Thema:
Megaspoiler flat
Autor: token
Datum:06.07.16 12:36
Antwort auf:Re:The man from earth von magus

>Ich behaupte mal, dass die Klischeefiguren Absicht sind. Eine Bibelfeste Christin und Kunstwissenschaftlerin, ein Biologe, ein Anthropologe, eine Historikern und ein Archäologe sitzen in einem Raum und können durch Ihre Wissenschaftliches Wissen John eigentlich jederzeit widerlegen. Jedenfalls meinen Sie das.
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Ich hab mit der Überkonstruktion des Raums voller Wissenschaftler kein Problem, dieses Szenario wird auch authentisch aufgebaut. Eher mit den Klischees die diesen Wissenschaftlern als Masken aufgesetzt werden. Der alte Bock mit junger Lady, der offene Typ der diese Offenheit mit dem Jojo-Signaturemove untermauert, der bemühte Komiker, ich hatte das Gefühl, das soll die Figuren authentischer machen und von der Konstruktion "Wissenschaftler" ablenken, stattdessen hat das bei mir genau das Gegenteil erreicht.

>Ja ok, da haste natürlich recht das die Metaebene die selben Fragen in den Raum wirft. Während Sie aber bei The Fountain mit dem Holzhammer eingetrichtert werden, schafft das Man from Earth subtiler.
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Absolut, ich sage ja auch, ich finde den Film charmant und sehenswert. Und er liefert mit seinem Szenario einen anregenden Denkanstoß den man dann auch noch nach dem Film mitnimmt und bekommt da auch schon wirklich gute Eckpunkte vom Film geliefert, was das Gedankenexperiment auf vielen Ebenen grundlegend implizieren möchte. Oft werden die richtigen Fragen gestellt und sehr nachvollziehbare Antworten gegeben. Erinnerung, der Ereignishorizont dieses Lebens, die Wahrnehmung der Wandlung, der Wandlung der Welt, der Wandlung der Menschheit, usw.

Aber John als Figur nimmt dann eine Gestalt an, welche diesen Antworten direkt widerspricht. Der beschränkte Ereignishorizont, das Leben auf der Flucht, diese Dinge lassen eigentlich per se nicht zu dass man mal eben dicke mit Beethoven und van Gogh und Buddha ist, es ist weitestgehend ausgeschlossen selbst zu einer Figur der Zeitgeschichte zu werden, er ist fucking Jesus!

In so einer Ausführung reißt sich damit für mich persönlich der das Gedankenexperiment angenommen hat und sich zu der Gruppe in den Raum gesetzt hat, einfach ein. Ich finde auch, bestimmte Fragen sollten ob so eines Gedankenexperiments weder gestellt noch beantwortet werden.
Etwa, warst du deines Lebens auch mal müde? -> Nein.
Das ist nicht gut finde ich, denn das ist doch genau das was der Rezipient in seiner Nachbetrachtung für sich selbst verarbeiten soll. Ich habe Angst vor dem Tod, ich würde gerne ewig Leben, das ist mein Wunsch. Aber WAS wünsche ich mir da eigentlich.

Ist total spannend und anregend, aber IMO nicht gut ausgeführt.


>>Der Film lässt ja nicht mal mehr das offen, sondern konstruiert sich ein unpassendes und unglaubwürdiges Endszenario um diese Frage mit einem klaren Ja zu beantworten. Auch das macht er nicht gut. Es bleibt beim schönen Ansatz.
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>Tut er das wirklich, oder spielt John sein Spiel einfach bis zum Schluss weiter? Für mich ist das gar nicht so klar, wie für dich. Für mich lässt das Ende, trotz dieser vermeintlichen Auflösung vieles offen. Wir sehen nie einen wirklichen Beweis für seine Geschichten. Er könnte auch ein einfach Con Artist sein, der gut Geschichten erzählen kann und in den Jahren in denen er an der Uni gelernt hat, wird er alles über seine Kollegen in Erfahrung gebracht haben, was ihm weiterhelfen könnte.
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Ich hab nicht im Ansatz das Gefühl dass eine derartige Interpretation angedacht war. Detailinformationen zu seinem Sohn, der Sohn ist nicht von ihm in diesen Kreis geholt worden, das ist alles purer Zufall, bis hin zu der Auflösung die sein Sohn mitbekommt und dann auf den Trichter kommt.
Sehr viel klarer kann man nicht aufzeigen dass das kein Spiel mit doppeltem Boden war.


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