dem Vormarsch, der Glaube an eine bessere Zukunft war gegeben.
TNG hat diese Hoffnung in ein Utopia weitergesponnen.
Und so sagen sie auch in RLM, „They made it“.
Das ist aber nur die halbe Wahrheit, denn an sich spiegelte das auch ein „we made it“ wieder. Wir wussten zwar dass noch ein weiter Weg zu gehen ist, aber wir dachten, wir sind in der Spur.

Und schau dir heute mal die Diskussionen an, bspw. die Widerstände dagegen mediale Werke an ein diverses Gesellschaftsbild anzugleichen. Und dann schau man sich mal TNG an. Das ist quasi die TV-Show gewordene Linksgrünversifftheit schlechthin, sowas wurde aber einst als erstrebenswert wahrgenommen, bzw. als nicht bemerkenswert, nichts wogegen man irgendwie echauffiert ragen müsste, Picard als reflektierter Humanist war Vorbild, bis heute eine TV-Figur die man vermisst. Und TNG stand nicht isoliert da sondern hatte auch ein Erbe, nämlich mit dem Draufgänger Kirk der Fäuste fliegen ließ und allem was bei drei nicht auf den Bäumen war seine Zunge in den Hals gesteckt hat.
Dennoch ging TNG nicht nur unaufgeregt klar, sondern avancierte zu einem Kult.

Also ja, das war ein they made it, allerdings von einer Warte heraus in der man auch im Bezug auf unsere Gesellschaft geglaubt hat einen Meilenstein errungen zu haben, und den Glauben hatte, dass das so weiter geht.
Dinge wie Trump als Herrscher waren Absurditäten bei denen sich nicht mal satirische Ansätze wie bei BttF 2 getraut haben diese in solcher Konsequenz zu Ende zu denken wie es heute Realität ist, weil solch eine Vorstellung schon zu absurd wirkte. Auch aus Deutscher Warte heraus, so etwas wie die Erfolgsgeschichte der AfD und wie sie die mediale Debatte beherrscht waren damals un-vor-stell-bar.

Und da haben die RLMler in ihrer Wahrnehmung für mein Empfinden einen blinden Fleck, nämlich dass das was seinerzeit unvorstellbar wirkte passiert ist. Und entsprechend ist es nur folgerichtig und konsequent dass es auch im Utopia passiert. Dass die Wahrnehmung von Humanismus als quasi zwingende Folge gesellschaftlicher Evolution ein naiver Irrglaube war. Dass Humanismus eine Bastion ist die man erkämpfen und in der Folge auch verteidigen muss.


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