Thema:
Fargo ist besser als True Detective flat
Autor: Felix Deutschland (deaktiviert)
Datum:13.06.14 11:24
Antwort auf:Episode 9 (Spoiler) von comicchaser

Subjektiv und IMO natürlich, weil ich zu faul bin, ausführlich in der Sache zu argumentieren (Liest eh keiner).

>Lester, du widerlicher, armseliger, fantastischer, überheblicher Wicht.
>Meine Fresse, bei der Szene am Ende hab ich meinen TV stellvertretend für den Bilbo mal so richtig schön obszön beleidigt. Was für ein großartig geschriebener Mega-Asi.


Die letzte Aktion war so gut. Alles in der Serie ist so gut gebaut. Das Gus' Tochter Molly nach dem Zeitsprung schon als "Mom" bezeichnet - gebaut in der Szene, wo Molly damals die Geschichte mit dem Typen, dem die Spinnenbabys aus dem Hals platzten, die sie vorher von ihrer Schwester erzählt bekam, nochmal nacherzählte. In dem Moment, das hat die Show auch gezeigt, fand sie Molly schon total gut.

Genauso wie es im "großen" mit Lester aussieht: Was ich im Piloten damals kritisiert hatte, weil ich dachte, Fargo wird sich so ausspielen wie man das von solchen Shows erwartet, war einfach nur sehr gute und sehr selbstbewusste Konstruktion. Gerade weil wir Lester NICHT als Pussy, a propos of nothing, hingestellt bekommen, sondern WEIL wir mit der Zeit gelernt haben, wie komplex und doch simpel seine zentrale Motivation als Figur ist, funktioniert das alles so gut.

Sicher, keiner wird gern gemobbt und fertig gemacht. Um mich Team America zu bedienen: "Manche Pussys sind aber auch Arschlöcher."

Und so, wie Pussys und Arschlöcher manchmal von den Harten gefickt werden (Team America, Leute, nicht mein unermüdliches Schandmaul!), spielt sich die Geschichte aus. Nicht alle Opfer sind Helden, auch, wenn wir das am Anfang noch glauben. Manche Opfah (Pussys) sind in Wirklichkeit Arschlöcher, und wären gern Harte vom Typ Malvo.

Team Americas ganzheitliches philosophisches Welterklärungsmodell reicht aber natürlich nicht für Fargo aus, da es ihm an weiteren zu erklärenden Archetypen mangelt: Den Netten und den Idioten. Nette können auch Idioten sein.

Die Szene, wo Key&Peele reinkommen, als Malvo gerade rausgeht, macht aus einem groan worthy moment (Molly kommt rein, als Malvo gerade rausgeht) einen genialen Witz, über den man länger und lauter lachen müsste, als man es vor lauter Entsetzen in dem Moment eigentlich nicht kann. Wie die Kamera die Szene die ganze Zeit so einfängt, dass wir durch das große Schaufenster vorne zur Straße raus richtig gut Malvos knallroten BMW ausparken und ganz ruhig wegfahren sehen ist mal wieder ein geiles Beispiel für visuell komplexere Inszenierung, die immer noch viel zu selten gewagt wird, aber in dieser Serie immer effektiv und jedes verdammte Mal für gute Lacher ausgeschlachtet wird.

Es gab ja zb die Szene, wo Lester von der Witwe von Sam Hess angesext wird, während durch das Wohnzimmerfenster zu sehen ist, wie die beiden debilen Söhne von Sam Hess sich im Hintergrund im Garten gegenseitig mit ner Armbrust in den Arsch schießen. Oder wie Mr. Wrench und Mr. Numbers Lesters Versicherungsbüro verlassen, während Molly gerade reinkommt.

Aber, nochmal zu Lester und wie die Show sachen gut baut: Als sie losfahren, sagt seine Frau noch "Ja, warte, ich hol noch kurz meinen Mantel" und er so "Näää, lass, wo wir hinfahren, brauchen wir keine Mäntel!!1". Und das war zu dem Zeitpunkt denkbarerweise noch nicht, weil er sie als menschliches Schutzschild einsetzen wollte. ABER! Meine Freundin hatte das schon am Anfang angemerkt, dass Lester seine Frau ÜBERALL hin zuerst reinschickt. Schon als sie aus Las Vegas kommen, schickt er sie zuerst ins Haus. Spätestens, als er an seinem Büro erstmal vorbeifährt ist klar, die alte wird sterben. Aber dann, dieses schrittweise. dieses "Moment, ich hab mir beim Gepäck ins Auto tragen den Rücken verzogen, kannst du nicht...? *liebguck*" "Mooooment, willst du dir deine Jacke nicht anzieht, ist kalt draußen!" "MOOOOOOOOMENT! Schatz, zieh dir doch die Kapuze auf, du frierst doch sonst!"

ALTER!!!1 :-)))))

>
>Auch unfassbar, wie die Serie es immer wieder schafft eine Spannung aufzubauen, dass man gern mal das Atmen vergisst. Die Szene mit Lou&Lorne (macht ne Sitcom draus, Leude) im Diner, das Vorspiel im Aufzug, die Autofahrt am Ende zu Lesters Geschäft (die Kameraeinstellung durchs Seitenfenster zur Straße raus: Man kann gar nicht anders, als nach nem heranbrausendem Wagen mit Malvo am Steuer Ausschau zu halten).


Die Cold Opens sind fast immer super. Diesmal dieser lange Schuss in den offenen Mund beim Zahnarzt. Aber auch die lange aufnahme von dem Aquarium in dem chinesischen Restaurant, in dem sich die Mafia trifft, um dann zu zeigen, wie dieser Fisch entschuppt, ausgeweidet, paniert, gebraten und schlußendlich supereklig gegessen wird. Aber damit nicht genug! Derselbe Fisch (Also, nicht DERSELBE Fisch, diesselbe Art von Fisch) wird am Ende der Folge zur tödlichen Falle von Stavros Sohn und dem Bodyguard. That's some neat shit right there.

>
>Und endlich hat Molly mal die wohlverdiente Anerkennung für all ihre Arbeit als Batman bekommen, auch wenns nur von Bernie und Ert war.


Wie geil sie auch einfach das dumme scheißrätsel, dass der Episode den Titel gibt, gar nicht auflösen. Aber wieder schön inszeniert, wie sie vom Boden aufstehen. "Is there some kind of clown car down there?"

>Ich will gar nicht dran denken, dass jetzt kommende Woche GoT (ja gut, da kommt wenigstens nächstes Jahr wieder was) und dieses Meisterwerk hier auf einmal aufhören. Das pack ich doch nie.

Ja, Sommer ist immer schlimm. Orange is the new black gucken, Sachen nachholen, WM gucken... äh, eigentlich müsste ich arbeiten. Hrrrrrrrrrr...


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