Thema:
Re:Ich kann mir schon vorstellen, wie das ausgeht flat
Autor: Suttree
Datum:02.09.16 18:16
Antwort auf:Re:Ich kann mir schon vorstellen, wie das ausgeht von token

>>>Aber als "Film" finde ich Requiem wirklich schlecht, und aufgrund dessen wie Rezipienten diesen "Film" begreifen und was sie in der Nachbetrachtung aus ihm machen, Stichwort Tante Erna, wird dieser (imoimoimo) schlechte Film darüberhinaus zum Ärgernis.
>>
>>Hmm.. für mich sind diese beiden Blickwinkel irgendwie untrennbar miteinander verbunden, und der schmale Grad, der dort manchmal ausgelotet wird, sollte unabhängig davon sein, was der Zuschauer davon halten könnte. Das sollte einen Regisseur oder Drehbuchschreiber nicht beeinflussen, egal mit welchen Konsequenzen und was dann letztlich dabei herauskommt.
>>
>>Lieber 19 Gurken und einen Topfilm, als 20 Filme, die einen "ganz gut unterhalten".
>>
>Das würde ich so auch unterschreiben, was Publikumsreaktionen angeht auch ganz klar sagen, daran braucht sich ein Regisseur nicht zu orientieren. Fincher etwa hat in Fight Club bewusst mit unbequemen Perspektiven provoziert, das was im Nachgang aus dem Film gemacht wurde, spottet jeder Beschreibung.
>Dennoch wäre es bescheuert Fincher zum Vorwurf zu machen, wie der Film gelesen wurde und was er punktuell in Gang gesetzt hat.
>
>Aronofsky und Requiem mache ich nicht zum Vorwurf dass er Tante Enra in so einer Form erreicht, sondern dass er sie auch in so einer Form erreichen möchte.
>Das ist works as intended.


Diese Differenzierung ist natürlich ein entscheidender Punkt, das sehe ich auch so. Ich habe mir diese Frage nach Requiem allerdings nicht gestellt, und mich auch nicht damit beschäftigt, was Aronofsky bei dem Film genau geritten hat, da mir die Botschaft, dass Drogen einen an sehr dunkle Orte führen können, einfach nicht so kontrovers erscheint, damit ich mich als Zuschauer manipuliert fühle.

>Hierbei würde ich jedoch klar trennen zwischen dem Aspekt, dass ein Regisseur oder Autor das tun was sie tun wollen und Mauern einreißen, denn das ist super, und der Art und Weise wie sie das tun und was für ein Ergebnis heraus kommt.
>
>Deswegen schrob ich ja, Aronofsky ist geil, aber wehe der Mann hat eine "Botschaft". Dann wird es schlimm.
>
>>>Wo ist die Wahrheit dieses Films? Wo seine inhaltliche Authentizität?
>>>Wo geht dieser Film auch nur ansatzweise an den Kern der Materie die er behandelt?
>>
>>Was vermisst du bei Requiem denn am meisten, damit der Film an Wahrhaftigkeit und Tiefe gewinnt?
>>
>Schlichtweg Wahrhaftigkeit, wenn du die hast kommt die Tiefe von selbst.
>Aronofsky arbeitet den Themenkomplex wirklich mit propagandistischen Stilmitteln ab. Er konstruiert Stränge von einseitigem Grauen die auf die Climax des absoluten Grauens zuarbeiten. Requiem ist ein klassischer Schocker.
>Aber sein Angang an die Materie wird in so einer Form der Materie nicht gerecht. Aronofsky reduziert sich bspw. komplett auf den Ekel des Trips. Das ist aber schlichtweg gelogen. Es ist eine einseitige Inszenierung welche sich der Fragestellung, warum nehmen Menschen Drogen, komplett verschließt.
>Dabei ist das in diesem Themenkomplex doch der springende Punkt, das Auge des Sturms.


Kann man so sehen, und den Film deswegen abwatschen. Nur wie gesagt, ich finde, dass ist dann einfach die Sache des Zuschauers.

Deine Einwände, würde ich bei einer Dokumentation wesentlich besser verstehen, hierbei aber nicht. Wie du sagst, der Film ist ein "Schocker"zum Thema Drogensucht, der nebenbei exzellent gemacht und gespielt ist. I'm fine with that.  

>Für mich ist Trainspotting wirklich das perfekte Gegenbeispiel. Auch Trainspotting ist ein Schocker, das ist kein Film nach dem man denkt, geil, ab zum Bahnhof Zoo, heute abend setzen wir uns eine Nadel. Aber er hat eine Handlung in welcher der Themenkomplex platziert wird, und er verzichtet auf die Scheuklappen.
>
>>Ich vermisse da jetzt keine Handlungsstränge, was genau die Charaktere in die Lage gebracht hat, was ihre Beweggründe sind, oder warum sie so handeln wie sie es tun, falls das dein Problem ist.
>>
>Es sind unglaubwürdige Kunstfiguren in meinen Augen, sie haben keine glaubhaften Motive, wenn überhaupt, ihre Erlebniswelten werden einseitig verzerrt, was dem tatsächlichen Problem nicht im Ansatz gerecht wird.
>Für mich bricht durch diese propagandistische Form die illusatorische Erlebniswelt die Film um einen herum konstruiert einfach zusammen. Und wenn das nicht mehr da ist bleibt ein Snuff-Film über der ein stilistisches Feuerwerk abspult, aber trotz dieses Feuerwerks eben nicht über eine reine Elendsschau hinauskommt.
>Jedenfalls nicht für mich.


Ist doch auch ok. Du hast einige interessante Punkte, über die ich beim nächsten ansehen des Films (Hab ihn eh locker 5 Jahre nicht mehr gesehen) bestimmt nachdenken werde.

Ansonsten, drehen wir uns hier glaube ich etwas im Kreis.

>Ich stehe mit dieser Meinung auch relativ alleine da, Requiem wird gemeinhin gefeiert.

Das spielt ja keine Rolle, und sollte einen nicht davon abhalten, den Mund aufzumachen. Zumindest, wenn man mehr zu sagen hat als: "Rofl...Mad Max Fury Road Top 20".


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