Thema:
Re:wenn wir das Jahr 1980 schreiben würden flat
Autor: shaihulud
Datum:15.01.16 16:57
Antwort auf:Re:wenn wir das Jahr 1980 schreiben würden von Wurzelgnom

>this!
>Der letzte Satz trifft es auch auf den Punkt.
>
>
>ist es damit evtl. auch erklärbar wieso Investitionen in Lokalisierungen zurückgeschraubt werden? z.b. was gedruckte Spielanleitungen angeht?
>So wie du das erklärst so kenne ich das auch und wenn kein Geld mehr mit Lokalisierungen gemacht wird weil die Grenzen offen sind, dann gibt es auch keinen Grund mehr für deutsche Versionen.


Das kann ich nicht wirklich sagen. Möglich wäre es, aber es könnte auch sein, das einfach gespart wird um den reinen Gewinn zu maximieren.

Ich kann Dir nur von einem Beispiel berichten, wo wir für ein wirklich geiles, etabliertes Indielabel aus Seattle sehr schöne Vinylausgaben in Lizenz hergestellt haben. Das waren qualitativ wirklich tolle Dinger auf 180g Vinyl mit einem zuvor extra angefertigten Vinyl-Master bei einem Studio in NRW. Die standen dann für letztendlich 16-20 Euro im Handel. VÖ ca. zwei bis vier Wochen nach US-Veröffentlichungstermin.
Irgendwann nahmen die Verkäufe von Parallel-Import-LPs (trotz schlechterer Qualität) etwas zu (weil mit um 14 Euro billiger und halt schon zwei Wochen eher verfügbar), so dass die Verkäufe unseres Produktes stark zurück gingen.

Da haben wir mit dem Label besprochen, dass die eben stärker gegen Händler vorgehen, die die LPs aus den USA exportieren.

Die Alternativen waren:
- Produkt teuerer verkaufen um bei weniger Stückzahlen auf den Umsatz zu kommen (wäre natürlich letztendlich in die Hose gegangen)
- Qualität zurückfahren (weniger Kosten)
- Lizenzanteil für das US-Label senken (schlecht für das Label)
- weniger Geld für Promoarbeit (letztlich auch wieder schlecht für alle Beteiligten)
EDIT:
- gar nicht mehr herstellen und vertreiben (schlecht für's Label, schlecht für den Künstler, schlecht für die Musikbranche hierzulande und ich wäre vermutlich irgendwann arbeitslos)

Also alles kacke! :-) Daher hat das Label und wir ein wenig Dampf gemacht und alles wurde besser. Die paar Leute die nun stinkig waren, dass sie keine billigen Importe mehr kaufen konnten, haben wir bewußt in Kauf genommen.

Und nochmal: Es geht hier nicht um ein verkokstes Multi-Millionen-Dollar-Unternehmen, sondern um einen relativ kleinen Indievertrieb.

Aber auch den Großen würde ich dieses Recht absolut zusprechen.


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