Thema:
Klarer Fall: Ein Stück Videospiel-Geschichte. flat
Autor: The Snake
Datum:18.01.23 18:49
Antwort auf:Resident Evil Director’s Cut - Remaster HD - Remaster von MD

Bzgl. deines Remasters:

Die gefilmten Sequenzen schauen toll aus, einzig Rauch und Nebel sind artefaktbehaftet. In den gerenderten Sequenzen sieht man auch hin und wieder Artefakte, jedoch gefällt mir das Gesehene insgesamt wieder sehr gut. Besten Dank!

Zum Intro bzw. Spiel an sich (Achtung, Spoiler!):

Für mich ganz sicher eines der prägendsten Videospiel-Erlebnisse überhaupt. Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, ob es Herbst 1996 oder 1997 war, als ein Kumpel von mir, der das PAL-PS1-Original von Resident Evil besaß, dieses zu mir nach Hause mitgebracht hatte und es mir sogar auslieh, da er selber nicht weiter gekommen war. Wir müssten zu der Zeit 12 oder 13 Jahre alt gewesen sein (oha) und ich werde nie vergessen, wie unheimlich dieses Spiel auf mich gewirkt hat. Das galt auch für das Intro: Wir waren jung und kannten kaum etwas Vergleichbares, sodass an ein mehrfaches Schmunzeln, welches bei mir Jahre später aufkam und auch noch Heute aufkommt, noch nicht zu denken war. Chis' feinfühlige Mimik und wie sein Arm sich sanft nach unten bewegt, als sich der Helikopter aus dem Staub macht und eigentlich der ganze Cast: Einfach genial :) Aber wie beschrieben: Damals konnte uns auch das wirklich beeindrucken.

Der Spielverlauf war ebenfalls ein wunderbar schauriges und gleichzeitig beeindruckendes Erlebnis. Schon die ersten Minuten im Herrenhaus sorgten bei mir/uns für eine Anspannung, die ich bis Heute nicht vergessen habe. Optik, Musik, Sound und auch die Tür-Lade-Animationen erschufen eine für mich bis dato noch nicht erlebte, unvergleichlich dichte Atmosphäre. Zum Teil war es kaum möglich, weiterzuspielen, weil das Ganze einfach so unheimlich war :) Das galt vor allem dann, wenn die Kumpels nach Hause fuhren und man am Abend überlegte, ob man noch ein wenig weiterspielen sollte. Die Neugier, dieses mysteriöse Herrenhaus immer weiter zu erkunden und die eigene Angst zu überwinden, überwog. Und das war eine gute Entscheidung: Die Gameplay-Mechaniken gingen mir immer mehr in Fleisch und Blut über, wodurch ich etwas mehr Sicherheit erlangte, mit der Steuerung hatte ich schon damals nach kurzer Eingewöhnung keine Probleme. Und trotzdem war immer noch sehr vieles faszinierend, da ich bis zu dem Zeitpunkt fast ausschließlich Spiele kannte, in denen man sich zweidimensional von links nach rechts bewegte. In solch einem Spiel nun die Möglichkeit zu haben, sich das große, verschachtelte Haus nicht-linear zu erschließen, war einfach ein herausragendes Gefühl. Als ich dann im weiteren Spielverlauf sogar das eigentliche Herrenhaus verlassen und durch den Vorhof in den Wespen-und-was-dort-sonst-noch-so-lauerte-Schuppen absteigen konnte (inklusive ersten Zweifeln an dem ein oder anderen Charakter), sprengte dies die mir bekannten Konventionen um ein Vielfaches. Und damit nicht genug: Die Hunter (wir nannten sie immer Froschmänner), welche nicht nur bedrohlich aussahen und klangen, sondern auch sehr schnell mit einem Treffer tödlich sein konnten, sorgten beim erneuten Besuch der Villa für Gänsehaut. Auch die spätere Situation mit Enrico im Höhlensystem war so ein Fall, da sich der Täter ja in unmittelbarer Nähe aufhielt und somit die Gefahr dort zu jeder Zeit gegeben war. Gegen Ende hin im Labor ging es dann eher routinierter zu, da man bis dato ja schon einiges erlebt hatte und die Gameplay-Mechaniken bekannt waren, aber insgesamt war das Erlebte einfach wahnsinnig intensiv und gut. Und mit dem Spielende war ja noch längst nicht alles erlebt, es galt das Spiel mit dem zweiten Charakter (in meinem Fall Chris) zu überstehen, was aufgrund des noch weiter begrenzten Inventars sowie einiger Abänderungen auch nicht leicht war, mir meiner Erinnerung nach aber ganz gut gelang. Auch den Raktenwerfer hatte ich mir später noch erspielt. Zu dem Zeitpunkt geisterte bei uns in der Schulklasse auch das Gerücht herum, dass "irgendein Japaner das Spiel nur mit dem Messer in unter drei Stunden durchspielen konnte", was für mich schwer vorstellbar war. Nun denn, im Resident Evil-Remake (HD Remaster) habe ich das dann sehr viel später ebenfalls geschafft, wenn auch nur auf dem dortigen leichten Schwierigkeitsgrad :)

Insgesamt ist und bleibt das erste Resident Evil eines der für mich prägendsten Videospiel-Erlebnisse aller Zeiten. Weitere Versionen von Teil 1 und die Nachfolger habe ich nahezu allesamt genossen, wenngleich ich noch Nachholbedarf ab Teil 6 habe. Ich bin froh, dass Resident Evil auch in der heutigen Zeit noch zu überzeugen weiß und sich zudem ausreichender Beliebtheit erfreut. Die Serie hat sich diesen Status aus meiner Sicht mehr als verdient.

Hier noch ein Link zu früheren Videospiel-Zeitschriften-Tests der älteren Resident Evil-Spiele:

[https://www.kultboy.com/index.php?site=testb%2Ftestb&q=resident+evil]


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