Thema:
Re:Beschreibt quasi die Situation der gesamten Wirtschaft flat
Autor: deros
Datum:20.01.20 14:48
Antwort auf:Beschreibt quasi die Situation der gesamten Wirtschaft von Guy


>Bei Netflix sehe ich die Zukunft aber sowieso eher dunkel:
>Von allen Streaming-Anbietern sind sie die einzigen, die ihre Kohle einzig und allein mit ihrem Streaming verdienen.
>Filmstudios wie Disney oder Firmen wie Apple oder Amazon sind da ganz andere Kaliber und auf die Einnahmen aus den Streamingdiensten gar nicht primär und unmittelbar angewiesen.
>Netflix hatte das große Glück einer der Ersten und davon der beste zu sein.
>Preise wie 15,99 € für das UHD/Atmos-Abo werden sich aber in den nächsten Jahren nicht mehr halten lassen, wenn Apple mit 4,99, Disney mit 6,99 und Amazon im Jahr mit 69,- € inkl. Musikdienst, Bücherdienst und kostenlosem Versand auftrumpfen.


Zu allerst müssen sich die neuen Konkurrenten überhaupt erst einmal am Markt beweisen, bevor Unkenrufe gegenüber dem Platzhirschen angebracht sind. Immerhin hat Netflix bislang einen ganz entscheidenden Vorteil, den niemand anders hat: 160 Millionen bezahlende Nutzer jeden Monat.

Die Konkurrenz muss erst einmal zeigen, ob ihr Aufgebot tatsächlich genug ist, um Netflix' Wachstum zu mindern oder zu stoppen. Schließlich hat sich Netflix diese Anhängerschaft über Jahre hinweg aufgebaut und mit stetig neuem Content loyal an sich gebunden. Dass Disney und Apple Kampfpreise verlangen -- und man darf sich nichts vormachen, das wird nicht dauerhaft so günstig bleiben -- liegt zu einem entscheidenden Grad auch daran, dass sie wissen, dass sie schlechte Karten haben, wenn sie heute einen Preis veranschlagen, bei dem sich Nutzer für das eine oder das andere entscheiden müssen.

Apples TV-Aufgebot ist bislang ein laues Lüftchen, das trotz seines Spottpreises auf kaum Aufmerksamkeit stoßt. Das soll Netflix zur Gefahr werden? Scheint auf absehbare Zeit unwahrscheinlich.

Disney+ ist natürlich der große Konkurrent, der im letzten Jahr viel Doom & Gloom über die Netflix-Berichterstattung brachte. Und natürlich klingt das Konzept auch erst einmal umwerfend: Alle neuen Disney-Filme, alle neuen Fox-Filme und dazu exklusiver Content? Halleluja. Aber Disney+ ist viel stärker als Bibliothek bekannter Ware ausgelegt als Netflix. Netflix hat bekanntlich schon vor vielen Jahren seinen Fokus komplett ungeschwenkt und in weiser Voraussicht auf Netflix Originals gelegt - brandneue Serien und Filme, die noch keiner kennt, über eine handvoll jeden Monat, aus aller Welt, exklusiv beim N. Gerade diese stetige Fülle an brandneuem Content ist natürlich auch das, was einen Nutzer bei der Stange halt. Das dazu führt, dass Abonennten dauerhaft dabei sind und sich nicht ab und zu mal einen Monat kaufen, um dann die paar interessen Filme und Serien zu schauen.

Und in genau dem Punkt ist Disney+ bislang vergleichsweise schwach aufgestellt. Sie haben große Produktionen in Aussicht und exklusive MCU- und Star Wars-Serien sind natürlich ein echtes Zugpferd. Aber die Masse fehlt. Mandalorian ist nun durch - und wann kommt nun die nächste große Exklusivserie?

Das soll nicht heiße, dass ich denke, dass Disney+ floppt. Aber wie X1 Two sehe ich Disney+ auf absehbare Zukunft nicht als Service aufgestellt, der als Ersatz für Netflix dienen könnte. Zumindest anekdotisch stimmt das auch mit dem Verhalten meiner amerikanischen Freunde und Bekannte überein, deren Stimmung sich fast einhellig mit "Mando war ganz cool, aber was jetzt?" zusammenfassen lässt.

PS: Du sagst, dass es Netflix großer Nachteil sei, dass sie ausschließlich im Streaming Business agieren. Dass Argument kann man allerdings auch umdrehen: Netflix wird bis in die Vollen gehen, um seine Marktstellung zu verteidigen, während Konkurrenten wie Apple das im Zweifel überhaupt nicht nötig haben. Auch Disney muss sich nicht als "Netflix Killer" positionieren, um mit seinem Streaming-Geschäft jede Menge Geld zu machen.


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