Thema:
Re:Der Berlinale-Streit ist albern flat
Autor: token
Datum:13.02.19 19:37
Antwort auf:Re:Der Berlinale-Streit ist albern von thestraightedge

>>Wir dürfen uns auch freuen. Dass Betreiber von Programmkinos not amused sind, dürfte aber auch verständlich sein.
>>Ich kann auch Perspektiven verstehen die Netflix da nicht sehen wollen.
>>Film als Kulturgut, Kino als Kulturraum, Netflix leistet diesbezüglich keinen Beitrag sondern einen Angriff. Ist auch legitim. Aber eben auch streitbar ob man so einem Entwurf eine Bühne geben möchte. Es macht nicht nur im Verständnis des Events Kinobesuch einen Unterschied, sondern auch im Verständnis des Mediums Film an sich einen Unterschied ob da ein Werk zelebriert wird und Menschen in einen gemeinsamen Raum bringt, oder ob man sowas zum 10 Euro Abo auf seiner Couch bei einer Pizza mal eben wegfotzt.
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>Ich verstehe auch jede Sorge, aber ich finde Boykott- und Ausschluss-Rufe einfach nicht zeitgemäß, und v.a. unverschämt ggü. den betroffenen Künstlern. Das ist pure Arroganz der Kinobetreiber, weil sie sich anmaßen zu definieren, wann Kunst wie wo statt zu finden hat.
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Angenommen Spotify macht Deals mit Musikern und finanziert deren Alben, untersagt ihnen jedoch mit dieser Musik Konzerte zu geben. Alles cool? Dann hat diese Kunst halt exklusiv auf einem Bezahlstreamingdienst stattzufinden und es wäre arrogant von Konzertbetreibern im Kontext eines publikumswirksamen Events öffentlich die Nase zu rümpfen?
Ja, Äpfel, Birnen, aber die gedankliche Richtung wird damit glaube ich klarer.

>Ich sehe auch keine Entwertung durchs Schauen auf dem Sofa. Klar ist sowas im Kino schön, aber es gibt eben tlw. valide Gründe für den Release via Streamingdienst. Ich bin froh, dass Netflix viele kleine und einige große Filme einer breiten Masse zugänglich gemacht hat, statt diese in Programmkinos und schlecht fragmentierten Streaming-Services versauern zu lassen. Und das Kino-Erlebnis schreibst Du ja bewusst romantisiert. In Zeiten von Multiplexen mit 7 € für eine 0,5er Cola, Dauerwerbung, sich schlecht benehmenden Mitmenschen und dreckigen Klos sollten sich die Kinobetreiber vielleicht auch mal umschauen, wo die wirklichen Probleme liegen. Die Kinokrise hat nicht Netflix ausgelöst. Netflix bringt die Filme viel eher wieder näher an die Menschen. Ein Film wie Roma hat vermutlich Aufmerksamkeit bekommen, die nur Netflix generieren konnte.
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Du kennst doch Köln, hier gibt es noch schöne Programmkinos, da laufen auch keine Blockbuster sondern eine handverlesene Auswahl.

>Zudem gibts ja auch immer wieder Netflix-Filme im Kino, z.B. Roma. Das zwingend zu fordern ist aber nicht hilfreich.

Hey, ich mag Netflix, ich denke aber nicht dass dieser Miniaufstand komplett substanzlos ist.
Niemand schert sich um den ganzen Batzen an irgendwelchen Flopproduktionen die sie sich ins Portfolio schaufeln, bei irgendwelchen preisverdächtigen Produktionen haben Programmkinos aber NATÜRLICH erstmal einen Furz quersitzen, das ist deren Portfolio, das ist deren letzter Strohhalm den sich da halt Megakonzerne sichern und so wie jetzt, dass da tröpfchenweise mal was vernünftiges bei rumkommt muss es ja nicht bleiben. Die Kosten sind vergleichsweise gering, die Prestigewirkung aber recht groß.


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